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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tarif-Streit bei der Bahn

Geschrieben am 05-08-2007

Bielefeld (ots) - Eine Lok, einmal auf ein Gleis gesetzt, kann bis
zur nächsten Weiche oder dem nächsten Abzweig nur den Schienen folgen
oder rückwärts fahren. Es scheint so, als gelte dies bei der Bahn
nicht nur für Lokomotiven, sondern auch für das Management, die
Lokführer-Gewerkschaft und für die Politiker. Nur dass die handelnden
Akteure sogar noch unflexibler sind: Rückwärtsfahrten sind bei
Vertretern dieser Spezies schon aus grundsätzlichen Erwägungen
ausgeschlossen.
So rasen wir denn geradewegs auf einen Streik zu, der, wenn er nicht
in letzter Minute noch abgewendet wird, den Steuerzahler und die
Wirtschaft viel Geld und die Bahn einiges an Ansehen bei ihren Kunden
kosten wird. In Sachen Börsengang hat die Notbremsaktion der
Bundesländer immerhin für eine kleine Verzögerung gesorgt. Noch aber
machen die Bundesregierung und insbesondere ihr Verkehrsminister
Wolfgang Tiefensee keinerlei Anstalten, das eingefahrene falsche
Gleis zu verlassen und das Schienennetz in eine neutrale
staatliche Obhut zu geben.
Wenn man - wie Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Lokführer - jemanden
rückwärts an den Abgrund drängt, darf man sich nicht wundern, wenn
der Betroffene beginnt, wild um sich zu schlagen. Die klare harte
Linie des Managers, der durch Gerichtsurteile sowie Rausschmiss- und
Schadensersatz-Drohungen die Gewerkschaftler vom Streik abhalten
will, mag ihm die Sympathien einer breiten Öffentlichkeit einbringen.
Eine tarifliche Einigung ist auf diesem Gleis allerdings kaum möglich
- es sei denn, um den Preis einer sehr hohen Lohnanhebung oder
alternativ des totalen Gesichtsverlustes der Gegenseite.
Zugegeben, ein Tarif-Bruttolohn von höchstens 2142 Euro ist für das,
was einmal der Traumberuf vieler Jungen gewesen ist, nicht eben viel.
Auf der anderen Seite sollten die neue Lokführer-Gewerkschaft GDL und
ihr Vorsitzender Manfred Schell endlich zur Kenntnis nehmen, dass bei
der privaten Konkurrenz teilweise noch weniger gezahlt wird. Auch
geht es hier um eine grundsätzliche Frage: Wenn sich jede kleine
Gruppe entsolidarisiert und auf ihrem eigenen Tarifvertrag besteht,
wird die Fahrt für unsere Gesellschaft insgesamt zu teuer und zu
risikoreich.
Allerdings sind die Gleise in diesem Tarifstreit jetzt so
eingefahren, dass ohne ein vermittelndes Eingreifen der Politik wohl
nichts mehr an einem wochenlangen Streik vorbeiführt.
Das Veto der Länder hat in dem anderen Streit immerhin die Chance
eröffnet, dass es doch noch zu einer vernünftigen Lösung kommt. Diese
kann aber nur heißen: Das Schienennetz muss von der Bahn AG
abgetrennt werden. Nur dann ist ein echter und fairer Wettbewerb
möglich, von dem auch die Bahnkunden profitieren.
Es ist doch nicht einzusehen, dass das Netz, das mit Steuerzahlergeld
aufgebaut wurde, einem einzelnen Unternehmen zugeschlagen wird. In
der Telekommunikation, beim Strom, beim Gas - überall, wo das so
gehandhabt wurde, hat es den Wettbewerb erschwert oder ganz
verhindert.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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