(Registrieren)

Weihnachtsbotschaften der Bischöfe und Leitenden Geistlichen in der EKD

Geschrieben am 26-12-2006

Hannover (ots) - Bischof Wolfgang Huber
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachten ist das Fest für den Mentalitätswechsel

Ratsvorsitzender predigte an Heilig Abend im Berliner Dom

Es sei Zeit für einen Mentalitätswechsel, hat der Vorsitzende des
Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang
Huber, bei der Christvesper am 24. Dezember im Berliner Dom gesagt:
"Weihnachten ist das richtige Fest, um ihn zu beginnen." Er
widerspricht in seiner Weihnachtspredigt der gesellschaftlichen
Gleichgültigkeit Kindern gegenüber und fordert für das kommende Jahr,
sich noch mehr für das Thema "Familie" einzusetzen. Außerdem vergesse
er an diesem Tag auch die kriegerische Situation im Nahen Osten, in
der Region, wo Jesus geboren wurde, nicht. Dort herrsche Bitterkeit,
wohin man schaue , erklärte Huber.

Wolfgang Huber erinnerte an die kriegerischen Auseinandersetzungen
im Sommer dieses Jahres und forderte die Hisbollah auf, den
inhaftierten israelischen Soldaten wenigstens zu erlauben, ihren
Eltern ein Lebenszeichen zu schicken: "Wer die Humanität ernst nimmt,
sollte nicht immer auf den andern warten, sondern selbst den ersten
Schritt tun. Wer Frieden will, darf nicht Gefangene verstecken und
ihnen die Möglichkeit menschlichen Kontakts verweigern." Den
Gottesdienstbesuchern im Berliner Dom erzählte er vom Ausmaß der
Zerstörung, das er selbst in diesem Jahr in Beirut beobachtet hat:
"Wie anders wäre unsere Welt, wenn wir uns, über alle
Religionsgrenzen hinweg, auf den Frieden durch Liebe einließen und
auf die Botschaft der Engel antworten würden: 'Ehre sei Gott in der
Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!'"

Jesus sei zwar unter ärmlichen Verhältnissen geboren, aber er habe
im Stall und der Krippe und später in Nazareth einen Ort gehabt, an
dem er aufwachsen könne und Liebe erfahre: "Es war nicht das
Niemandsland, in das heute bisweilen Kinder ausgesetzt werden, um
buchstäblich zu verhungern oder zu verdursten. Ohne einen solchen Ort
kann kein Kind Liebe erfahren, und keines kann in die Liebe
hineinwachsen. Deshalb hat man diese heilige Familie zum Vorbild
gemacht für die Sehnsucht nach einer Familie, die wir alle in uns
tragen." Beziehungen, in denen Liebe und Vertrauen, Verlässlichkeit
und Fürsorge ihren Ort haben, seien für das menschliche Leben von
unersetzlichem Rang.

Landesbischof Christoph Kähler
Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD)

Josef als Vorbild für die Väter

Weihnachtswort

"Im Stall von Bethlehem geht es ganz einfach zu. Um die Krippe
sind keine Prominenten versammelt, keine Stars und Sternchen, sondern
besorgte Eltern, hart arbeitende Hirten und heidnische Ausländer. In
diesem Jahr möchte ich besonders auf Josef eingehen. Er spielt in der
Weihnachtsgeschichte keine Hauptrolle. Im Gegenteil, er ist und
bleibt eine Randfigur. Aber wir können mit ihm einmal die Väter ins
Licht unserer Aufmerksamkeit rücken.

Josef hat als Zimmermann gelernt, zuzupacken. Mit den Händen in
den Hosentaschen herumzustehen, war bestimmt nicht seine Sache. Bei
der Geburt Jesu war er allein mit Maria im Stall. Er hat ihr
geholfen, hat sich um die Krippe gekümmert, um Heu und Stroh, hat das
Essen zubereitet, getan, was notwendig war.

Jedes Kind ist wie der Neugeborene im Stall zu Bethlehem der
Zugluft ausgesetzt. Jedes Kind braucht neben der Mutter einen Vater,
der sich kümmert. Es kommt den Kindern zugute, wenn sich Mutter und
Vater gegenseitig den Rücken frei halten. So können sie sich einzeln
oder gemeinsam Zeit nehmen für ihre Kinder.

Es wird selbstverständlicher, dass sich Väter um Kinder kümmern.
Dass es noch nicht selbstverständlich ist, merken wir gerade bei
Trennungen. Von den 51.000 Alleinerziehenden in Thüringen sind nur
rund acht Prozent Männer. Etwa ein Drittel der Väter zahlt für die
Kinder keinen Unterhalt.

Wir alle können dazu beitragen, dass die Fürsorge der Väter
selbstverständlicher wird. Wir können Männer an ihre Verantwortung
für Kinder erinnern und sie ermutigen, sich auch nach Trennungen um
die Kinder zu kümmern. Gefragt sind Männer aber nicht nur in der
eigenen Familie. Gäbe es in den Grundschulen und Kindergärten unter
den Lehr- und Erziehungskräften mehr als nur die rund fünf Prozent
Männer, würde das auch helfen, die Rolle der Männer bei der
Kindererziehung als selbstverständlich zu begreifen. Hier sind gerade
junge Männer gefragt, um der Kinder willen sich für
Erziehungsaufgaben ausbilden zu lassen.

Josef war als Handwerker ein ganzer Mann. Er war aber auch ein
Vater mit ganzem Herzen. Wir werden als Menschen gebraucht, das
Nächstliegendste zu tun, auch wenn es eine ungewohnte Aufgabe ist.
Josef hat gespürt, dass Gott ihn gebraucht hat. Ich wünsche uns, dass
wir das gelegentlich spüren: Gott braucht mich. Das ist die Stelle,
an der ich gefragt bin, da ist ein Kind, das mich braucht.

So kann von uns Hoffnung ausgehen, Hoffnung, wie sie uns im Stall
von Bethlehem begegnet. Ich wünsche uns allen ein gesegnetes
Weihnachtsfest."

Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche
Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD)

"Durchbruch Gottes von oben nach unten"

Landesbischof Johannes Friedrich predigt am 1. Weihnachtsfeiertag
um 10 Uhr in der Münchner Matthäuskirche.

