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FZ: Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud sieht Euro "fundametal immer noch überbewetet" (Gastbeitrag für die "Fuldaer Zeitung", Ausgabe vom Dienstag, 18. Mai 2010)

Geschrieben am 17-05-2010

Fulda (ots) - Der Euro ist derzeit in aller Munde. Das neu
entfachte Interesse gilt jedoch weniger den Vorteilen der gemeinsamen
europäischen Währung - vielmehr dominiert die Angst vor der
angeblichen Euro-Schwäche. Auch nach den Hilfspaketen für die
hochverschuldeten Euro-Mitgliedsländer konnte der Euro sich nur
kurzfristig stabilisieren. Dies ist aber weder überraschend, noch
beunruhigend. Die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar resultiert
nicht nur aus dem "griechischen Desaster". Auch die USA sind zwar im
Hinblick auf die öffentliche Verschuldung und den Schuldenstand keine
Musterschüler. Aber nach der weltweiten Krise ist die konjunkturelle
Erholung in den USA deutlich stärker als in Europa. Zudem fokussieren
sich die Märkte derzeit stärker auf die Strukturprobleme der
Euro-Zone. Auch ist der Euro fundamental immer noch überbewertet.
Schon aus diesen Gründen ist eine Abwertung des Euro zwingend. Nur
ist das keine Schwäche, sondern eine Anpassung an den langfristig
fundamentalen Wert, der bei etwa 1,20 Dollar liegt.

Flexible Wechselkurse zeichnen sich doch gerade dadurch aus, dass
sie die notwendigen Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen
vornehmen können. Das sollte man begrüßen und nicht den Untergang der
abwertenden Währung beschwören. Hat man schon vergessen, dass der
Euro im Jahr 1999 mit einem Wert von 1,17 Dollar startete? Im Vorfeld
der Bargeldeinführung im Jahr 2002 fiel der Euro sogar weit unter die
Marke von 1,00 Dollar. Trotzdem gelang die Bargeldeinführung
reibungslos. In den Folgejahren legte der Euro dann eine Rallye hin
und schoss im Jahr 2008 bis auf über 1,60 Dollar. Nunmehr bewegt er
sich zurück auf seinen fairen Wert.

Gerade die Flexibilität nach außen in Kombination mit der
Stabilität in der Währungsunion verschafft Deutschland im
internationalen Handel große Vorteile. So kann gerade Deutschland als
Gewinner der Europäischen Währungsunion gesehen werden. Mit der
Fixierung der Wechselkurse in der Euro-Zone, in die mehr als 40
Prozent unserer Exporte gehen, erhalten wir für einen Großteil
unserer wichtigsten Absatzgebiete eine hohe Transparenz bei geringen
Transaktionskosten. Gerade weil der Euro gegenüber unseren
wichtigsten Handelspartnern in der Euro-Zone Stabilität bringt,
sollten Schwankungen gegenüber den anderen Währungen viel gelassener
gesehen werden. Deutschland hätte ohne den Euro aufgrund seines hohen
Exportanteils deutlich mehr unter Wechselkursschwankungen zu leiden.
Man stelle sich einfach mal vor, wir hätten in den letzten zehn
Jahren den Euro nicht gehabt. Starke Wechselkursschwankungen
innerhalb der Eurozone hätten den Handel beeinträchtigt - zu erinnern
sei nur an die Turbulenzen der frühen 90er Jahre, wobei in der Folge
die deutschen Exporte immer stark gelitten haben.

Aktuell bringt die Abwertung des Euro beispielsweise gegenüber dem
Dollar konjunkturell sogar positive Effekte mit sich. Unsere
Exportgüter werden günstiger und somit verstärkt nachgefragt. Die
letzten Exportzahlen zeigen, dass im Jahresvergleich ein Anstieg von
20 Prozent zu verzeichnen ist. Und wie im Lehrbuch folgt dem
Exportanstieg ein Anspringen der Investitionen, wovon wiederum der
Arbeitsmarkt profitiert.

Warum besteht also trotz alledem Angst vor einem schwachen Euro?
Durch die Abwertung erhöhen sich die Preise importierter Güter, wie
beispielsweise Rohöl. Allerdings bringt auch hier der Euro
Stabilität, denn unsere wichtigsten Importländer befinden sich
ebenfalls in der Europäischen Währungsunion. Da viele unserer
Handelspartner in den nächsten Jahren mittels Lohnzurückhaltung
wieder ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern müssen, resultiert
hieraus aber eher ein de- als ein inflationärer Effekt. Panikmache
bezüglich der Euro-Entwicklung ist somit fehl am Platz.

Originaltext: Fuldaer Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/79740
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_79740.rss2

Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-447
johannes.heller@fuldaerzeitung.de


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