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Westdeutsche Zeitung: Bitte keine Elektro-Euphorie = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 03-05-2010

Düsseldorf (ots) - Die Epoche des billigen Öls geht zu Ende, und
die Autohersteller müssen sich eingestehen, dass sie mit einer
Technologie von gestern nicht die Zukunft gewinnen können. Wenn die
Kanzlerin nun zu einem Auto-Gipfel lädt und die Elektromobilität zur
"nationalen Aufgabe" erklärt, hört sich das an wie eine Revolution
mit Ansage - und ist im Grundsatz sinnvoll. Doch Merkel sollte sich
davor hüten, der E-Euphorie zu verfallen und vorschnell eine
Epochenwende auszurufen. Das Versprechen, bis 2020 eine Million Autos
an die Steckdose zu bringen, ist schlicht unrealistisch. Darüber
hinaus weckt es den Argwohn, dass Industrie und Regierung hier ein
neues Feigenblatt züchten, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, den
Klimawandel billigend in Kauf zu nehmen. Tatsache ist:
Elektrofahrzeuge sind gegenüber herkömmlichen Autos allein schon
wegen ihrer hohen Kosten nicht konkurrenzfähig. Und ein Weg, deren
teure Batterien in Billigprodukte zu verwandeln, ist derzeit nicht
erkennbar. Vor diesem Hintergrund erscheinen Forderungen von
Autoherstellern, der Staat möge doch den Aufpreis für
Elektrofahrzeuge übernehmen, als Anmaßung. Auch wenn Kaufanreize
nicht Tabu bleiben dürfen: Weder kann es sich der Staat leisten, der
Industrie hohe Subventionen zu zahlen, noch sollte er sich dazu
verleiten lassen, allein auf Elektromobilität zu setzen. Schon
mehrfach hatte die Politik für sich proklamiert, den Weg zu kennen
und sich flugs in technische Sackgassen manövriert. Ob Transrapid,
Biosprit oder Brennstoffzellen: Immer wieder waren die Erwartungen
unrealistisch hoch, immer wieder wurden Millionen an Steuermitteln
vergeudet. Beim Autogipfel sollte es daher weniger um Subventionen
gehen, als vielmehr um nationale und internationale Kooperationen.
Denn während Chinas Planwirtschaftler die Entwicklung von
Elektrofahrzeugen in ihrem Riesenreich präzise koordinieren, wird in
Europa an zwölf Orten genau dasselbe erforscht. Die traditionsreichen
Pkw-Hersteller des Abendlandes werden sich nach dem Ende des
Erdöl-Zeitalters auf dem Weltmarkt nur dann erfolgreich neu erfinden
können, wenn sie ihre Konzepte gemeinsam vorantreiben - Konkurrenz
belebt in diesem Fall eben nicht das Geschäft.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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