"Weihnachten ist der Durchbruch Gottes von oben nach unten" so
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Predigt am 1.
Weihnachtsfeiertag in der Münchner Matthäuskirche. Die Trennung von
Oben und Unten sei an vielen Stellen des Lebens erfahrbar, "in den
Familien, in den Betrieben, in den Nachbarschaften, in vielen
menschlichen Beziehungen, auf die brutale oder auf die sanfte Art."
Überrascht sei er gewesen, dass in vielen Ehen der Mann als
Geldverdiener seiner Frau vorschreibe, wofür sie Geld ausgeben dürfe.
Diese menschliche Über- und Unterordnung werde an Weihnachten von
Gott überwunden. Gott selbst, so Friedrich, "räumt alle Hindernisse
zwischen oben und unten weg. Die himmlische Herrlichkeit Gottes kommt
nach unten. Unten ist nicht länger unten und oben ist nicht länger
oben. Es gibt jetzt eine Verbindung."

Jesus, nicht nur Bote sondern Sohn Gottes, ermögliche es, dass
Gott sich dort finden lasse, wo Menschen sich quälten mit der Frage
nach Gott, angesichts der Situation von Jugendlichen, die daran
verzweifeln, von keinem Arbeitgeber gebraucht zu werden, angesichts
der Bereichung hochrangiger Persönlichkeiten durch Schmiergelder und
Bestechung, angesichts des qualvollen Sterbens vernachlässigter
kleiner Kinder.

Gerade in dieses Elend habe sich Gott begeben "um die Welt ganz
unten ein wenig heller zu machen", so Landesbischof Friedrich. "Die
Weihnachtsgeschichte erzählt, dass Gott am Rande der Gesellschaft in
einem Stall zur Welt gekommen ist. Und er hat Einzug in die Herzen
gehalten bei allen, die an ihn geglaubt haben - mitten in widrigen
und erniedrigenden Umständen."

Landesbischof Ulrich Fischer
Evangelische Landeskirche in Baden
Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der
EKD (UEK)

Die Krippe ist Ruhepunkt und Kraftquelle

Landesbischof Ulrich Fischer predigt am 25. Dezember um 10 Uhr in
der Karlsruher Stadtkirche.

"An der Krippe kann ich loslassen, mich hingeben, Kraft
aufnehmen, um mich zuzurüsten für den Weg zurück in diese Welt",
sagte Landesbischof Ulrich Fischer am ersten Weihnachtsfeiertag in
der Karlsruher Stadtkirche. Aus den unterschiedlichen Spielen der
Macht in dieser Welt könnten Christen ausbrechen und dem Krampf des
Kampfes entgegentreten, so der badische Bischof.

"Die Welt ist ein Kampfplatz, auf dem das Spiel der Macht in immer
neuen Formen ausgetragen wird", sagte Bischof Fischer. Er nahm in der
Predigt durch die Kantorei der Stadtkirche vorgetragene Choräle und
Arien des sechsten Teils des Weihnachtsoratoriums von Johann
Sebastian Bach auf. "Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesulein,
mein Leben - ein unerhörter Ruhepunkt im Kampfgetümmel der Welt -
Ruhepunkt und Kraftquelle", so Fischer.

An der Krippe könne sich der Mensch als beschenkt erfahren. Diesen
Ruhepol brauche man, um sich für den Alltag zurüsten zu können. "In
Jesu Händen ruhen - die Botschaft der Weihnacht!", sagte Fischer. An
der Hand Jesu durch das Leben zu gehen bedeute auch, an der Hand des
Gekreuzigten zu sein. "Nicht im Zeichen der geballten Fäuste
geschieht Gottes Sieg über die Mächte der Welt, sondern im Zeichen
der durchbohrten Hände des Gekreuzigten."

Fischer weiter: "Im Zeichen seiner durchbohrten Hände wird die
Ohnmacht der Mächtigen in dieser Welt entlarvt, die Niedrigen werden
erhoben und die Hungrigen mit Gütern gefüllt, lernen Mutlose und
gedemütigte sich zu erheben." Was im Stall von Bethlehem begonnen
habe, finde am Kreuz von Golgatha seine Vollendung. "Bei dem
menschenfreundlichen Gott habe ich meine Stelle, deshalb kann ich
nicht aus seiner Hand fallen."

Präses Nikolaus Schneider
Evangelische Kirche im Rheinland
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

"Jesus Christus begegnet uns nicht nur im niedlichen Kind in der
Krippe"

Weihnachtsbotschaft

"Entscheidend für unser Leben und Sterben, für unser Heil und
unsere Seligkeit sind nicht unsere Erfolge, ist nicht unsere
Gesundheit, Kaufkraft oder unsere Macht", erinnert Präses Nikolaus
Schneider zum Weihnachtsfest: "Entscheidend für unser Heil und unsere
Seligkeit ist unsere innere Bindung an die Menschenliebe Gottes, ist
die Ausrichtung unseres Lebens an Jesus Christus." Dies, so der
oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland,
sei die Botschaft der Geburt Jesu Christi im Stall von Bethlehem, die
wir in diesen Tagen feiern.

Weil Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, nehme Gott Anteil
"an den guten und den bösen Tagen unseres Lebens", so Schneider in
Düsseldorf: "Und weil unser Leben dadurch geheilt ist, können wir uns
mit offenen Augen und mit offenen Händen dem Unheil unserer Welt
zuwenden. Jesus Christus, unser Heiland, will uns nicht nur einmal
jährlich als niedliches Krippenkind begegnen. Jesus Christus will uns
auch heute im Alltag unseres Lebens, im Alltag unserer Welt begegnen:
Jesus Christus - das verwahrloste Kind im Nachbarhaus! Jesus Christus
- der von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter von BenQ! Jesus
Christus - der Jugendliche in der Jugendstrafanstalt! Jesus Christus
in dem Menschen zu erkennen, der unsere Hilfe braucht, uns vom Geist
Gottes bewegen und befähigen zu lassen, mitzufühlen, mitzuleiden und
zu heilen, das macht uns selber heil."

Hinweis an die Redaktionen:
Präses Nikolaus Schneider predigt am 1. Weihnachtsfeiertag, 25.
Dezember 2006, um 10 Uhr im Gottesdienst in der Düsseldorfer
Johanneskirche. Der Gottesdienst wird auf WDR 5 live übertragen. Zur
Predigt erhalten siehe den folgenden Text mit entsprechender
Sperrfrist.

Präses Nikolaus Schneider predigt am 1. Weihnachtsfeiertag um 10
Uhr in der Düsseldorfer Johanneskirche.

In seiner Predigt zum Weihnachtsfest hat Präses Nikolaus Schneider
die verändernde Kraft durch die Geburt Jesu Christi bekräftigt:
"Weihnachten ist ein Zeitenwechsel. Weihnachten trägt die Verheißung
in sich: es muss nicht alles so bleiben wie es ist", sagte der
oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland im
Weihnachtsgottesdienst heute vormittag (25. Dezember 2006) in der
Johanneskirche in Düsseldorf: "Am Heiligen Abend ist zwar das Reich
Gottes nicht vollständig Realität geworden, doch der Bann der
Dunkelheit ist gebrochen, auch wenn Unrecht, Krieg und Gewalt uns so
oft noch übermächtig scheinen. Der Bann von Verzweiflung und
Resignation ist gebrochen, auch wenn noch so oft Scheitern, Leiden
und Sterben unser Leben bestimmen."

Weihnachten sei das Weihnachten Gottes, unterstrich Nikolaus
Schneider im Gottesdienst, der auf WDR 5 im Hörfunk übertragen wurde:
"Nicht wir haben Gott herbeigerufen, herbei gebetet. Oder gar durch
unsere guten Werke herbei gezwungen. Gott selbst hat sich aus freien
Stücken uns zugewandt. Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe sind
uns, sind unserer Erde erschienen! Ein Kind der Liebe wurde in
Bethlehem geboren, ein Kind der Liebe Gottes zu seiner Schöpfung, zu
seinen Menschen. Gott selbst will unter uns sein."
Diese Hinwendung Gottes lehre uns Menschen neue Lieder zu singen.
Präses Schneider wörtlich: ",Christ, der Retter ist da!' das gilt von
nun an, auch wenn die alten Lieder in unserer Welt sich immer wieder
in den Vordergrund drängen, wenn sie ihre immer noch mächtigen
Stimmen erheben, immer noch Geltung und Aufmerksamkeit beanspruchen.
Alte Lieder wie: ,Sterben müssen wir alle, darum genieß das Leben und
kümmere dich um nichts weiter!'; ,Macht ist stärker als Recht, darum
nimm, was du kriegen kannst!'; ,Gewalt und Kriege wird es immer
geben, darum ist alle Friedensarbeit der Gutmenschen vergebliche
Liebesmühe!'; ,Alles ist käuflich, darum kaufe rund um die Uhr, kaufe
auch an Sonn- und Feiertagen, warum nicht auch am Heiligen Abend? -
ja kauf dich sogar frei von Schuld und Verantwortung!' Diese alten
Lieder singen wir nicht mehr mit!"

Bischof Hans-Jürgen Abromeit
Pommersche Evangelische Kirche

Engel auf unserem Weg

Weihnachtsbotschaft

Engel begegnen uns immer wieder. Das passiert auf ganz
verschiedene Art und Weise. Manchmal merken wir es gar nicht gleich,
manchmal wird es uns erst im Nachhinein klar. Das umgangssprachliche
"Du bist ein Engel" ist nicht fehl am Platz, wenn ein Mensch für uns
zum Boten Gottes wird. Engel begleiten uns durch die Höhen und Tiefen
unseres Lebens.
Der bekannte Theologe, Dietrich Bonhoeffer, an dessen 100. Geburtstag
wir uns gerade in diesem Jahr erinnert haben, hat dieses Wissen um
die Engel unnachahmlich in einem Gedicht festgehalten. Es wurde
später vertont, hat Eingang in die Schullesebücher gefunden und ist
inzwischen weltbekannt geworden. Er spricht darin von den Engeln als
den "guten Mächten". Die letzte von sieben Strophen lautet:

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Diese Zeilen fügt er einem Brief bei, den er aus dem Gefängnis am
19. Dezember 1944 an seine Verlobte Maria von Wedemeyer schreibt. Sie
gehören zu den letzten schriftlichen Lebensäußerungen, die Bonhoeffer
erlaubt sind, bevor er im April 1945 hingerichtet wird. Kurz vor
Weihnachten schreibt er darin auch: "Es ist ein großes, unsichtbares
Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat.
Wenn es in dem alten Kinderlied von den Engeln heißt: "zweie, die
mich decken, zweie, die mich wecken", so ist diese Bewahrung am Abend
und am Morgen durch gute, unsichtbare Mächte etwas, was wir
Erwachsene heute nicht weniger brauchen als die Kinder."
Dieses Geheimnis kann gerade zur Weihnacht deutlicher werden als zu
anderen Zeiten. Es ist eine Zeit, in der viele Menschen eine größere
Offenheit dafür haben, dass es "zwischen Himmel und Erde mehr Dinge
gibt", als uns unsere Schulweisheit träumen lässt. Die Weihnachtszeit
öffnet für Gott. Denn Gott kommt uns Menschen nahe, wird selber zum
Menschen. Das ist zuerst ein Ruf, ihm zu glauben und zu vertrauen.
Damit verbunden ist aber auch die Orientierung darüber, was wahrhaft
menschliches Leben ist. Es sind die Engel auf dem Feld, die in der
biblischen Weihnachtsgeschichte den Hirten verkünden: "Fürchtet euch
nicht! Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus,
der Herr." Wir brauchen eine solche göttliche Störung unserer Welt,
in der wir uns eingerichtet haben und in der wir doch immer wieder an
unsere Grenzen kommen. Deswegen sendet uns Gott auch heute seine
Engel.
Gottes Erinnerung an Maßgaben des Menschlichen tut gut, vor allem
dort, wo in unserer Gesellschaft die Ehrfurcht vor dem Menschen
verloren gegangen zu sein scheint. Ich nenne drei Beispiele. So
verdienen die sterblichen Überreste von Menschen einen würdigen
Umgang. Dieser Maßstab gilt unabhängig davon, ob diese Verletzung in
Afghanistan durch unreife Bundeswehrsoldaten oder in Guben durch
einen so genannten Plastinator geschieht. Der Körper von Verstorbenen
muss durch die Persönlichkeitsrechte der verstorbenen Person
geschützt bleiben. Wir sollten ihm die notwendige Achtung
entgegenbringen, die Totenruhe wahren und ihn Gottes zukünftigem
Handeln in der Auferstehung der Toten überlassen.
Ein anderes Beispiel, wo menschliches Handeln fragwürdig wird, sind
die wiederholten Amokläufe an deutschen Schulen. Die damit in
Verbindung stehenden so genannten "Killerspiele" lassen uns
aufschrecken. Es kann doch kein Zufall sein, dass die jugendlichen
Täter zuvor regelmäßig täglich Stunden damit verbracht haben, am
Bildschirm andere Menschen zu töten. An dieser Stelle sind zuerst die
Eltern gefragt, die ihren Kindern den Umgang mit den Spielen
erlauben. Aber auch der Gesetzgeber ist gefordert, ernsthaft über ein
Verbot dieser unmenschlichen Spiele nachzudenken.
Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit Fremden in unserem Land.
Nach wie vor gibt es rassistisch motivierte Übergriffe auf Ausländer
oder Menschen, die nicht in ein bestimmtes Schema passen. Die Bibel
erinnert uns an einen wahrhaften menschlichen Umgang mit ihnen:
"Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr
Wissen Engel beherbergt." (Hebräer 13, 2).
Manchmal merken wir erst im Nachhinein, dass ein Engel uns geleitete
und schützte. Wenn wir es lernen, uns Gottes guter und leitender Hand
schon vorher anzuvertrauen, schenkt uns das große Gelassenheit für
unser Leben.
Engel sprechen uns an, indem sie uns begegnen oder indem sie uns
Botschaften vermitteln. So gewinnt Gott Macht in unserem Leben.
Dietrich Bonhoeffer wusste das, deswegen schrieb er in dem oben schon
einmal zitierten Brief von den "guten Mächten" und sagt dazu: "Eure
Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche,
Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor."
Für die kommenden Tage wünsche ich Ihnen festliche Stunden, Ruhe und
Besinnung, gute Gespräche und ein feines Gespür dafür, diese Stimme
der Engel vernehmen zu können.

