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Placebo-Effekt sichtbar gemacht

Geschrieben am 23-04-2006

Berlin/Hamburg (ots) - Wirkstofffreie Placebos lindern bei etwa
jedem dritten Patienten die Beschwerden. Reine Einbildung? Nein: Eine
aktuelle Studie des Universitätsklinikums Hamburg weist jetzt nach,
dass Placebo-Schmerzmittel die Schmerzverarbeitung im Gehirn
verändern. Auf Kernspintomographie-Bildern kann man den
Placebo-Effekt sogar sichtbar machen.

Die Hamburger Forscher untersuchten mit Unterstützung durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 19 Studenten. Den
Studienteilnehmer wurde auf den Handrücken eine Placebo-Salbe
aufgetragen - mit der Information, es handle sich um ein stark
schmerzlinderndes Medikament. Anschließend setzten die
Wissenschaftler mit einem Laser Schmerzreize an beiden Handrücken.
Die Studienteilnehmer gaben an, ob an der eingecremten Hand der
Schmerz geringer war oder nicht. Während des Experimentes nahmen die
Wissenschaftler mithilfe der funktionellen Kernspintomographie
Schnittbilder von Gehirn auf. Darauf konnten sie erkennen, welche
Hirnareale gerade aktiv waren.

Placebos setzen körpereigenes Morphium frei

Alle Studienteilnehmer unterzogen sich dem Experiment zweimal -
einmal wurde die rechte und einmal die linke Hand eingecremt. Bei
etwa der Hälfte der Untersuchungen linderte die wirkstofffreie Salbe
den Schmerz. Dieser Placebo-Effekt ist auf den
Kernspintomographie-Bildern nachweisbar. Drei Hirnregionen waren dort
besonders aktiv: "Von diesen Hirnarealen wissen wir, dass sie an der
Schmerzverarbeitung beteiligt sind, unter anderem an der
körpereigenen Schmerzhemmung durch Endorphine - morphiumartige
Substanzen, die der Körper selbst produziert. Auch morphiumhaltige
Medikamente entfalten ihre schmerzlindernde Wirkung zu einem großen
Teil über diese Hirnregionen", erläutert Projektleiter Büchel. "Wir
vermuten deshalb, dass Placebo-Schmerzmittel eine
Endorphin-Ausschüttung auslösen. Die Endorphine hemmen dann in den
drei von uns identifizierten Hirnregionen die Schmerzwahrnehmung."

Darüber hinaus scheinen diese Areale für das so genannte
konditionierte Lernen eine Rolle zu spielen. Büchel: "Wenn man weiß,
dass man gleich Schmerzen haben wird, diese Schmerzen aber bereits
kennt, tut es weniger weh, als wenn die Schmerzen zum ersten Mal
auftreten. Der Körper hat aus den Schmerzen gelernt und schüttet
rechtzeitig Endorphine aus. An diesem Lernvorgang sind die drei
Hirnregionen ebenfalls beteiligt." Büchel hofft, den Placebo-Effekt
eines Tages stärker therapeutisch nutzen zu können. "Fakire laufen
durch Scherben, ohne Schmerzen zu haben oder durchbohren sich die
Zunge, ohne dass es blutet. Bei solchen Phänomen spielen
wahrscheinlich ähnliche Vorgänge wie beim Placebo-Effekt eine Rolle.
Vielleicht finden wir ja Wege, um dieses Potenzial, das in uns
schlummert, zu nutzen."

Originaltext: BM für Bildung und Forschung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=23894
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_23894.rss2

Pressekontakt:
Prof. Dr. Christian Büchel
Neurologische Universitätsklinik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Tel.: 040 42803-4726
Fax: 040 42803-5086
E-Mail: buechel@uke.uni-hamburg.de


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