BDI-Präsident Thumann präsentiert auf der Hannover Messe aktuellen BDI-Konjunktur-Report: "Stimmungshoch der Wirtschaft ist ein Vertrauensvorschuss"
Geschrieben am 24-04-2006 |   
 
    Berlin (ots) - "Das aktuelle Stimmungshoch in Deutschland ist  zunächst ein Vertrauensvorschuss, den besonders die Wirtschaft der  Politik gibt", erklärte BDI-Präsident Jürgen Thumann auf der Hannover Messe anlässlich der Vorstellung des neuen BDI-Konjunktur-Reports.  Die Politik müsse sich darüber im Klaren sein, dass der  Vertrauensvorschuss nicht von unbegrenzter Dauer sei.
     Der BDI erwarte für 2006 ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent.  "Mit einem Quäntchen Glück können wir auch zwei Prozent erreichen.  Das ist eine Prognose, die viel mit Optimismus zu tun hat", sagte  Thumann. "Wir setzen weiter auf den Export. Wir hoffen auf die  Binnenkonjunktur. Wir vertrauen auf politische Versprechen."
     "Unsere Konjunkturprognose für 2006 ist optimistisch. Aber ich  habe auch Sorge, dass ein fiskalischer Aderlass der positiven  Entwicklung in 2007 Kraft entzieht. Die Große Koalition hat bereits  auf die Konjunkturbremse getreten", so der BDI-Präsident. Die  Stichworte seien: Mehrwertsteuer, Versicherungssteuer, Diskussionen  über Reichensteuer, Gesundheitssoli und Anhebung der Pauschalabgaben  für Mini-Jobs. Die Befürchtung, dass die Wachstumsdynamik sich 2007  verringere, gelte umso mehr, als die geplante Mehrwertsteuererhöhung  nicht voll am Markt überwälzt werden könne. Eine Verlangsamung sei jedoch nicht zwangsläufig. Thumann: "Es hängt  jetzt von der Politik ab, den Erwartungen zu entsprechen und einen  dauerhaften Aufschwung zu schaffen." Die Wirtschaft brauche  verlässliche Signale, dass jetzt etwas passiere: Auf dem  Arbeitsmarkt, bei der Unternehmensbesteuerung, in der Energiepolitik, bei Forschung und Gesundheit. Es sei richtig, dass es vorsichtige  politische Bewegung gebe. Aber Bewegung sei noch keine Entscheidung.  Thumann: "Diskussionen über Reformen sind noch keine Reformen!"
     Derzeit profitiere die deutsche Industrie weiterhin von einer  kräftigen Weltkonjunktur. Produktion und Aufträge hätten nichts von  ihrem Schwung verloren - trotz des hohen Ölpreises. Die Erwartungen  der Exporteure seien auf breiter Front optimistisch. Gut sieben  Prozent Ausfuhrwachstum erwarte der BDI als Ergebnis seiner aktuellen Umfrage. Im Sog der lebhaften Exportkonjunktur expandierten auch die  Importe. Die steigende Importkurve belege, dass nunmehr auch die  Binnennachfrage anziehe.
     Die Ausrüstungsinvestitionen würden zum zweiten Motor der  Konjunktur. Immer mehr Firmen vermeldeten eine höhere Auslastung. Die Finanzierungs- und Ertragsbedingungen seien weiterhin günstig. Die  Abschreibungsmöglichkeiten seien durch die degressive AfA verbessert. Thumann: "All das wirkt sich positiv auf die Investitionen aus. Noch  dienen die meisten Investitionen dazu, bestehende Produktionsanlagen  nur zu erneuern. Aber zunehmend investieren die Unternehmen in  Produktionserweiterungen."
     Auch beim privaten Konsum gebe es einen Hoffnungsschimmer: Die  Einzelhandelsumsätze zögen an. Die Stimmung im Handel habe sich über  alle Sparten, Vertriebsformen und Größenklassen hinweg deutlich  verbessert. Aber es gebe auch Konjunkturrisiken: "Die größte Bürde  für die deutsche Konjunktur bleibt die schwierige Lage am  Arbeitsmarkt. Mehr denn je kommt es darauf an, die moderate  Lohnpolitik fortzusetzen", unterstrich Thumann.