Landesbischof Jochen Bohl
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

Weihnachten ist kein Fest der Wirtschaft, sondern des Glaubens

Zusammenfassung der Predigt in der Open-Air Christvesper vor der
Dresdner Frauenkirche

"Weihnachten ist kein Fest der Wirtschaft, sondern des Glaubens",
betont Landesbischof Jochen Bohl in seiner Predigt vor der Dresdner
Frauenkirche am 23. Dezember. Der Heilige Abend sei eben kein
beliebiger Abend wie jeder andere: "Das Heilige macht einen
Unterschied - was uns gleichgültig lässt, wird unterschieden von dem,
was gut und uns unbedingt wichtig ist. Solche Unterscheidung hilft
uns, dem Leben eine Gestalt und die Formen zu geben, die es erst
lebenswert machen." Er sehe die Gefahr, dass die Unterschiede
verwischt werden: "Wir sind in der Gefahr, das Heilige klein zu
machen und das Alltägliche zu groß werden zu lassen." Viele
Lebensbereiche würden dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterworfen,
die Vorfreude auf Weihnachten werde benutzt, um wirtschaftliche
Erfolge zu erzielen.

Bohl warnte davor, den Advent und die Weihnachtsfreude dem
Nutzendenken unterzuordnen: "Wir sind im Begriff, gerade das zu
beschädigen, was uns doch das Besondere ist." Weihnachten sei doch
nicht zuerst ein Wirtschaftsfaktor, sondern ein Fest der Herzen und
für die Sinne, das Fest der Liebe, der Kinder und der Familien. "Es
ist der Festtag Gottes, der uns Menschen nahe kommt!"

Die Weihnachtsbotschaft: Maßstab und Grundlage in einer
schnelllebigen Welt

Zusammenfassung der Predigt in der Kreuzkirche in Dresden

In unserer schnelllebigen, von Veränderung geprägten Zeit kommen
viele Menschen mit der Erwartung, es möge so sein "wie immer" in den
Weihnachtsgottesdienst, so der Landesbischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens, Jochen Bohl, in seiner
Predigt in der Kreuzkirche in Dresden. Die Worte des Evangelisten
Lukas "sind uns zu einem feststehenden Datum geworden im Verlauf der
Zeit, in der doch alles andere dem immerwährenden Wandel unterworfen
ist. Wir hören sie, weil uns in ihnen jene Wahrheit begegnet, die
unser Leben bestimmen will: Gott ist Mensch geworden; er ist nicht
ferne, nicht nur ein spekulativer Gedanke zum besseren Verständnis
der Welt; Gott ist uns Menschen nah gekommen, selbst ein Mensch
geworden". Die Weihnachtsbotschaft leite an "zur Vergewisserung der
Grundlagen, auf denen wir stehen und unsere Tage gestalten." Sie
werde zum Maßstab, an dem wir erkennen, wie es um uns bestellt se,
worauf wir hoffen dürften und wer unser Vertrauen verdiene.

"Gerade in unseren Tagen, in denen so vieles sich so schnell
verändert, ist es notwendig, dass wir uns auf die Suche machen, nach
der Wahrheit, die uns hilft, das Gute vom Bösen zu unterscheiden", so
Bischof Bohl weiter. "Denn wir wissen ja, dass wir scheitern können
in dieser Welt, die gezeichnet ist von menschlicher Schwäche und
Unvermögen". In den letzten Jahren haben sich Spaltungen in unserer
Gesellschaft aufgetan: "Es gibt mehr Arme, vor allem unter den
Kindern und Jungen, und die Armen sind ärmer geworden. Der Reichtum
anderer ist in nie gekannter Weise gewachsen. Es scheint, als sei das
Land auf eine neue Weise geteilt." Die christliche Botschaft mahne
zum gerechten Ausgleich und "lehrt uns, einander beizustehen und den
Schwachen zu helfen, die Lasten zu tragen." In Christus finde man
eine "Richtschnur, die uns hilft, in den Herausforderungen des Lebens
nicht in die Irre zu gehen. Es begegnet uns die Wahrheit, der wir
vertrauen können, denn sie ist nicht ein kalter Gedanke, sondern die
Begegnung mit seiner Person. Weil er Liebe gelehrt und gelebt hat,
sprechen wir vom Fest der Liebe."

Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen

Wer das Oben finden will, muss ganz nach unten gehen

Präses Alfred Buß predigt am 1. Weihnachtsfeiertag in der
Neustädter Marienkirche.

Für Präses Alfred Buß ist Weihnachten ein Fest für alle Sinne: "Zu
keinem Fest gibt es Tieferes und Höheres, Schöneres und Bewegenderes
zu hören, zu sehen, zu riechen, zu empfinden als zu Weihnachten". Ein
Fest, das scheinbare Gegensätze vereint - so wie in farbenfrohen
Krippenszenen alter Meister: Ein karger Stall, der gülden leuchtet,
darin eine in Samt und Seide gehüllte Maria, eine schützende Decke in
königlichem Rot über dem Neugeborenen. Allerdings werde damit keine
Armut kaschiert, so Buß manchen Kritikern zum Trotz, sondern der
Blick auf das Wesentliche gelenkt: die Hoffnung, die mit Jesus
Christus in die Welt gekommen ist.

Durch die göttliche Menschwerdung, so der leitende Theologe der
westfälischen Landeskirche in seiner Weihnachtspredigt am 25.
Dezember in der Neustädter Marienkirche (Bielefeld), werde die
strikte Trennung von Himmel und Erde, von göttlichem und irdischem
Leben aufgehoben. Christi Erscheinen stelle die Verbindung her, sei
das Ereignis der sich auf die Welt einlassenden Liebe Gottes:
"Christus ist nicht oben geblieben, sondern ist heruntergekommen in
die menschliche Existenz, dorthin, wo es wehtut. Christus kommt in
die Welt, in der es Oben und Unten gibt, Drinnen und Draußen,
Dazugehören und Nichtdazugehören, Entweder-Oder, Freund oder Feind
und gegeneinander abgeschlossene geschlossenen Kreise." Buß erinnerte
an die Betonmauer, die Israelis und Palästinenser voneinander trennt,
an ein Europa, dass sich wie eine Burg gegen Flüchtlinge abschottet,
die immer weiter werdende Schere zwischen Arm und Reich, den kleinen
Kevin und den Amokläufer von Emsdetten, dessen Bluttat ein einziger
Schrei nach Anerkennung gewesen sei.

Glaube, sagt Buß, ist eine tägliche Herausforderung: "Vom
menschlichen Denken und Handeln ist für das Heil der Welt nichts zu
erwarten. Wir können sie höchstens heillos verderben. Aber in
Christus sind Wahrheit, Liebe , Licht und Leben gegenwärtig; wenn die
Menschen nur aufhören würden, durch ihr Denken und Handeln dieses
Heil zu verdrängen." Und dann ist der Glaube auch ein lehrreiches
Paradox: "Was irdisch ist, das denkt und strebt nach oben; was aber
wahrhaft göttlich ist, das denkt und strebt nach unten."

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron
Evangelische Kirche der Pfalz

"An der Botschaft von der Liebe unter allen Umständen festhalten"

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron predigt am 1.
Weihnachtsfeiertag um 10 Uhr in der Speyerer Gedächtniskirche. In
seiner Weihnachtspredigt erinnert er daran, dass "die
Weihnachtsgeschichte eine einzige Botschaft hat: Gott ist Liebe."

"Gott will von uns, dass wir die Liebe und die Barmherzigkeit
nicht aufgeben, mag die Welt um uns auch noch so kalt und berechnend
sein. Das ist die Überzeugungskraft des christlichen Glaubens, dass
wir an der Liebe festhalten, die stark ist wie der Tod. Wo die Liebe
verlöscht, wird es Nacht in der Seele des Menschen", sagte Cherdron.

Mit großer Sorge beobachte er die Tendenz, Religion für
Machtansprüche zu missbrauchen. "Jede Form von Religion, die meint,
sich mit Unduldsamkeit und Stärke umgeben zu müssen, wird sich fragen
lassen müssen, ob sie vor der Erscheinung dieses Gottes, der als Kind
in diese Welt gekommen ist, standhält. Sie wird sich fragen lassen
müssen, ob sie sich nicht als Schöpfung der Menschen entpuppt, die
Gott für ihre eigenen Zwecke einsetzt." Wer die Gewalt beobachte, mit
der religiöse motivierte Machtansprüche geltend gemacht würden, müsse
erkennen, "wie viel von der Verteidigung der Religionsfreiheit"
abhänge.

Für eine religiös gefärbte Intoleranz sei im Christentum kein
Platz. "Was wir Christen an Weihnachten feiern, steht gegen alle
Absolutheitsansprüche von Religionen, auch gegen einen
Absolutheitsanspruch des Christentums selbst. Vor dem Kind in der
Krippe werden solche Ansprüche hinfällig." Der christliche Glaube übe
Toleranz nicht aus einer "blinden Gutmütigkeit" sondern aus Liebe.
Nur dann habe er eine positive Bedeutung für Europa, wenn er dem
"Missbrauch der Religion für eigene Machtansprüche" widerstehe und
"unter allen Umständen an der Botschaft von Liebe und Versöhnung"
festhalte.

Bischof Martin Hein
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Gott in der Notunterkunft - Wachsende Kluft zwischen Reichtum und
Nöten

Weihnachtsbotschaft

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof.
Dr. Martin Hein, stellt in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft
die immer weiter aufgehende Schere zwischen Reichtum und Not in
unserer Gesellschaft in den Vordergrund.

Jesu Geburt fand in einer Notunterkunft statt
"Bei allem Glitzer und den prachtvollen Auslagen in den Geschäften
verlieren wir meist aus dem Blick, dass die Bibel von einer äußerst
armseligen Geburt berichtet. Gott kommt in Jesus Christus zur Welt -
aber nicht in einem Palast, sondern in einem Viehstall", so der
Bischof. Die Armen wären die ersten gewesen, die das Evangelium der
Heiligen Nacht gehört hätten. Hein: "Vom Rand der Gesellschaft her
wurde die frohe Botschaft in die Welt getragen."

Wachsende Kluft gefährdet sozialen Frieden
Die rasant wachsende Kluft zwischen dem unvorstellbaren Reichtum in
unserer Gesellschaft und den gleichzeitig wachsenden Nöten vieler
Menschen in unserem Land stelle uns vor drängende Herausforderungen.
"Mittelfristig kann diese Entwicklung den sozialen Frieden
gefährden", so Hein. Weihnachten habe stets auch eine politische
Dimension: Verantwortung für andere zu übernehmen.

