 Westdeutsche Zeitung: Meilenstein am Niederrhein = von Ingo Faust
Geschrieben am 23-08-2006 |
Düsseldorf (ots) - Man kann es drehen und wenden wie man will: Mit
der 2,2 Milliarden Euro Investition in die angeblich veraltete
Braunkohle hat RWE nach langem Zögern einen Meilenstein gesetzt.
Tausende Arbeitsplätze werden geschaffen oder gesichert. Ins größte
Braunkohlerevier Europas kommt das modernste Braunkohlekraftwerk der
Welt. Modern heißt in diesem Zusammenhang vor allem: ein nie
gekannter Wirkungsgrad. Aus Kohle mit einem Brennwert von 1000
Megawatt können künftig 430 Megawatt Strom erzeugt werden. Das ist
fast ein Drittel mehr als bisher üblich. Schöner noch: Im gleichen
Umfang geht der Ausstoß von Stickoxiden und anderen Schadstoffen
zurück.
Umweltschützern ist das immer noch zu wenig. Aber RWE arbeitet
bereits an völlig Stickoxid-freien Kraftwerken. Das Schadgas wird
unter der Erde gespeichert. Dabei ist aber noch offen, ob sie auf
Braun- oder Steinkohle basieren. Fest steht auch nicht, mit welcher
Technologie sie ausgerüstet werden und was sie neben Stromerzeugung
noch so können. Bei künftigen Engpässen bei der Ölversorgung könnten
sie technisch sogar Gas oder Motorentreibstoffe liefern. 2014 soll
ein erstes dieser Kraftwerke bei RWE erprobt werden.
Aber auch die neuen Braunkohle-Blöcke in Neurath könnten, was
Wirkung und Schadstoffe betrifft, noch nachgerüstet werden. Vor 60
Jahren, als RWE mit 729 Megawatt mit Braunkohle am Netz war, waren
solche Blöcke die reinsten Dreckschleudern mit unvorstellbar
niedrigem Wirkungsgrad. Gemeinsam mit NRW, das gestern 60 Jahre alt
geworden ist, sind diese Kraftwerke "erwachsen" geworden. Braunkohle
liefert beim Strom preisgünstig und subventionsfrei die Grundlast.
Das können sonst nur Atommeiler. Aber auch die sind bei der
Bevölkerung - teilweise zu Recht - unbeliebt.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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