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VDE-Studie: Hochschulen fürchten um Wissensstandort

Geschrieben am 21-02-2007

Frankfurt am Main (ots) -


- Hochschullehrer geben Abiturienten schlechte Noten in Mathe
- Wettlauf um die besten Köpfe in der Elektrobranche wird härter

Deutschland ist nach wie vor international als Innovationsstandort
gefragt. Weil das Land politisch, gesellschaftlich und
infrastrukturell ein hervorragendes Umfeld für den technischen
Fortschritt bietet, reihen Deutschlands Hochschullehrer der Elektro-
und Informationstechnik die Bundesrepublik unter die "Top 3" der
fortschrittlichsten Länder. Ein Standortvorteil ist die enge
Vernetzung von Industrie und Hochschulen. Gleichzeitig konkurrieren
Hochschulen und Industrie zunehmend um die besten Köpfe. Viele
hochqualifizierte Elektroingenieure ziehen eine Karriere in der
Wirtschaft einer in Forschung und Lehre an einer Hochschule vor. Dies
ist die Quintessenz der VDE Hochschulstudie 2007, einer Umfrage unter
1.100 Hochschullehrern der Elektro- und Informationstechnik an
deutschen Hochschulen. Weitere Ergebnisse der Studie: Das seit Jahren
sinkende Schulniveau in Mathe, Physik und Deutsch, die im Vergleich
zu BWL, Jura und den Geisteswissenschaften niedrige Zahl an
Studienanfängern sowie damit die zurückgehende Zahl an Absolventen
der Elektro- und Informationstechnik droht Deutschlands
Innovationskraft zu bremsen.

Starke Innovationsimpulse durch Mikro- und Nanotechnologien

Gefragt nach den gegenwärtigen Innovationstreibern Deutschlands,
gaben neun von zehn der Hochschullehrer die Informations- und
Kommunikationstechnik, die Automatisierungstechnik sowie den Bereich
Automobilelektronik und Antriebstechnologie an. Zukünftig werden die
Bereiche Energieerzeugung, Umwelttechnologie, Medizintechnik sowie
Mikro- und Nanotechnologien an Bedeutung gewinnen. Zwei Drittel
erwarten hier von der Forschung und industriellen Umsetzung dieser
Technologien besonders wichtige Impulse. Für Deutschland ergeben sich
aufgrund seiner führenden Position bei diesen Technologien somit
hervorragende Chancen.

"Brain Drain" wird zunehmen

Der Vorsprung an Wissen schmilzt: Nicht nur die Industrie, auch
Forschung und Lehre spüren zunehmend den Nachwuchsmangel. Schon heute
fehlen den Fakultäten der Elektro- und Informationstechnik junge
Wissenschaftler. Befähigte jüngere Menschen entscheiden sich zu
selten für eine Forscherkarriere oder brechen diese aufgrund der im
Vergleich zur Industrie ungünstigeren Rahmenbedingungen ab. Erschwert
wird die Entwicklung durch den generellen Mangel an
ingenieurwissenschaftlichem Nachwuchs sowie dem Weggang junger
Wissenschaftler ins Ausland (Brain Drain). Über ein Drittel der
Hochschullehrer beobachtet "wahrnehmbare Abwanderungen" von
Spitzenforschern ins Ausland, Tendenz zunehmend.

Die Hochschulen stehen deshalb zunehmend in Konkurrenz zum Ausland
und zur Industrie. Letztere kann schon heute nach VDE-Erhebungen den
Bedarf an Experten nicht mehr decken. Hinzu kommt, dass die
Attraktivität einer Position in der Wirtschaft von vielen hoch
qualifizierten Nachwuchskräften oft als höher angesehen wird als die
von Forschung und Lehre an einer Hochschule. "Gerade in der Elektro-
und Informationstechnik zeichnen sich Hochschullehrer durch eine
gleichermaßen wissenschaftliche wie praxisnahe Ausbildung aus. Das
hohe Niveau der Ingenieurausbildung in Deutschland kann daher nur
gehalten werden, wenn es uns auch weiterhin gelingt, hervorragende
und vor allem industrieerfahrene Ingenieure der Elektro- und
Informationstechnik für die Rückkehr an die Hochschule zu gewinnen",
zieht VDE-Präsident Prof. Josef A. Nossek von der TU München Bilanz.
Der VDE fordert deshalb, dies bei den Gehaltsstrukturen und
Rahmenbedingungen für Hochschullehrer zu berücksichtigen.

Am Titel des Ingenieurs soll festgehalten werden

Über die Hälfte der Hochschullehrer sieht Deutschland im
europäischen Vergleich bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses am
weitesten fortgeschritten. Mit Bologna soll der Abschluss
"Diplom-Ingenieur" mit der Einführung von Bachelor und Master der
Vergangenheit angehören. Diese Absicht findet unter den
Hochschulprofessoren aber wenig Beifall. Zumindest den Titel
"Ingenieur" beizubehalten, fordern 100 Prozent der Befragten an
Hochschulen und 91 Prozent der Befragten an FHs. Der Ansatz des VDE,
Vorteile und Niveau der deutschen Ingenieursausbildung und das
angloamerikanische System von Bachelor und Master miteinander zu
kombinieren, wird bestätigt.

Nachwuchs mit Defiziten in Mathe, Deutsch und den
Naturwissenschaften

Vier von fünf Professoren der Elektro- und Informationstechnik
attestieren Abiturienten deutliche und zunehmende Defizite in
Mathematik, Naturwissenschaften, aber auch in Deutsch. Diese Mängel
können die Hochschulen nur noch sehr schwer ausgleichen. Die hohe
Abbrecherquote von 50 Prozent an Unis und 40 Prozent an FHs nach
durchschnittlich drei Semestern könnte hierauf zurückzuführen sein.
Der VDE fordert daher von der Politik eine grundlegende und
konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen in der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung, der Qualität der
Schulausbildung und eine gezielte Nachwuchsförderung.

Jura und BWL für Schüler attraktiver als Ingenieurstudium?

Über ein Drittel der Hochschullehrer sind der Meinung, dass selbst
Schüler mit guten Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen
Fächern andere Studiengänge vorziehen. Neun von zehn Befragten sind
der Auffassung, dass Schüler ein ingenieurwissenschaftliches Studium
für zu aufwändig und schwer halten. Zudem gebe es bei
ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen weniger hohe Erwartungen in
Bezug auf Karriere als etwa bei BWL und Jura. Vier Fünftel aller
Befragten sind der Meinung, dass Schüler mit diesen Studiengängen
mehr gesellschaftliche Anerkennung verbinden als mit einem
Ingenieursstudium.

Für die VDE-Hochschulstudie 2007 befragte der VDE 1.100
Hochschullehrer der Elektrotechnik, Elektronik und
Informationstechnik an deutschen Universitäten, Technischen
Hochschulen und Fachhochschulen. 90 Prozent der Universitäten und 59
Prozent der Fachhochschulen in Deutschland mit entsprechendem
Studienangebot nahmen an der Umfrage teil.

Die VDE Hochschulstudie 2007 können Sie für 150 Euro
(VDE-Mitglieder kostenlos) als pdf-Datei unter www.vde.com/reports
herunterladen oder bestellen: service@vde.com

Originaltext: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=9158
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_9158.rss2

Pressekontakt:
Melanie Mora, Tel. + 49 (0)69 6308-461, melanie.mora@vde.com


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