Weihnachten befähigt zur Solidarität
"Gottes Liebe, die in Jesus Christus unter uns Gestalt gewinnt, gilt
allen Menschen", so Hein. Deshalb könnten wir nicht den Blick von
denen abwenden, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden.
Weil Gott sich in seiner Menschwerdung mit uns Menschen
solidarisiere, forderte Weihnachten unsere Solidarität mit den
Schwachen. Das göttliche Geschehen an Weihnachten mache uns
menschlich und leite uns dazu an, in jedem Menschen das Ebenbild
Gottes zu sehen. "Eine armselige Geburt in einer Notunterkunft und
die Engel bei denen, die »draußen« sind", davon erzähle die
Weihnachtsgeschichte. Hein: "Das kann nicht ohne Folgen dafür sein,
wie wir Weihnachten feiern. Und erst recht kann das nicht ohne Folgen
bleiben, wenn wir nach Weihnachten in unseren Alltag zurückkehren."

Landesbischof Frank Otfried July
Evangelische Landeskirche in Württemberg

In der ersten Reihe an der Krippe - Weihnachten lädt zum
Perspektivenwechsel ein

Weihnachtsbotschaft

Weihnachten biete Menschen die Möglichkeit, sich selbst, ihr Leben
und andere aus einer anderen Perspektive zu betrachten. "Unsere
Gesellschaft, wir alle, haben einen verengten Blick, wir bewegen uns
auf eingefahrenen Wegen. Unsere Wahrnehmung ermöglicht dann keine
neuen Einsichten mehr", sagt der Bischof der Evangelischen
Landeskirche in Württemberg in seiner Botschaft zu Weihnachten.
Manche Probleme und Fragen würden dadurch einfach beiseite geschoben.

Gott wird ein Kind und schenkt sich den Menschen: Das sei eine
Überraschung, die alles in ein neues Licht tauche. "Junge Menschen,
die keine Möglichkeit für sich und ihre Zukunft sehen und aufgeben
möchten, stehen in der vorderen Reihe an der Krippe. Menschen mit
körperlichen und seelischen Erkrankungen, die ihr Selbstwertgefühl
verloren haben, stehen in der vorderen Reihe an der Krippe", so der
Bischof.

Gott, der für die Menschen arm geworden sei in einem Säugling, der
in einem Stall zur Welt kommt, ermutige uns heute, Fragen nach
Ungerechtigkeit und Armut in unserer Gesellschaft zu stellen und nach
Lösungen zu suchen. "Der, der für uns zum Friedefürst geworden ist,
ermutigt uns immer wieder neu, die Fragen nach Ursachen von Krieg und
Gewalt zu stellen", sagt Frank Otfried July weiter. Jesus, der keine
Herberge fand und später auf der Flucht war, ermutige die Menschen,
für Flüchtlinge und Heimatlose einzutreten.

"Als Menschen, die das Kind in der Krippe anbeten und Christus als
den Herrn der Welt verehren, gehen wir auf die Menschen anderen
Glaubens und anderer Überzeugung in unserer Gesellschaft zu und
gestalten miteinander in Respekt und Würdigung das Zusammenleben", so
July.

Kirchenpräsident Helge Klassohn
Evangelische Landeskirche Anhalts

"Der Frieden Gottes fängt im Kleinen an"

Weihnachtswort

In seinem Weihnachtswort ruft Kirchenpräsident Helge Klassohn die
Menschen dazu auf, die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes auch im
privaten und beruflichen Alltag zu leben: " ,Frieden auf Erden' - das
ist ein großes Wort, doch der Frieden Gottes fängt im Kleinen an: An
unserem Arbeitsplatz ebenso wie zu Hause, wo wir großzügig und
barmherzig miteinander umgehen, die Stärken des anderen über das
stellen, was wir als seine Schwächen wahrnehmen." Sehr viele Menschen
würden von Christen erwarten, dass sie sich für diesen Frieden zur
Bewahrung des Lebens einsetzen, "und sie erwarten es auch von der
Gestaltung unseres Zusammenlebens in Kirche und Gesellschaft", sagt
der Kirchenpräsident.

Allerdings sehe er in dieser Hinsicht auch große Belastungen: Wenn
die Konflikte zwischen ökonomischen Gruppen- und Einzelinteressen und
gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität im Sinne der
Suche nach sozialem Ausgleich und sozialem Frieden in Deutschland
nicht mehr angemessen gelöst werden könnten, stehe für viele Menschen
die Legitimität der freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung
auf dem Prüfstand. "In unserem reichen Lande wächst der Reichtum,
aber es wächst auch auf eine erschreckende Weise die Zahl der Armen.
Man spricht von einer neuen 'Unterschicht' oder einem 'Prekariat',
anstatt einfach zu sagen, dass es eine erschreckend große Zahl von
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, auch alten Menschen in
Deutschland gibt, die in Not und Armut leben müssen." Das in der
Sozialen Marktwirtschaft vorgegebene Ziel des Ausgleichs zwischen Arm
und Reich und der Bewahrung des sozialen Friedens werde zurzeit von
der Politik nicht konsequent genug verfolgt, so Klassohn.

Die Evangelische Kirche dürfe als "Kirche der Freiheit" nicht die
gnadenlose Gleichgültigkeit hinnehmen, mit der der soziale Abstieg in
die Armut als Folge von globalen und ökonomischen "Sachzwängen" und
als quasi "schicksalhaft" hingestellt werde. Die "Option für die
Armen" realisiere sich praktisch in einem Leben mit den Armen, die
genau wie die Reichen Sünder und keine besseren Menschen seien,
sondern "wie wir alle" durch das Angebot des Gottesfriedens zum Tun
des Guten und Gerechten befreit und befähigt würden.

"Das Weihnachtsevangelium vom menschenfreundlichen Frieden Gottes,
der mit der Geburt des Kindes von Bethlehem in den Alltag der Welt
gekommen ist, erinnert uns daran, dass es unter uns in Zukunft anders
zugehen kann und auch anders zugehen muss als bisher. Ich bin der
Überzeugung, dass das Weihnachtsfest erneut seine menschliche,
lebensschützende, liebevolle Kraft in unserer Gesellschaft, in
unseren Familien, in unserer Kirche und ihren Gemeinden entfalten
wird, indem es die Herzen und Gewissen mit dem Glanz der Hoffnung auf
eine bessere Welt erhellt."

