(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Vollkaskogläubiger, Kommentar zur Lastenteilung bei faktischen Staatspleiten von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 18-11-2010

Frankfurt (ots) - Repräsentanten der Finanzbranche werfen den
Deutschen im Allgemeinen und den Geldanlegern im Besonderen gerne
eine "Vollkaskomentalität" vor. Die Bundesbürger gelten als
risikoscheu bis zur Halskrause, wollen gegen alles und jedes
abgesichert sein, und das natürlich nach Möglichkeit vom Staat.

Und Banken und andere Anleihegläubiger? Sie erwarten, wie die
Debatte über die Lastenteilung bei faktischen Staatspleiten zeigt,
für sich exakt das, was sie in Sonntagsreden kritisieren: ein
risikoloses Einkommen und einen Rundum-sorglos-Schutz auf Kosten der
Allgemeinheit. Hatte man uns nicht immer gelehrt, dass Rendite und
Risiko korrelieren? Schon vergessen, wenn es um die Eigenanlagen
geht: Die 8 bis 12% Ertrag, die ein Iren- oder Griechen-Bond abwirft,
wird man doch noch mitnehmen dürfen. Aber allfällige Verluste tragen?
Gott behüte! Dafür gibt es den Euro-Rettungsfonds und Anleihekäufe
der Notenbanken.

Was, bitte, ist das anderes als die Privatisierung von Gewinnen
und Vergesellschaftung von Verlusten?

Und die Politik möge bloß nicht wagen, vorlaut über einen
Krisenmechanismus zu reden, der vorsieht, künftig auch die Investoren
zur Kasse zu bitten, wenn ein Staat klamm wird! Das könnte den Markt
verunsichern. Nach dieser kruden Logik sind für die global
grassierende Staatsschuldenkrise nicht etwa jene Akteure zumindest
mitverantwortlich, die längst haushoch in der Kreide stehenden
Regierungen gar nicht genug Geld in den Rachen werfen konnten. Auch
dass es sich bei den Multimilliardenhilfen zur Stabilisierung
Griechenlands, Irlands oder des ganzen Euro in Wahrheit um
Rettungspakete zugunsten der Banken, und zwar keineswegs nur jener in
den betroffenen Ländern, handelt, wird geflissentlich übersehen.

In welcher Scheinwelt leben diese Leute? Wenn ein Schuldner
zahlungsunfähig ist, muss er sich mit seinen Gläubigern einigen, und
das geht in aller Regel nicht ohne Zugeständnisse der Geldgeber wie
Moratorium oder Teilschuldenerlass ab. Es gab nie überzeugende
Gründe, im Fall von Griechenland, Irland & Co. von dieser Norm
abzuweichen. Der Londoner Club der Gläubigerbanken wäre das adäquate
Gremium gewesen, neue Konditionen auszuhandeln. Denn um die
Interessen der privaten Gläubiger geht es. Dass diese einen Beitrag
leisten, ist ja wohl das Mindeste. Denn eine Vollkaskomentalität, da
hatten die Banker in ihren Sonntagsreden ganz recht, ist von Übel.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

301797

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Börsengang von General Motors Bielefeld (ots) - Totgesagte leben länger. Man kann General Motors verstehen, wenn es die Wiederauferstehung an der Börse mit Saus und Braus feiern möchte. Schließlich war von einem steilen Anstieg noch vor einem Jahr nichts zu sehen. Damals stand der einst weltgrößte Automobilhersteller vor dem Abgrund. Genau dies hinterlässt außerhalb der USA allerdings auch einen faden Nachgeschmack. Schließlich wurde General Motors durch einen Riesengriff in die amerikanische Staatskasse gerettet. Andere Konzerne mussten ohne 49,5 Milliarden mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Bayer eiskalt Düsseldorf (ots) - Seit der Niederländer Marijn Dekkers 2009 zum neuen Bayer-Chef auserkoren wurde, ging im Konzern die Angst um. Jeder wusste, dass Dekkers sich zuvor als Chef eines US-Unternehmens einen Namen gemacht hatte, indem er ohne Rücksicht auf historische Bindungen Firmen kaufte und verkaufte oder gnadenlos auf Effizienz trimmte. Seine erste Tat bei Bayer war es denn auch, eiskalt den großen Traditions-Namen Schering zu tilgen. Mit seinem gestern verkündeten Sparprogramm, dessen Herzstück der Abbau von 4500 Arbeitsplätzen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / GM / Börsengang Osnabrück (ots) - Vorsicht In den USA ist immer alles riesig: hohe Häuser, breite Straßen, unendliche Parkplätze, atemberaubende Brücken und spritschluckende Straßenkreuzer. Und jetzt auch der neue Mega-Börsengang von General Motors. Unzeitgemäße Autos haben GM in den vergangenen Jahren tief in einen Sog gezogen, dessen Kraft durch die Wirtschaftskrise erheblich an Fahrt gewann: Vor knapp 18 Monaten war der Gigant faktisch pleite. Washington kam nicht umhin, mit gut 37 Milliarden Euro eine der größten US-Firmenpleiten mehr...

  • Hofmann Personal mit dem Ludwig Erhard Preis ausgezeichnet / Grundlage ist das EFQM-Modell für Excellence, das Führungskräfte darin unterstützt, Organisationen nachhaltig erfolgreich zu führen Nürnberg (ots) - Die I.K. Hofmann GmbH hat in der Kategorie "Mittlere Unternehmen" den Ludwig Erhard Preis gewonnen, die höchste Auszeichnung für Unternehmensqualität in Deutschland. "Auch wenn wir aufgrund unserer ständigen Prozessoptimierung recht selbstbewusst in diese Bewerbung und das Assessment gegangen sind, habe ich nicht wirklich damit gerechnet, den Preis schon im "ersten Anlauf" zu gewinnen. Aber dafür war natürlich die Freude über den Gewinn umso größer", sagt die Unternehmerin Ingrid Hofmann bei der Preisverleihung mehr...

  • Eisai unterstützt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit medikamenten im kampf gegen die lymphatische filariose London, November 19 (ots/PRNewswire) - Eisai Co., Ltd. (Hauptsitz: Tokio, President & CEO: Haruo Naito, "Eisai") verkündete heute die Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bereitstellung kostenloser Medikamente für die primäre Behandlung der lymphatischen Filariose. Die Erklärung wurde unterzeichnet von Haruo Naito, President und CEO von Eisai, und Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der WHO. Zum ersten Mal geht ein japanisches Pharmaunternehmen eine Partnerschaft mit der WHO in dem Bestreben mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht