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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Griechenland:

Geschrieben am 28-04-2010

Bielefeld (ots) - In seinem »Höhlengleichnis« hat der griechische
Philosoph Platon (428 - 378 v. Chr.) Menschen beschrieben, die zeit
ihres Lebens niemals ihren ummauerten Raum verlassen. Sie sehen nur
die Schatten an der Wand. Wie es draußen, außerhalb der Höhle,
wirklich aussieht, darüber haben sie nicht einmal eine Vorstellung.
Wenn ihnen ein Mensch darüber berichtete, würden sie ihn nicht
verstehen. Manche Kritiker der Griechenland-Hilfe benehmen sich, als
lebten sie in einer Höhle. Es ist so schön, auf Athen einzuschlagen,
dass man die andere Seite der Wirklichkeit offenbar nicht zur
Kenntnis nehmen möchte. Dabei ähnelt die Situation heute der vom
September 2008. Damals wurde weltweit gefordert, mit der
Bankenrettung müsse es ein Ende haben. Die Pleite von Lehman Brothers
aber zog danach solche Kreise, dass der wirtschaftliche Schaden viel
größer war als die Kosten für das ursprünglich angepeilte
Rettungspaket. Ähnliches droht nun für den Fall, dass sich die
Kritiker in ihrer Höhle durchsetzten und Europa den Griechen die
Hilfe verweigerte. Am Ende müssten außer Athen auch Portugal und
andere Staaten südlich der Alpen den der Staatsbankrott fürchten.
Krisen lassen sich kaum regional begrenzen. Der Mathematiker
Archimedes (287 - 212 v. Chr.), ebenfalls ein Grieche, konnte noch
fordern: »Stört meine Kreise nicht!« Heute müsste man sich schon in
eine Höhle einschließen, um die Außenwelt fernzuhalten. Sollte Athen
seine Schulden nicht mehr bedienen, würden darunter nicht nur die
Banken und Käufer von Griechenland-Anleihen leiden. Das Nachsehen
hätten auch diejenigen, die - Beispiel: Tourismus - in
deutsch-griechischen Gemeinschaftsunternehmen engagiert sind. Haben
die Griechen weniger Geld, werden sie auch weniger Autos, Motorräder,
Maschinen, Flugzeuge, U-Boote und andere teure Güter aus Deutschland
kaufen. Fest steht: Athen hat sich den Zugang zum Euro-Land mit
Mauscheleien verschafft. Doch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
hat Recht: Wer nur klagt, dies dürfe nicht ungestraft bleiben,
verschließt die Augen vor den Einschnitten ins Sozialsystem, die
schon beschlossen sind. Und wer die Rentenerhöhungen in Griechenland
kritisiert, ohne die Höhe der Altersbezüge zu nennen, handelt unfair.
Die Griechen haben mehr Grund als die Deutschen, den Euro als »Teuro«
zu beklagen. Schulden haben es an sich, dass sie meist noch höher
sind als anfangs eingeräumt. Dies ist im Fall Griechenland nicht
anders. Natürlich ist es ärgerlich, dass die Regierungen - wie schon
in der Bankenkrise - wieder alternativlos das Staatssäckel öffnen
müssen. Umso wichtiger wäre es, neuen Krisen durch einen zweiten
Maastricht-Vertrag vorzubeugen. Doch die Art, wie nach der
Bankenkrise die notwendigen Änderungen der Finanzgesetze weltweit
schon wieder auf die lange Bank geschoben werden, lässt wenig
Hoffnung, dass die Europäische Union diese Aufgabe schnell löst.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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