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Bioenergie-Boom: Genossenschaften sind gut vorbereitet

Geschrieben am 20-04-2007

Berlin (ots) - "Auf die aktuelle Diskussion über Möglichkeiten des
Klimaschutzes, der Bioenergie und Energieeffizienz ist keine
Wirtschaftsgruppe so gut vorbereitet wie die
Raiffeisen-Genossenschaften. Bereits zu Beginn der 90er Jahre stiegen
sie in die Vermarktung von Endprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen
ein. 1995 hatten die Genossenschaften ihr Angebot bereits auf über
200 Biodiesel-Tankstellen ausgebaut, heute sind es über 700. Auch die
Fuhrparks zahlreicher Genossenschaften wurden seit Beginn der 90er
Jahre schrittweise auf Biodiesel umgestellt", erklärte Manfred
Nüssel,Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der
Jahrespressekonferenz in Berlin.

Durch erfolgreiche Marketingaktivitäten bei den Zielgruppen
Privatkunden und Großverbraucher in der Landwirtschaft sowie
Spediteuren und kommunalen Nachfragern haben die Genossenschaften
eine hohe Akzeptanz für das Nischenprodukt Biodiesel erreicht. Ebenso
erfolgreich sind die Unternehmen im gezielten Aufbau neuer
Absatzmärkte im Bereich Erneuerbarer Energien, ein Beispiel ist der
expandierende Markt für Holzpellets.

Der Einsatz neuer Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energien
und von Solarkollektoren sowie Anlagen zur Verfeuerung fester
Biomasse werden staatlich durch Programme der KfW-Bankengruppe
gefördert. Raiffeisen-Genossenschaften nutzen diese Förderprogramme
gezielt zur Einbindung in komplette Beratungs- und Know-how-Pakete
rund um die Installation neuer Techniken zur Energieschonung bzw.
Erhöhung der Energieeffizienz.

Nationale Bioenergiepolitik: Korrekturen erforderlich

Bei der Ausgestaltung und unternehmerischen Umsetzung der
nationalen Energiepolitik sieht Nüssel dringenden Handlungs- und
Korrekturbedarf. Bereits bei der Verabschiedung des
Energiesteuergesetzes im Sommer 2006 hat der DRV auf die Gefahr
hingewiesen, dass mit dem schrittweisen Abbau der Steuerbegünstigung
für reine Biokraftstoffe der Absatz außerhalb der ab 2007 geltenden
Beimischungsquote erheblich an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt.

"Leider werden diese Befürchtungen durch die aktuellen
Entwicklungen bestätigt. Die Genossenschaften, die diesen Markt
langfristig aufgebaut haben, leiden unter einem dramatischen
Absatzeinbruch. Wird dieses Segment aufgegeben, sind die
ambitionierten Ziele der Europäischen Union, bis 2020 einen
Biokraftstoff-Anteil von 10 Prozent am gesamten Kraftstoffmarkt zu
erreichen, völlig unrealistisch", so Nüssel.

Korrigiert werden kann dies durch die kurzfristige Erhöhung der
Quoten für die Verwendung von Biotreibstoffen. Durch die zusätzliche
Nachfrage würden die vorhandenen Produktionskapazitäten vom
bestehenden Absatz- und Preisdruck entlastet und den jüngsten
Klima-Beschlüssen des EU-Gipfels Rechnung getragen.

Mehr Importe aus Drittländern

"Neueinsteigern muss klar signalisiert werden, dass die Bäume
nicht in den Himmel wachsen. Die europäischen Biotreibstoffmärkte
lassen sich nicht dauerhaft von internationalen Warenströmen
abschotten. Mehr und mehr Pflanzenöle werden aus Drittländern
importiert, um die hiesige Nachfrage der Biodiesel-Produzenten zu
decken. Ob diese Entwicklung steuer- und umweltpolitisch noch
gerechtfertigt ist, muss hinterfragt werden", erklärte der
Raiffeisen-Präsident.

Der DRV kann potentielle Investoren nur warnend auf die Risiken
hinweisen. Spätestens nach Abschluss der WTO-Verhandlungen ist ein
verstärkter Import auch von Bioethanol aus Ländern, die diesen
Treibstoff rohstoffbedingt preisgünstiger anbieten können, nicht mehr
auszuschließen. Die Förderung des Baus neuer Anlagen durch Bund und
Länder sollte deshalb sehr sorgfältig geprüft werden.

Biogas/Biomasse: Strukturelle Verwerfungen verhindern

Die Verstromung von Biomasse wird seit 2004 durch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) massiv gefördert. Mittlerweile sind
in Deutschland fast 3.500 Anlagen entstanden, die mit einer
Produktion von fast 1.500 MW aber nur knapp 0,5 % des hiesigen
Strombedarfs decken. Diese Anlagen haben einen Rohstoffbedarf, der
dem Aufwuchs von etwa 20 % der aktuellen Maisfläche Deutschlands
entspricht.

"Die zunehmende Flächenkonkurrenz führt zu höheren
Produktionskosten bei den landwirtschaftlichen Veredlungsbetrieben.
So entstehen regional massive Wettbewerbsnachteile gegenüber den um
den Absatzmarkt konkurrierenden landwirtschaftlichen
Veredlungsbetrieben in den benachbarten EU-Mitgliedstaaten. Hier
drohen strukturelle Verwerfungen und ggf. nachteilige
Umweltwirkungen, so dass der Gesetzgeber bei der Überprüfung des EEG
korrigierend eingreifen sollte", so Nüssel.

Nach Auffassung des DRV spricht nichts gegen eine in die
landwirtschaftliche Produktion integrierte Nutzung der Biomasse zur
Stromerzeugung, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

- die Rohstoffversorgung kann aus der näheren Umgebung relativ
problemlos erfolgen und schließt auch die Nutzung von
pflanzlichen Abfallstoffen und Speiseresten ein,

- bei der Biogaserzeugung wird auch eine Nutzung der anfallenden
Wärme gewährleistet und damit die energetische Effizienz erhöht
und

- die anfallenden Gärsubstrate können ortsnah entsorgt werden, um
Transportwege zu vermeiden.

Weitere Genossenschaftsgründungen im Energiebereich

"Für unternehmerische Initiativen in diesem Bereich bietet sich
die Genossenschaft als flexible, wirtschaftlich stabile
Gesellschaftsform zum gemeinschaftlichen Betrieb von
kapitalintensiven Biogasanlagen geradezu an. Steuerlich ergeben sich
positive Effekte bei der Rechtsformwahl der Genossenschaft durch
Teilung in eine Biogaserzeugungs-Genossenschaft und eine
Generatoren-Genossenschaft zur Stromerzeugung", erläuterte Nüssel.

Die Novelle des Genossenschaftsgesetzes im August 2006 brachte
zusätzliche Erleichterungen bei der Gründung, u. a. Senkung der
Mindestmitgliederzahl auf drei Personen. Der DRV rechnet mit weiteren
Gründungen von Genossenschaften insbesondere im Energiebereich. Diese
werden von den Regionalverbänden beraten, betreut und geprüft.

Originaltext: Deutscher Raiffeisenverband
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6949
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6949.rss2

Pressekontakt:
DRV-Pressestelle
Monika Windbergs
presse@drv.raiffeisen.de
Tel.: 030 856214-43


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