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Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Milchpreisen

Geschrieben am 30-07-2007

Wiesbaden (ots) - Man kommt sich vor wie an der Börse. Die
Über-Sensibilität der Aktienhändler scheint sich auf die Agrarbranche
übertragen zu haben. Die steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen,
Tierseuchen, Missernten und selbst Dürreperioden im fernen Australien
werden in diesen Tagen als Gründe für den Anstieg vieler
Lebensmittelpreise genannt. Nicht nur wir Bundesbürger bekommen eine
neue Idee davon, wie Globalisierung außer auf dem Arbeitsmarkt und in
den Sozialsystemen noch wirken kann.
Dabei kommt die Preisattacke fast wie aus heiterem Himmel. Von der
weithin unbekannten "Zenralen Markt- und Preisberichtsstelle für
Erzeugnisse der Land-, Forst und Ernährungswirtschaft" (ZMP) ohne
wirklich konkrete Zahlenbasis verkündet, gilt sie quasi als
beschlossene Sache. Das weckt den Verdacht, dass wir Verbraucher
abgezockt werden sollen. Besonders der angekündigte Anstieg um bis zu
50 Prozent bei Milchprodukten lässt Böses
ahnen: Denn der fünfprozentige Zuschlag auf die Preise der Landwirte
kann diese Marge beim Handel wohl nicht rechtfertigen, die wachsende
Nachfrage nach Trockenmilch aus Fernost (schon wieder sind die
Chinesen schuld) auch nur zum Teil. Das nährt die Vermutung, dass der
Handel mal eben seine Handelsspanne aufbessern will.
Wir erleben in diesen Tagen nicht nur eine Auswirkung weltweiten
(Markt-)Wirtschaftens. Der Preissprung hat auch etwas mit der
langjährigen Praxis der Subventionierung von Agrarprodukten und deren
Spätfolgen innerhalb der EU zu tun. Wenn Brüssel zahlte, wurde
produziert: Milch, Schweine, Getreide, Kühe, Schafe, was sich gerade
anbot und meistens zu viel. Jetzt, nach der eingeleiteten Umstellung
der Förderung, sind nicht mehr alle Produkte lukrativ für die Bauern,
sie werden knapper. Eigentlich genau der Markt, den wir uns für die
EU so lange gewünscht haben, der aber zumindest im Fall der
Milchprodukte missbraucht zu werden scheint. Dagegen können sich die
Verbraucher nur teilweise wehren. Butter kann man mit Pflanzenfetten
ersetzen, bei der puren Milch gibt es keine echte Alternative. So
bleibt nur die Hoffnung, dass der Preisanstieg insgesamt zum einen
gar nicht so deftig ausfällt wie angekündigt und dass vor allem große
Lebensmittelketten die Preisaufschläge für Milchprodukte nur
eingeschränkt an ihre Kunden weitergeben.

Originaltext: Wiesbadener Kurier
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=64428
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_64428.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Wiesbadener Kurier
Melanie Wied
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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