(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Politik pervers, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Koalitionsstreit über die Gesundheitsreform

Geschrieben am 22-09-2006

Frankfurt (ots) - Die Gesundheitsreform - und mit ihr die große
Koalition - stirbt langsam. Aber wenn sie endlich zu Grabe getragen
sein wird, dann wird sie niemand vermissen: die sogenannte Reform
nicht und das schwarz-rote Bündnis auch nicht. Angela Merkel, Kurt
Beck und Co. produzieren beim zentralen Projekt ihrer Legislatur
nichts als Murks, und wären nicht wenigstens die
Unionsministerpräsidenten auf der Hut, würden die Kanzlerin, der
SPD-Chef und die sozialdemokratische Ministerin Ulla Schmidt ihren
Marsch in die Staatsmedizin ungeniert fortsetzen.

"Die Effizienz des Systems ist durch eine wettbewerbliche
Ausrichtung zu verbessern", heißt es im Koalitionsvertrag vom vorigen
November im Kapitel "Gesundheit". Und: "Ein fairer Wettbewerb
zwischen privaten Krankenversicherungen und gesetzlichen
Krankenkassen muss auf den Erhalt eines pluralen Systems und der
Kassenvielfalt zielen. Die freie Arzt- und Kassenwahl bleibt
erhalten." Das ist die Wettbewerbslüge dieser Bundesregierung. Denn
die will in Wahrheit von Wettbewerb im Gesundheitswesen nichts
wissen. Ihre Reform läuft auf die Zentralisierung und
Bürokratisierung des Beitragseinzugs und auf die Zuteilung von
Leistungen hinaus, auf den Einheitsbeitrag, das Einheitshonorar und
die Einheitskasse, auf die Kollektivierung der privaten
Krankenversicherung. Die funktioniert und ist - anders als die
gesetzlichen Kassen - dank Kapitalbildung auch "demografiefest",
passt aber nicht ins sozialistische Weltbild von Merkel und Schmidt.
Politik pervers: Ausgerechnet jenen Teil des Systems, der noch gesund
ist, will Schwarz-Rot plattmachen.

Diese Koalition regiert nach dem Motto "Allein gegen alle": gegen
gesetzliche Kassen und private Versicherer, gegen Ärzte und
Krankenhäuser, gegen Pharmaindustrie und Apotheker, nicht zuletzt
gegen Patienten, egal ob "gesetzlich" oder "privat" versichert. Aber
diese Politik ist längst gescheitert, Merkel und Beck drücken sich
nur noch davor, ihr Versagen einzugestehen. Heute sind es die
Zusatzbeiträge, über die man sich nicht einigen kann, morgen wird es
der Finanzausgleich sein, übermorgen der dreiste Versuch, gesetzliche
und private Versicherung gleichzuschalten. Dieses Reformprojekt ist
nicht zu retten. Nicht von dieser Koalition. Und so grundfalsch, wie
das Projekt angelegt ist, kann man nur sagen: zum Glück ist es nicht
zu retten.

(Börsen-Zeitung, 23.9.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

31311

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: KOMMENTAR: Erdgas Ulm (ots) - KOMMENTAR: Erdgas Endlich. Wer will, kann sich als Erdgaskunde jetzt auf einen Blick Klarheit darüber verschaffen, wie teuer sein Lieferant im Vergleich zu den anderen Anbietern im Land ist. Gerade noch rechtzeitig vor dem Start des Wettbewerbs auch im Gasmarkt hat Wirtschaftsminister Ernst Pfister für Übersichtlichkeit im Tarifdschungel gesorgt. Dass sich die Preisschere weit öffnet im Land, ist kaum überraschend. Denn es gibt zwischen Main und Bodensee erhebliche landschaftliche Unterschiede, die gravierende Kostendifferenzen mehr...

  • Genmab schliesst Patientenaufnahme in die HuMax-CD20 Phase-II-Studie bei RA ab Kopenhagen, Dänemark (ots/PRNewswire) - Genmab A/S (CSE: GEN) gab heute bekannt, dass das Unternehmen die Patientenaufnahme in die Phase-II-Studie mit HuMax-CD20 (Ofatumumab) zur Behandlung von Patienten mit akuter rheumatoider Arthritis (RA), bei denen eine Behandlung mit einem oder mehreren langwirksame Antirheumatika (DMARD = disease modifying anti-rheumatic drugs) fehlschlug, abgeschlossen hat. Insgesamt sind ca. 200 Patienten in die Studie aufgenommen worden. "Das klinische Entwicklungsteam von Genmab hat alles getan, um eine schnelle mehr...

  • Der Tagesspiegel: Verbraucherschutzministerium prüft schärfere Gesetze gegen unerwünschte Telefonwerbung Berlin (ots) - Die Bundesregierung prüft schärfere Gesetze gegen Telefonwerbung. Obwohl Werbung mit Telefonanrufen gegenüber Verbrauchern ohne deren Einwilligung seit 2004 verboten ist, gehen immer noch viele Beschwerden von Kunden über unerwünschte Werbekontakte bei den Verbraucherzentralen ein. "Das ist ganz klar ein Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb", sagte Staatssekretär Peter Paziorek vom Verbraucherschutzministerium dem Tagesspiegel am Sonntag. "Es gibt offenbar ein Durchsetzungsproblem", räumte er ein. "Wir mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zur Bahn: Stuttgart (ots) - Lange Zeit war der Kampf gegen die leidigen Verspätungen das Unternehmensziel Nummer eins. Dass sie im Kampf um dieses Ziel immer wieder aus der Bahn geworfen wird, hat sie sich auch selbst zuzuschreiben. Denn seit sich Konzernchef Hartmut Mehdorn dem Ziel eines schnellen Börsengangs verschrieben hat, zählen vor allem die Zahlen. Teure Investitionen ins Schienennetz sind da nur störend. Doch langfristig geht eine solche Rechnung nicht auf. Ein Besuch am Bahnsteig würde dies den Verantwortlichen eindrucksvoll bestätigen. mehr...

  • SoftBrands schliesst sich mit Viseo zusammen, um die Fourth Shift Edition for SAP Business One in Frankreich zu vermarkten Minneapolis (ots/PRNewswire) - SoftBrands, Inc. (Amex: SBN), ein internationaler Anbieter von Enterprise Application Software hat sich mit Viseo, einem führender Anbieter von individuell angepassten und verbesserten Inter-Enterprise Software Systemen, zusammengeschlossen, um die Fourth Shift Edition for SAP Business One in Frankreich zu vertreiben und zu implementieren. SoftBrands ist ein globaler ISV-Partner der SAP AG. Viseo, ein Unternehmen das 1999 von einem kleinen Team von SAP-Experten gegründet wurde, spezialisiert sich darauf, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht