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Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, nimmt Stellung zu dem heute veröffentlichten Band "Evangelisch aus fundamentalem Grund"

Geschrieben am 08-10-2007

Hannover (ots) - Am heutigen Montag, 8. Oktober, ist in Frankfurt
am Main der von Jürgen Micksch herausgegebene Band "Evangelisch aus
fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert" der
Öffentlichkeit präsentiert worden. In den Beiträgen der 15 Autoren
wird scharf abgerechnet mit der im November 2006 publizierten
Handreichung des Rates der EKD "Klarheit und gute Nachbarschaft.
Christen und Muslime in Deutschland". Der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber,
weist in einer ersten Stellungnahme die in dem Band erhobenen
pauschalen Vorwürfe zurück. Denn sie gehen im Wesentlichen an der
Intention und den Aussagen der Handreichung der EKD vorbei. Sie
bilden auch nicht das breite Spektrum der Diskussion ab, die durch
diese Handreichung ausgelöst wurde, sondern vermitteln ein höchst
einseitiges Bild. Demgegenüber begrüßt Huber es, wenn die Diskussion
zum Verhältnis von Christen und Muslimen in Deutschland verbreitert
und vertieft wird. Wer sich, wie der Rat der EKD es getan habe, mit
einer profilierten Äußerung zu Wort melde, bejahe damit eine
kritische Diskussion. Der Rat stelle sich der Kritik und werde auch
die Beiträge des heute vorgelegten Bandes auf ihre Stichhaltigkeit
prüfen. Schon die ersten Leseeindrücke dieses Buches machten freilich
deutlich, dass nicht so sehr argumentative Einwände gegen die
Handreichung des Rates, sondern tiefgreifende Unterschiede im
theologischen Urteil und in der Einschätzung der gesellschaftlichen
und kulturellen Lage für diese Veröffentlichung ausschlaggebend
seien.

Die Stellungnahme des Ratsvorsitzenden hat folgenden Wortlaut:

Im Vorwort zu dem heute vorgestellten Band "Evangelisch aus
fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert"
erklärt der Herausgeber, Jürgen Micksch, damit solle "zur Diskussion
der EKD-Schrift beigetragen werden". In diesem Sinne begrüße ich die
neue Publikation. Sie kann dazu beitragen, dass die Diskussion zum
Verhältnis von Christen und Muslimen in Deutschland verbreitert und
vertieft wird. Wer sich, wie der Rat der EKD es getan hat, mit einer
profilierten Äußerung zu Wort meldet, bejaht damit eine kritische
Diskussion. Der Rat der EKD stellt sich der Kritik und wird auch die
Beiträge des heute vorgelegten Bandes auf ihre Stichhaltigkeit
prüfen. Angesichts eines Gesamtumfangs von 335 Seiten ist es nicht
realistisch und auch nicht angemessen, schon in einer ersten
Stellungnahme in Einzelheiten zu gehen. Die ersten Leseeindrücke von
den 15 kritischen Beiträgen lassen freilich bereits erkennen, dass
nicht so sehr argumentative Einwände gegen die Handreichung des
Rates, sondern tiefgreifende Unterschiede im theologischen Urteil
und in der Einschätzung der gesellschaftlichen und kulturellen Lage
für diese Veröffentlichung ausschlaggebend sind. Dafür nenne ich
einige Beispiele:

1. "Gemeinsamkeiten der abrahamischen Religionen Judentum,
Christentum und Islam" werden in der Handreichung nicht in der Weise
thematisiert, wie die Autoren des neuen Sammelbandes sich das
vorstellen. Der Grund dafür liegt darin, dass es theologisch nicht
weiterhilft, einzelne Vorstellungen aus ihrem Gesamtzusammenhang
herauszulösen und miteinander zu vergleichen. Jede Religion ist ein
unteilbares Ineinander verschiedenster Elemente, ein "dichter
Bildteppich" (Theo Sundermeier).
2. Die Handreichung ist - anders, als in diesem Band behauptet wird -
in der Frage des gemeinsamen Betens ganz klar. Christliches Gebet
geschieht im Namen Jesu Christi. Das Plädoyer "für ein
weitergefasstes Verständnis von Offenbarung", um ein gemeinsames
Beten "nicht als theologisch illegitim erscheinen" zu lassen, führt
in fundamentale Differenzen hinein.
3. Mission wird in diesem Band von vornherein als bedrängende oder
unter Druck setzende "Missionierung" verkannt. Der Ansatz der
Handreichung, Mission als respektvolle Begegnung, werbendes Zeugnis
von der eigenen Erkenntnis der Wahrheit und offen für den Dialog zu
bestimmen, wird übergangen.
4. Wer am Geist und am Ton der Handreichung Anstoß nimmt, sollte sich
zuvor dem sachlichen Gehalt ihrer Feststellungen und Fragen stellen.
Es kann nicht hingenommen werden, dass vor der Behandlung der Sache
in Beschwerden ausgewichen wird, die sich auf Empfindungen von Lesern
berufen.
5. Die Idee, eine solche Handreichung gemeinsam mit Muslimen oder in
Abstimmung mit ihnen zu verfassen, ist vom Rat der EKD bewusst nicht
aufgegriffen worden. Ein solches Verfahren würde am ehesten dazu
führen, dass kritische Anfragen in dem so vorbereiteten Text gar
nicht vorkommen.
6. Die Behauptung, die EKD führe gar keinen Dialog mit den Muslimen,
sondern "sie beobachtet und prüft sie im Gewande eines
para-staatlichen Organs", ist lediglich eine polemische Denunziation.

Wie diese Beispiele zeigen, gehen die in diesem Band
zusammengestellten kritischen Beiträge im Wesentlichen an der
Intention und den Aussagen der Handreichung der EKD vorbei. Sie
bilden auch nicht das breite Spektrum der Diskussion ab, die durch
diese Handreichung ausgelöst wurde, sondern vermitteln ein höchst
einseitiges Bild. Durch eine ganze Reihe von Beiträgen zieht sich der
Vorwurf, die EKD tue nichts oder jedenfalls zu wenig, einer sich
ausbreitenden "Islamophobie" entgegenzuwirken. Der Herausgeber
beginnt das Vorwort mit einem Verweis auf "rassistische und
islamfeindliche Briefe". Es ist deutlicher Widerspruch nötig, wenn
auf diese Weise suggeriert wird, die Handreichung sei
mitverantwortlich für die Zunahme einer antiislamischen Stimmung.
Auch die EKD bekommt "rassistische und islamfeindliche Briefe". Gegen
Lob von der falschen Seite kann man sich nicht verlässlich schützen.
Was die EKD in ihrer Handreichung aber getan hat - und worauf die
Schreiber derartiger Briefe regelmäßig hingewiesen werden -, ist
dies, für gute Nachbarschaft zwischen Christen und Muslimen in
Deutschland zu werben. Diese Seite der Handreichung wird in den
kritischen Beiträgen des Bandes nicht gewürdigt. Dabei bietet sie -
unbeschadet der bleibenden Differenzen in einigen grundsätzlichen
Fragen - gerade in dieser Hinsicht eine breite Plattform für ein
gemeinsames, konkretes Engagement.

Berlin/Hannover, 8. Oktober 2007
Bischof Dr. Wolfgang Huber
Vorsitzender des Rates der EKD

Für die Richtigkeit
Hannover/Berlin, 8. Oktober 2007
Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55310
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


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