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Boersen-Zeitung: Was ist normal? Kommentar zur Zinspolitik der Europäischen Zentralbank von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 06-04-2006

Frankfurt (ots) - Entgegen der Markterwartung wird die Europäische
Zentralbank (EZB) den Leitzins nicht zum Mai, sondern zum Juni ein
weiteres Mal anheben. Das hat Präsident Jean-Claude Trichet auf der
Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt so deutlich vermittelt,
wie es geht - ohne es auszusprechen. Nachdem die wirtschaftlichen
Stimmungsindikatoren vor allem in Deutschland wiederholt überraschend
positiv ausgefallen waren, rechneten die Marktteilnehmer im Konsens
damit, dass die Notenbank die geldpolitischen Zügel schneller strafft
als zuvor erwartet.

Die Zentralbank hat damit deutlich gemacht, dass sie nicht auf die
sehr kurzfristigen Daten schielt. Stimmungsindikatoren und
Quartalsdaten schwanken zum Teil erheblich. Sie können ein falsches
Bild vom Trend zeichnen. Die mittelfristige Entwicklung ist aber die
entscheidende für den geldpolitischen Kurs der Notenbank. Wenn ein
Stimmungsindikator mal überschießt oder ein Quartal deutlich vom
Trend abweicht, sollte sich eine Notenbank davon nicht verrückt
machen lassen. Diese Politik der ruhigen Hand am geldpolitischen
Zügel ist zu begrüßen.

Zudem werden erst im Juni die neuen Prognosen der EZB-Volkswirte
vorliegen. Auf ihnen basiert das konjunkturelle Weltbild des
EZB-Rats, und sie vermitteln die Inflationserwartungen der Notenbank.
Die auf veröffentlichten Projektionen beruhenden Entscheidungen
erhöhen die Transparenz, was ausgesprochen positiv ist.

Warum die Währungshüter aber so lange damit hinterm Berg hielten,
dass sie sich in einem Straffungszyklus befinden, bleibt ihr
Geheimnis. Bislang hatte Trichet "eine Festlegung im Vorhinein auf
eine Reihe von Zinsschritten" ausgeschlossen. Gestern hat er sich zum
ersten Mal ausdrücklich dazu bekannt, dass inzwischen auf der
Zinstreppe schon zwei Stufen genommen worden sind und dass noch
weitere kommen werden.

Aber vor allem bleibt die Notenbank die Antwort schuldig, was sie
unter einem "normalen Zinsniveau" versteht. Wenn Trichet ausdrücklich
von einem Prozess der Normalisierung spricht, muss er auch eine
Vorstellung haben, wo dieses normale Niveau liegt. Die
vielbeschworene "Klarheit und Transparenz" ist das nicht. Hierzu
sollte die Notenbank ihre Vorstellung ebenso klar mitteilen, wie sie
es zur Höhe der akzeptierten Inflation vorbildlich tut.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
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Telefon: 069--2732-0


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