     "Wir treten politisch auf der Stelle. Die Große Koalition muss  sich anstrengen, um mehr Wachstum und Beschäftigung im Land zu  ermöglichen", forderte der Industrie-Präsident. Das beste Rezept für  mehr Arbeitsplätze bleibe eine stärkere Flexibilisierung des  Arbeitsmarktes. Dazu gehöre ein moderner Kündigungsschutz und eine  verbesserte Lohnfindung. Noch sehe es nicht so aus, als ob die Große  Koalition hierfür den Mut fände. Ein Mindestlohn sei nur eine  Garantie für noch höhere Arbeitslosenzahlen, ganz besonders in  Ostdeutschland. Auch Kombilöhne seien keine Patentlösung. Es gebe  schon viele Kombilohnmodelle, nur gewirkt hätten sie bisher noch  nicht. "Der sinnvollste Weg wäre sicher, die bestehenden Modelle zu  straffen - etwa für einzelne ausgewählte Gruppen auf dem  Arbeitsmarkt. Und für mehr Transparenz für die Arbeitgeber und die  Arbeitnehmer zu sorgen," so Thumann.
     Zur Gesundheitsreform meinte Thumann, es sei schon bedrückend und  nicht zu akzeptieren, dass sich offensichtlich alle Politiker einig  seien, dass es auf jeden Fall teurer werde. "Wir müssen die  Ineffizienzen aus dem Gesundheitswesen heraus und die Kosten in den  Griff bekommen. Die Gesundheitskosten müssen allmählich von den  Beschäftigungsverhältnissen entkoppelt werden. Egal für welches  Modell sich die Politik entscheidet: Wir brauchen mehr Wettbewerb im  Gesundheitswesen und mehr Eigenverantwortung. Es geht dabei nicht nur um die Kosten. Wir brauchen die Reformen, um die Wachstumschancen  eines ganzen Wirtschaftssektors zur Entfaltung bringen."
     Wer gesamtwirtschaftliches Potenzial entfalten wolle, komme an  einer Unternehmenssteuerreform nicht vorbei. Diese könne große  Wachstumschancen eröffnen. Nach wie vor stehe Deutschland bei der  Unternehmenssteuer im internationalen Belastungsvergleich mit rund 39 Prozent für Kapitalgesellschaften und bis zu 46 Prozent für  Personengesellschaften an der Spitze. "Will Deutschland  wettbewerbsfähig sein, ist eine Entlastung der hoch besteuerten  Unternehmen unumgänglich. Nur so schaffen wir den Spielraum für mehr  Investitionen", unterstrich Thumann. "Aber eine  Unternehmenssteuerreform wäre ohne einen Ersatz der Gewerbesteuer nur eine halbe Reform." Zudem müsse die Reform der Erbschaftssteuer jetzt endlich auf den Weg gebracht werden und ab Januar 2007 gelten. Das  geplante Abschmelzen der Steuerlast erleichtere beim  Unternehmensübergang auf die nächste Generation die Fortführung des  Betriebes. Das sichere Arbeitsplätze hier im Land.
     Es gebe nun keinen politischen Grund mehr, die notwendigen  Reformen weiter zu verschieben. "Das Zeitfenster der politischen  Gestaltung steht jetzt gerade noch anderthalb Jahre offen. Die Große  Koalition muss dieses Zeitfenster nutzen. Das Vertrauen und die  günstigen Aussichten für 2006 müssen als Chance begriffen werden. Was wir brauchen, sind die richtigen wirtschaftspolitischen  Rahmenbedingungen an unserem Heimatstandort Deutschland. Das heißt  vor allem: Kostenbelastungen und Hemmnisse abbauen, die Stärken  Deutschlands im Innovationswettbewerb ausbauen, Deutschland  wettbewerbsfähig machen. Dazu bedarf es weiterhin großer  Anstrengungen und politischer Ideen. Die Große Koalition ist jetzt in der Pflicht. Sie hat es in der Hand, die Weichen zu stellen. Und sie  muss es jetzt tun", drängte Thumann. "Dann - aber auch nur dann -  kann aus der optimistischen Prognose für 2006 ein wirklicher  Aufschwung in 2007 werden."
  Originaltext:         BDI Bundesverband der Dt. Industrie Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6570 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6570.rss2
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