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Südwest Presse: Kommentar: Welterbe

Geschrieben am 25-06-2007

Ulm (ots) - WelterbeKirchen können sie bauen, die Sachsen. Aber
Brücken? Die 1945 so schwer verwüstete Stadt Dresden zeigt sich
heute, zumindest in der Silhouette, (fast) wieder so barock wie von
Canaletto vor 250 Jahren gemalt. Der Wiederaufbau der Frauenkirche:
ein bürgerschaftlicher Kraftakt ohnegleichen; zwei Drittel der
Baukosten von 180 Millionen Euro kamen durch Spenden herein. Jetzt
macht das "Elbflorenz" mit einem 160-Millionen-Projekt wieder
weltweit Schlagzeilen: negative.
Das Dresdner Elbtal steht auf der roten Liste des bedrohten
Welterbes, weil eine scheußlich massive Brücke gebaut werden soll,
die nicht nur die wertvolle Flussaue quert, sondern auch ein
Postkartenpanorama. In Neuseeland hat das Unesco-Komitee gerade ein
Ultimatum gestellt: Liegt bis zum 1. Oktober kein alternativer Plan
vor, verliert Dresden den Titel. Ziemlich peinlich - noch nie ist ein
Welterbe-Status aberkannt worden. Auch Köln kippte zuletzt
Hochhauspläne in der Innenstadt, weil die Unesco den Dom auf die rote
Liste gesetzt hatte.
Die Menschheit hat gewiss größere Sorgen als einen Brückenbau durchs
Elbtal. Das gefährdete Ökosystem auf den Galapagos-Inseln oder im
westlichen Kaukasus sind andere Welterbe-Größen. Aber jetzt wurden
das Kathmandu-Tal in Nepal oder der Rio-Platono-Urwald in Honduras
von der roten Liste gestrichen, weil die Länder vieles zum Schutz der
Gebiete unternahmen - und dann soll ausgerechnet das reiche
Deutschland nicht sein Welterbe bewahren können?
Deutschland aber ist erstens ein Rechtsstaat, und zweitens hat der
Bund den Ländern in diesem Fall nicht viel zu sagen. Die Dresdner
haben sich jedenfalls in einem - bindenden - Bürgerentscheid 2005
mehrheitlich für die unschöne Brücke ausgesprochen. Hätten sie es
auch dann getan, wenn die Unesco damals klar signalisiert hätte, dass
Dresden im Falle eines Brückenbaus den Welterbetitel verlieren würde?
Georg Milbradt, der sächsische Ministerpräsident (CDU), spricht jetzt
von "Erpressung" und wirft dem Unesco-Komitee vor, "die demokratische
Willensbildung", also den Bürgerentscheid, zu missachten. Genau diese
Willensbildung aber ist zwischen Gegnern und Befürwortern der
Waldschlösschenbrücke voll im Gange - mit neuen Ergebnissen.
Dresden löst sein Verkehrsproblem einfach mit einem Tunnel. Oder es
könnte zumindest der aus einem erneuten Wettbewerb hervorgegangene
und vom Dresdner Stadtrat favorisierte Brückenentwurf des Stuttgarter
Architekten Jörg Schlaich verwirklicht: schlanker, fast grazil; auch
billiger als die jetzt geplante Brücke.
Also, das Land Sachsen, das schon lange kein absolutistischer Monarch
wie August der Starke mehr regiert, sollte den Brückenbau nicht auf
Teufel komm raus durchziehen, sondern alle Möglichkeiten erneut
überprüfen und Brücken schlagen zu allen Beteiligten. Bei Gelegenheit
muss dann mal im Bundestag auf den Prüfstand kommen, dass es klare
Gesetze in Deutschland geben sollte, wie der Schutz des Welterbes
bewahrt bleiben kann.
Warum uns Baden-Württemberger das alles interessiert? Die
Klosteranlage Maulbronn und der Limes gehören zum Welterbe, und
Heidelberg will auf die Liste. Für die Tourismus-Vermarkter ist der
Titel ein Segen, ein gewaltiger Standortfaktor, öffentliches Geld
fließt leichter. Spätestens seit dem Fall Dresden ist aber auch klar:
Wer auf die rote Liste des Welterbes gerät, kassiert einen
erheblichen Image-Schaden.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=59110
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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