Bischof Axel Noack
Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

"Gott sieht immer nach unten"

Weihnachtswort

In seinem diesjährigen Weihnachtswort erinnert der Bischof der
Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, daran, dass eine Gesellschaft
Werte braucht, die sich an der Nächstenliebe und am Gemeinwohl
orientieren. "Schon seit biblischen Zeiten wird die Qualität des
Zusammenlebens daran bemessen, wie es 'den Witwen', 'den Waisen' und
'den Fremden' im Lande geht", sagt Axel Noack. "Geraten die
Schwächsten aus dem Blick, ist das ein Alarmsignal für den sozialen
Frieden und letztlich für den 'Wohlstand' eines Staates."
In diesem Zusammenhang verweist der Magdeburger Bischof auf die
Botschaft des christlichen Weihnachtsfestes. Gott habe sich
aufgemacht, den Menschen nahe zu sein. In der Geburt des Jesus-Kindes
zeige er seine Freundlichkeit, so der Leitende Geistliche der
Kirchenprovinz Sachsen. "Gott sieht immer nach unten. Dorthin, wo wir
Menschen sind. Genau das feiern wir zu Weihnachten und hoffen, dass
diese Blickrichtung Gottes etwas Mitreißendes hat. Dass sie für uns
zur Orientierung wird, dass auch wir möglichst die nicht übersehen,
die es heute nötig haben, nicht übersehen zu werden. Davon gibt es
viele in der weiten Welt. Und sogar in unserem reichen Land leben
viel mehr Menschen, die darauf warten in ihrer fatalen sozialen Lage
wahrgenommen zu werden. Die Menschen scheinen das zu spüren. Nicht
zufällig sind an Weihnachten die Leute spendenfreudiger und haben
offenere Herzen. Darin, dass wir uns gegenseitig Geschenke machen
findet sich genau davon etwas wieder: Wir sind in das Blickfeld
Gottes geraten und durch ihn sehr beschenkt. Aus Dankbarkeit und fast
als eine natürliche Folge wollen wir die nicht aus den Blick
verlieren, die unsere Freundlichkeit brauchen."

Hinweis für Redaktionen:
Das vollständige Bischofswort von Axel Noack zum diesjährigen
Weihnachtsfest befindet sich im Anhang zu dieser Pressemitteilung.
Der Text ist außerdem unter www.ekmd-online.de eingestellt (Pfad:
Aktuell & Presse > Pressemitteilungen). Ein Foto von Bischof Axel
Noack ist unter www.ekmd-online.de zum kostenlosen Download
eingestellt Pfad: Aktuell & Presse > Pressematerial >
Kirchenprovinz-Kirchenleitung).

Kirchenpräsident Peter Steinacker
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

"Die Verwandlung der bitteren, trostlosen Welt in eine
freundliche, Gottesnahe Welt"

Kirchenpräsident Steinacker predigt an Heiligabend um 18 Uhr in
Angersbach im Vogelsberg.

"Weil Gott Mensch geworden ist, brauchen wir bei allem Lebensernst
nicht zu verzweifeln, sondern die Freude über Gott und das Leben
überstrahlt die dunklen Schatten," so hat Kirchenpräsident Dr. Peter
Steinacker die weihnachtliche Botschaft zusammengefasst. Steinacker
gestaltete an Heiligabend die Christvesper in Angersbach im
Vogelsberg. Er predigte, die Weihnachtsgeschichte sei "die Geschichte
von der Verwandlung der bitteren, trostlosen Welt in eine
freundliche, Gottesnahe Welt". Diese Verwandlung sei freilich noch
nicht zu Ende. Auch in der biblischen Weihnachtsgeschichte bleibe den
Zeugen, den Hirten und den Königen, ein hartes Leben. Und das
neugeborene Jesuskind müsse angesichts eines königlichen Mordbefehls
nach Ägypten fliehen. Aber, so sagte Steinacker, "über aller Trauer,
Entbehrung und dem Todesschatten geht das messianische Licht Gottes
auf, der sich seiner Welt erbarmend und lächelnd zuneigt."

Weihnachten kommt, weil Gott es will

"Alljährlich fegt über die stille Erwartungszeit des Advents ein
Tornado aus Feierstress, Erledigungswahn und Jahresendhektik hinweg.
Es ist, als müssten wir vorher alles, aber auch alles in Ordnung
bringen, bevor es Weihnachten werden kann." Darauf hat
Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker hingewiesen. Am Ende komme der
Heilige Abend "über uns und wir haben den Eindruck, noch nicht fertig
und noch nicht in Stimmung zu sein". Kinder wüssten dagegen, dass sie
Weihnachten nicht machen können. Wörtlich sagte Steinacker: "Als
Kinder haben wir gewartet und erwartet. Wir haben uns Weihnachten
schenken lassen. Und damit hatten wir die Botschaft Gottes zu diesem
Fest besser verstanden als die Erwachsenen." Das Kind in der Krippe,
Jesus Christus, komme aus Gottes Initiative. Seine Eltern seien,
genau wie alle, "rein empfangende Menschen". Diese Lebenshaltung sei
wichtiger als unaufgeräumte Schreibtische, unerledigte Telefonate und
lückenhafte Einkaufslisten. Weihnachten komme in die Welt, weil Gott
es will. Das Beste, was Menschen tun könnten, sei sich dafür Zeit zu
nehmen.

Landesbischof Friedrich Weber
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Friedensstifter werden

Landesbischof Weber predigt am 24. Dezember im Braunschweiger Dom.

Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat die Christen aufgefordert,
das Licht der Heiligen Nacht in die Welt zu tragen und
Friedensstifter zu werden. Das gelte gerade für die Religionen und
Kulturen in unserem Land, sagte er am 24. Dezember in seiner
Weihnachtspredigt im Braunschweiger Dom. Das Fremde dürfe nicht nur
als Bedrohung gesehen werden: "Vom Licht unseres Glaubens erwärmt,
werden wir auch das Schöne im Glauben der Anderen sehen." Das gelinge
aber nur, wenn uns das Eigene nicht fremd sei, so der Landesbischof.

Weber erinnerte außerdem an die schwierige Lage der Christen im
Heiligen Land. Sie stünden zwischen den Fronten: verdächtig den
Einen, weil sie Palästinenser, verdächtig den Anderen, weil sie keine
Muslime seien. Er würdigte das Engagement der lutherischen Kirche in
Palästina, die sich unter anderem mit einem Hospital und einer Schule
insbesondere um die Kinder kümmere. Dies seien sichtbare Zeichen der
Versöhnung und der Hoffnung.

Sperrfrist: 26. Dezember, 10 Uhr

Ein heller Ton im dumpfen Geschrei der Welt

Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz predigt am 2.
Weihnachtsfeiertag um 10 Uhr in der St. Stephani-Kirche in Bremen.

Die Hoffnungsgeschichte von Bethlehem verkünde die hoffnungsvolle
Vision einer neuen Welt angesichts der Realität von Streit, Krieg und
Not, erklärte der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen
Kirche, Schriftführer Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz, in seiner
Predigt am 2. Weihnachtsfeiertag in der St. Stephani-Kirche in
Bremen. "Die Hoffnung auf den Gesalbten Gottes, der die Welt Gottes
heraufführen wird, bringt einen leichten hellen Ton in das dumpfe
Geschrei der Welt." Hoffnung stelle sich aber nicht einfach ein,
"unsere Herzen müssen dafür bereitet werden." Dazu brauche es
Geschichten, Lieder und Rituale.

Die Weihnachtsgeschichte vermittele die Ahnung davon, dass es
etwas Großes geben müsse angesichts dieser Welt, in der es viel
Schlimmes gebe. "Wir ahnen, dass es etwas Heiles, etwas Wahrhaftiges
und etwas Vollkommenes geben muss." Weihnachten könne die Menschen
lehren, das Leben in seiner Radikalität und letzten Dichte zu sehen.
"Es will uns befähigen, dass hinter den Strukturen des Realen nicht
das Absurde und der Abgrund mit ihren Schrecken lauern, sondern dass
dort Zärtlichkeit, Zuwendung und liebevolle Geheimnisse herrschen.
Und mit dieser Vermutung beginnt eigentlich erst das Leben."

Der Anfang im armen Stall zu Bethlehem mache Mut, selbst
anzufangen, der Hoffnung auf das Reich des Friedens und der
Gerechtigkeit zu trauen und selbst Schritte des Friedens und der
Gerechtigkeit zu gehen. "Gott hat in der Nacht von Bethlehem ein
Licht angezündet, das uns leuchten will, damit wir unseren Fuß auf
den Weg des Friedens richten."

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55310
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

46465

weitere Artikel:
  • "Ich halte mich nicht für eine gute Songschreiberin" Carla Bruni im Interview mit der Frauenzeitschrift WOMAN Hamburg (ots) - Als Model wurde Carla Bruni weltberühmt und war auf dem internationalen Modeparkett heiß begehrt. Doch das reichte der schönen Französin nicht, die im nächsten Jahr ihren 40. Geburtstag feiert: Ihr erstes Gesangsalbum war eine melancholisch-schöne Hommage an den Nouvelle Chanson, jetzt veröffentlicht sie ihr zweites Album: "No Promises". Für ihr erstes englischsprachiges Album hat sie Texte von sechs Dichtern zu den für sie typischen akustischen Gänsehaut-Balladen vertont. In der nächsten Ausgabe der Frauenzeitschrift mehr...

  • stern TV - Mittwoch, 27.12. 2006 - 22:15 Uhr bei RTL Moderation: Günther Jauch Köln (ots) - Die Highlights des Jahres 2006 bei stern TV SOS an deutschen Schulen Nach dem PISA-Test: Die Bildungsmisere in Deutschland. Wer ist schuld? Die Lehrer, die Schüler, die Eltern? Ein grosses Thema bei stern TV. Im Studio: Gerlinde Unverzagt und ihr "Lehrerhasserbuch" lösen Kontroversen aus. Schulen wie die Berliner Rütli-Schule kapitulieren vor den Schülern. Aber: Beherrschen Eltern heute überhaupt noch den Stoff der Kids aus der dritten Klasse? Der grosse Mathe-Test bei stern TV. Patricia - die jüngste Mutter Deutschlands mehr...

  • Luxus für wenig Geld Hamburg (ots) - Business Class fliegen - und nicht viel mehr als Economy zahlen? Ein Luxuszimmer zum halben Preis? Das neueste Cabrio - günstig gemietet? In seiner aktuellen Ausgabe gibt das Reisemagazin GEO SAISON viele Tipps, wie man auf hohem Niveau günstig reisen kann. Jeweils für Flüge, Hotels, Mietwagen und Pauschalreisen hat die Redaktion Gebrauchsanweisungen zusammengetragen, wie Reisende möglichst viel sparen. Etwa indem sie jene "Zwischenklasse" buchen, die immer mehr Airlines zwischen Business und Economy einrichten und mehr...

  • "Wir dürfen Kinder nicht vernachlässigen!" / AWO fordert systematischen Ausbau der Jugendhilfestrukturen Berlin (ots) - "Aktuelle Diskussionen um die Konsequenzen aus Vernachlässigung, Misshandlung oder gar Tötung von Kindern zeigen: Alle gesellschaftlichen Kräfte sind gefordert, den skandalösen Auswüchsen gemeinsam zu begegnen", so der AWO Bundesvorsitzende Wilhelm Schmidt in Berlin. "Wir müssen in jedem Falle die Strukturen der Jugendhilfe ausbauen und nicht an ihnen auf unverantwortliche Art und Weise einsparen. Es geht um die Zukunft von Kindern und Jugendlichen - und damit von uns allen", betont der AWO Bundesvorsitzende. "Hinweise mehr...

  • Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow fürchtet Giftmord Hamburg (ots) - Es folgt eine PRESSE-Vorabmeldung der ZEIT Nr. 1 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 28. Dezember 2006 Liebe Kolleginnen und Kollegen, das komplette ZEIT-Interview der nachfolgenden Meldung senden wir Ihnen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Silvie Rundel, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 0170 - 9 66 00 80, E-Mail: rundel@zeit.de) Der russische Oppositionspolitiker und ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow äußert sich in der ZEIT über seine Angst vor einem Giftmord. "Die Angst vor mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht