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Berliner Morgenpost: Europas einzige zweitklassige Hauptstadt - Kommentar

Geschrieben am 02-05-2010

Berlin (ots) - Hertha BSC kehrt dorthin zurück, wo der Klub 13
Jahre nicht mehr war: in die Zweite Liga. Ob das einen Anhänger
schmerzt? Sicherlich. Ob das für ihn der Weltuntergang ist?
Sicherlich nicht. Ich bin Hertha-Fan geworden, als es dem Klub noch
sehr viel schlechter ging als jetzt. Festgemauert in der Erde der
Zweiten Liga, die Fanszene war als durch und durch prollig verschrien
und wurde dem rechten Lager zugeordnet. Hertha war igitt. Und Hertha
war trist. Es gab Spiele, da verliefen sich in die genauso riesige
wie marode Betonschüssel Olympiastadion so wenige Zuschauer, dass
eine La Ola nur möglich gewesen wäre, wenn sich alle Besucher in
dieselbe Reihe gesetzt hätten. Kurzum: Wer in den Achtzigern in
West-Berlin aufwuchs, war für Bayern, für Bremen, vielleicht für
Hamburg. Dann stieg Hertha auf. Hertha wurde groß. Hertha wurde
erfolgreich: Sie spielten in der Champions League, der Staat sanierte
unser WM-Stadion, und ein einzelner Spieler kostete mehr als fünf
Jahre zuvor noch die ganze Mannschaft. Schön? Sicher. Schattenseiten?
Auch. Wir konnten nicht mehr eine Viertelstunde vor Anpfiff am
Stadion parken, und es gab nummerierte Sitzplätze. Ich musste mit
Zehntausenden teilen, was mir vorher quasi allein gehörte. Ich fühlte
mich wie jene, die auf Stadionkonzerten jedem zwanghaft erzählen,
dass sie die Band ja schon vor Jahren im kleinsten Klub der Stadt
gesehen hätten. Aber das war es wert. Hertha war nun der Hauptact,
aber dennoch nie emotional so aufgeladen wie etwa Schalke oder
Dortmund. Ausverkauft war das oft stimmungsarme Stadion selten, nie
litt oder fieberte die ganze Stadt mit. Während Berlin sich zu einer
internationalen Metropole wandelte, stagnierte Hertha in der
Außenwahrnehmung. Ob der Klub etwas dafür kann? Zumindest ist der
Vorwurf, er hätte das neue Berlin verschlafen, lächerlich. Wie hätte
er es mitnehmen können? Bis zu 250.000 Menschen ziehen jährlich nach
Berlin oder weg. Die Leute mögen zwar ihren Partner verlassen, ihren
Klub aber nicht. Und so bringen die Zugezogenen ihre Vereinsliebe
mit. Es gibt für jeden Klub dieses Landes eine eigene Kneipe, keine
Auswärtskurve ist so gut gefüllt wie die in der Hauptstadt.
Deutschland wird in der kommenden Saison als einziges europäisches
Land keinen Hauptstadtklub in der Ersten Liga haben. Das schwache
Management, die schlecht zusammengestellte Mannschaft und der sich am
Ende nur noch selbst vermarktende Trainer riskieren mit ihrem
Versagen viel: Unter Berliner Kindern ist es im Gegensatz zu meiner
Jugend in Ordnung, Hertha-Anhänger zu sein. Es wäre fahrlässig,
verlöre der Klub auch diese Fangeneration und damit die große Chance
auf eine höhere Identifikation mit und in seiner Stadt. Umso
erstaunlicher ist, dass sich derzeit keinerlei personelle
Konsequenzen abzeichnen. Der Präsident bleibt, der Manager bleibt,
der Trainer will bleiben. Dies kann nicht die Reaktion auf den
größten Unfall der jüngeren Vereinsgeschichte sein. Denn im Ernst:
Die Ein-Reihen-La-Ola wünscht sich niemand zurück.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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