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Der Fledermaus-Flüsterer: ein Mann zieht dem Vampir-Unsinn den Zahn

Geschrieben am 30-08-2007

Dahme (ots) -

Der ausgezeichnete Naturschützer Axel Kramer begeistert eine
Region für Fledermausschutz

Ein Geräusch wie das eines Maschinengewehrs. So hoch, dass unser
menschliches Ohr, ja nicht einmal ein Hund es hören könnte. Mehrere
"Schüsse", von denen jeder Einzelne nur den Bruchteil einer Sekunde
hallt. Mit einem merkwürdig veralteten überdimensionierten "Handy" am
Ohr reckt Axel Kramer den Kopf in den Nachthimmel. Nur mit diesem
speziellen Detektor lassen sie sich orten: die Ultraschallrufe der
Fledermäuse. Jeden Abend machen sich die Tiere auf die Jagd, eine
Jagd mit vielen "Opfern": "2.500 Mücken pro Nacht schafft eine
Fledermaus", erklärt Axel Kramer, während seine Gruppe in den dunklen
Himmel starrt. Wie jeden Mittwoch steht eine große Menschentraube auf
der Wiese im Dahmer Kurpark, lauscht den sonderbaren Geräuschen und
sucht den Himmel ab. Immer wieder schlagen einige wild um sich. "Wenn
Sie die Mücken zu sehr plagen, dann sollten Sie sich einen
Fledermauskasten anschaffen", rät Axel Kramer, "denn Fledermäuse
können für uns sehr nützlich sein: Sie fressen die Plagegeister."

Im Hinterhof des Modegeschäftes Möller kämpft sich der 48-Jährige
durch seine voll gestopfte Garage. Der Mann passt so gar nicht in das
Klischee des Naturschützers mit langen Haaren, Wollpullover und
Birkenstocklatschen. Nachdem Kramer sich an Bergen von Spanplatten
und Holzresten vorbei gezwängt hat, erreicht er schließlich den engen
Spalt zwischen der Kreissäge und dem Wandregal. Nach und nach kramt
er zwei Taschenlampen und drei Glaskästen mit ausgestopften
Fledermausarten für seine Führungen aus dem Regal: Daneben türmt sich
allerlei Holzspielzeug: Figuren für ein
Fledermaus-ärgere-dich-nicht-Spiel, Teile eines überdimensionalen
Fledermaus-Puzzles und eine ganze Fledermaus-Kegelbahn, die im
unteren Regalfach aufgebaut ist. "Eine Gruppe von Ein-Euro-Jobbern
hat die Sachen gebaut, die wir jetzt auf Veranstaltungen wie der
'Nacht der Fledermäuse' einsetzen", erklärt Kramer. "Die haben
wirklich Spaß dran gehabt. Als sie nach einem halben Jahr gehen
mussten, hatten sie richtig Tränen in den Augen". Fledermäuse sind
Axel Kramers Leidenschaft. Seit 27 Jahren ist er aktiver
Fledermausschützer, weshalb ihn das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF)
und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) 2006 mit dem muna-Preis
und 5.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet haben. Die muna (Mensch und
Natur) will die Menschen stark machen, die aus freien Stücken der
Natur helfen. Sie motiviert die Preisträger, in ihrem Bemühen um den
Schutz einer intakten Natur nicht nachzulassen, und animiert andere,
ihnen nachzueifern. Seit 1980 baut Axel Kramer Fledermauskästen und
hängt sie in seiner Umgebung auf. Seit elf Jahren bietet er in den
Sommermonaten wöchentlich seine Fledermausführungen an.

Drei der 22 einheimischen Fledermausarten sind bereits
ausgestorben, 13 laut roter Liste gefährdet oder vom Aussterben
bedroht. Aber was kann man schon tun? Ist der Einzelne nicht machtlos
gegen Insektizide, Verkehr, Windkraftanlagen und die Vernichtung des
Lebensraumes? Axel Kramer kennt das Wort Resignation nicht. Er weiß,
dass penetrante, besserwisserische Schutzversuche keinen Erfolg
haben. "Man muss die Leute für den Naturschutz begeistern und ihnen
zeigen, welchen Nutzen sie davon haben." Bestes Beispiel: die
Zusammenarbeit mit Frank Timpe, dem Kurdirektor des Ostseebads Dahme:
"Tourismus und Naturschutz arbeiten hier Hand in Hand zusammen. Wir
haben ein zusätzliches touristisches Angebot und bekommen dadurch
kostenlose Werbung." Dem Fledermausschützer ist das nur recht. Die
Touristen lernen in ihrem Urlaub etwas über die Natur und tragen den
Naturschutzgedanken mit nach Hause in das gesamte Bundesgebiet. "Die
Leute müssen über die Gefahren um unsere Natur Bescheid wissen, denn
um diese Tiergruppe ist es in Deutschland schlecht bestellt." Man
merkt's ihm an: Der Mann lebt, was er sagt.

Axel Kramer bremst vor einem grauen Gebäude mit Flachdach. Er ist
gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Kurpark. Drei schwarze Kästen
mit einer weißen Fledermaus-Silhouette hängen neben einem Schild mit
der Aufschrift "Kurverwaltung". "Hier an der Kurverwaltung und dort
an dem Haus auf der gegenüberliegenden Seite haben wir erst vor
wenigen Wochen neue Fledermauskästen angebracht", erzählt er. Über
einhundert Hausbesitzer in Dahme haben sich mit solchen Kästen
eingedeckt. Eine Edelstahl-Plakette weist deren Eigenheime als
"fledermausfreundliches Haus" aus. Gebaut werden die Fledermauskästen
von einer Behindertenwerkstatt, den "Oldenburger Werkstätten". "Seit
einem Jahr ist die Nachfrage nach den Kästen enorm gestiegen", sagt
Kramer "Die kommen mit der Produktion gar nicht mehr nach." Der
Verkauf der Kästen sichert sechs feste Arbeitsplätze in den
"Oldenburger Werkstätten". "Damit hilft das Projekt nicht nur dem
Naturschutzgedanken. Es hat auch einen sozialen und wirtschaftlichen
Effekt", erklärt Kramer bevor er wieder auf seinen Drahtesel steigt.

Es ist ein schöner Tag. Die Sonne steht tief am Himmel.
Geschotterte Gehwege durchziehen die weiten Grünflächen im Kurpark.
Hohe Bäume bieten viel Schatten und lassen den Park groß erscheinen.
Etwa 50 Leute tummeln sich auf dem einzigen gepflasterten Platz im
Kurpark. Es sind nicht so viele Besucher gekommen wie erwartet, an
anderen Tagen sind es schon mal über 300. Um 21 Uhr geht es los: "Hat
hier jemand Angst vor blutsaugenden Fledermäusen?" nimmt Axel Kramer
seine Gäste auf die Schippe, "Kreuz und Knoblauch hätte ich dabei."
Die Menge lacht und stellt sich dichter um ihn herum. "Mit wem sind
Fledermäuse verwandt? Weiß das jemand?" Stille. Die Leute blicken auf
den Boden, um auf jeden Fall zu vermeiden, angesprochen zu werden.
Nur die kleine achtjährige Nina traut sich: "Mit der Maus". Kramer
schüttelt grinsend den Kopf. "Die Fledermäuse sind näher mit Igeln
verwandt", erklärt der Experte.

Die Sonne ist untergegangen und die Grillen zirpen energisch um
die Wette. Damit weder die Eltern ihre Kinder, noch die Kinder ihre
Eltern stören, gibt es heute Abend zwei Führungen. Die Mitarbeiter
Frank Schütt und Helge Siems teilen die Fledermaus-Detektoren aus.
Die Kleinen folgen den beiden Männern und halten sich sofort den
Detektor ans Ohr. Jeder will als Erster eine Fledermaus finden. Auf
einer kleinen Lichtung machen sie halt. Plötzlich beginnen die Geräte
in kurzen Abständen vier oder fünf Mal hintereinander zu knattert.
Aufgeregt recken die Kinder ihre Köpfe in die Höhe und suchen
aufmerksam den Himmel ab. "Da war eine", ruft der neunjährige Florian
und zeigt auf den dunklen Schatten einer flatternden Fledermaus. Am
Ufer des Kurparkteiches treffen die Eltern mit den Kindern wieder
zusammen. Es ist völlig dunkel, die Bäume und Sträucher sind nur noch
schemenhaft zu erkennen. Die Detektoren geben pausenlos Signale. Axel
Kramer schaltet beide Taschenlampen ein und zielt auf die
Wasseroberfläche. Immer wieder sausen Fledermäuse durch den
Lichtkegel der Lampe. Endlich lassen sich die Tiere ausgiebig
beobachten.

Fledermaus-Vater Kramer hat mit seinem Engagement einen Stein ins
Rollen gebracht. Die Bestände in der Region haben sich in den letzten
Jahren deutlich erholt. Vor drei Jahren ist Dahme als erster
"Fledermausfreundlicher Ort" ausgezeichnet worden. Nachdem Kramer die
muna erhalten hatte, ist das Projekt auch über Dahme hinaus in die
Schlagzeilen geraten. Andere Orte in Ostholstein und im gesamten
Bundesgebiet haben die Idee übernommen und bringen Fledermauskästen
an öffentlichen Gebäuden an. Resignation und Kapitulation vor den
Umweltproblemen dieser Welt? Dem setzt Kramer beherztes Engagement
entgegen. Und ist sich sicher, dass so auch andere Naturschützer
ticken. Gespannt blickt er deshalb auf den 28. September, wenn im
Zentrum für Umweltkommunikation der DBU in Osnabrück die muna ein
weiteres Mal verliehen wird - 113 Naturschützer haben sich in diesem
Jahr um die muna 2007 beworben. Kramer weiß, was ihm und seinen
Fledermäusen der Preis gebracht hat. Er packt seine Utensilien
zusammen. Und während ihm eine Fledermaus ein letztes Mal um die
Ohren zischt, wünscht er seinen Nachfolgern "viel Glück"! Und
ergänzt: "Die Natur kann's brauchen..."

Ramon Brentführer/DBU

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Ramon Brentführer
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
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