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Börsen-Zeitung: Athen unter Zugzwang, Börsenkommentar "Marktplatz" von Thorsten Kramer

Geschrieben am 09-04-2010

Frankfurt (ots) - Hier ist Rhodos, hier springe, heißt ein
griechisches Sprichwort. Es meint, dass jemand erst einmal durch
Taten beweisen soll, was er vorgibt zu können. Unter diesem Zwang
steht nun auch die Regierung in Athen, die immerzu betont, dass sie
die Notfallhilfe der Europäischen Union und des Internationalen
Währungsfonds (IWF) nicht benötigt - obwohl die Märkte längst darauf
spekulieren, dass die Griechen ihre immensen Finanzprobleme ohne
Unterstützung nicht in den Griff bekommen können.

Bemerkenswert ist allerdings,dass sich diese Spekulationen vor dem
Wochenende wieder etwas beruhigten. Europas Aktienmärkte, denen
mancher Beobachter schon eine extreme Verunsicherung und einen
bevorstehenden Kurseinbruch attestierte, rückten am Freitag wieder
deutlich vor. Der Dax schloss die Woche bei einem Stand von 6250
Punkten ab - nicht weit entfernt vom erst kürzlich markierten
19-Monats-Hoch.

Dies ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Verunsicherung unter
den Investoren doch (noch) nicht so hoch ist wie hier und dort
behauptet. Darauf weist auch das nach wie vor niedrige Umsatzvolumen
im europäischen Aktienhandel hin. Würden Anleger ihre Zuversicht für
Aktien verlieren, würde sich das Angebot auf der Verkäuferseite
schlagartig vergrößern.

Freilich sollten sich Anleger nicht in Sicherheit wiegen. Schon am
20.April muss Griechenland mehr als 8,2 Mrd. Euro refinanzieren und
am 19.Mai noch einmal rund 8 Mrd. Euro. Erst dann wird sich erweisen,
ob die Griechen tatsächlich in der Lage sind, ihren Worten Taten
folgen zu lassen - oder ob die Ratingagentur Fitch recht behält, die
Athen am Donnerstag dazu aufforderte, sofort auf die Unterstützung
der europäischen Partner und des Internationalen Währungsfonds
zuzugreifen. Am Freitag stufte Fitch Griechenland auf "BBB-"
herunter.

Einen Hinweis auf die Erfolgschancen der Hellenen werden die
Märkte schon in der neuen Woche erhalten. Laut der staatlichen
Schuldenagentur will Griechenland am Dienstag Anleihen mit Laufzeiten
von 26 und 52 Monaten im Volumen von jeweils 600 Mill. Euro
emittieren. Klar ist, dass sich Athen Zinsen auf dem aktuellen Niveau
jenseits von 7% nicht auf Dauer leisten kann. Daher wird das Thema
Griechenland die Aktienmärkte belasten, bis endlich mehr Klarheit
darüber herrscht, wie groß das Defizit der Hellenen tatsächlich ist
und wie genau die Konditionen für die Hilfe der EU aussehen werden.
Am Freitag verlautete in Brüssel, die Zinsen seien in etwa so hoch,
wie es bei Hilfskrediten des IWF der Fall sei.

Bleiben unerwartete Negativbotschaften aus, besteht auf kurze
Sicht allerdings durchaus die Chance, dass Europas Aktienindizes die
im Februar gestartete Kursrally fortsetzen. Dabei liegt die Hoffnung
darauf, dass die Berichtssaison für das erste Quartal 2010 neue
Impulse liefert. Mit dem zurückliegenden Kursanstieg, der den Dax in
den vergangenen Wochen um rund 800 Punkte antrieb, haben die Märkte
bereits viel Positives eingepreist. Gleichwohl setzen einige
Investoren und Aktienstrategen darauf, dass die Unternehmen ihre
Zurückhaltung etwas ablegen und sich ein Trend zu optimistischeren
Gewinn- und Umsatzprognosen für das Gesamtjahr 2010 etabliert. Dafür
spricht die anhaltend positive Entwicklung wichtiger Frühindikatoren
und der Auftragseingänge. Hoffnung machen außerdem die
Entspannungssignale, die Anleger zuletzt vom US-Immobilienmarkt und
vom US-Arbeitsmarkt empfingen. Daraus leitet sich die Erwartung eines
Anstiegs des wichtigen US-Konsums ab. Inwieweit dies berechtigt ist,
dürfte die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehende Statistik der
US-Einzelhandelsumsätze zeigen.

Die Frage, ob es berechtigt ist, auf Impulse durch die
Berichtssaison zu setzen, dürfte sich bereits in einer Woche gut
beantworten lassen. Bis dahin haben wichtige US-Konzerne Bilanzdaten
präsentiert. Dazu zählt der Chiphersteller Intel, dessen Zahlen der
Markt Signalcharakter für den Technologiesektor zuweist. Hohe
Aussagekraft für die Entwicklung in der Industrie haben die
Geschäftszahlen von General Electric. Zudem veröffentlichen mit J.P.
Morgan Chase und Bank of America zwei wichtige Finanzadressen
Geschäftszahlen. Bei ernüchternden Daten dürften die mit der
Bilanzsaison verknüpften Hoffnungen schnell verpuffen - und das Thema
Griechenland dürfte wieder stärker in den Fokus rücken.

(Börsen-Zeitung, 10.4.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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