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Westdeutsche Zeitung: Doping: Wer trägt die Verantwortung? = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 24-05-2007

Düsseldorf (ots) - Die Enthüllungswelle schwappt scheinbar
unaufhaltsam über den Radsport. Wie bei einer Schussfahrt überrollen
uns Enthüllungen und Geständnisse über systematisches Doping in einem
Tempo, dem wir kaum noch folgen können. Und doch sind wir keine
Zeugen eines Selbstreinigungsprozesses, an dessen Ende ein sauberer
Radsport stehen würde.
Die Zeichen dafür sind unübersehbar: Da tritt allen Ernstes ein Rolf
Aldag vor die Kameras, der zerknirscht systematisches Doping in
seiner aktiven Zeit als Fahrer eingesteht und doch nicht als
Sportdirektor des aktuellen T-Mobile-Teams zurücktritt. Da macht uns
der Anwalt von Jan Ullrich durch die Blume deutlich, dass man von
seinem Schützling schon deshalb kein Geständnis erwarten könne, weil
die Vorwürfe gegen diesen noch nicht der strafrechtlichen Verjährung
unterliegen. Und der Rennstall der Telekom will uns weis machen, dass
die Verantwortung für die ebenso offensichtlichen wie bis zuletzt
konsequent verleugneten Missstände in diesem so genannten Sport
allein bei den Medizinern und Rennfahrern gelegen habe. Man möchte
meinen, dass mit der Fülle der Enthüllungen das Maß der Verlogenheit
noch zunimmt.
Wo liegt die tiefere Verantwortung für die Verseuchung des
Profiradsports? Sie liegt natürlich bei den Sponsoren, die
fortwährend Augen, Ohren und Mund verschließen. Sie haben den
unbedingten Erfolgsdruck auf die Sportler aufgebaut, und ihre
Statthalter wählten auch die medizinischen Betreuer aus, die vor
kriminellen Machenschaften nicht zurückschreckten. Die Verantwortung
liegt auch bei den Medien. Im Fall der ARD hat ein
öffentlich-rechtlicher Sender die Rolle des unabhängigen Beobachters
abgelegt, um selbst Teil eines Systems zu werden, das seine
Daseinsberechtigung allein aus dem Erfolg zieht.
Letztlich liegt ein Teil der Verantwortung auch bei uns Zuschauern.
Der Hochleistungssport ist ganz offensichtlich an seine menschlichen
Grenzen gestoßen. Schneller, höher, weiter geht mit dem menschlichen
Körper offenbar nicht mehr. Wir müssen uns nicht nur im Radsport von
der Erwartung immer neuer Rekorde lösen. Die Tugenden des Sports
werden nur eine Überlebenschance haben, wenn das Publikum sie auch
verlangt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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Westdeutsche Zeitung
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Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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