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Aktuelle Studie zum Qualitätsjournalismus in Deutschland: Verlage nutzen Wirtschaftskrise für Redaktionsumbau - redaktionelle Arbeitsverdichtung birgt Gefahren für journalistische Qualität

Geschrieben am 24-03-2010

Berlin (ots) - Seit Jahren leiden Zeitungen und Zeitschriften
unter stark rückläufigen Auflagen und Werbeeinnahmen. Insbesondere
junge Lesergruppen und mit ihnen die Anzeigenkunden wenden sich von
den Printmedien ab. Vor diesem Hintergrund haben viele Verlage die
Wirtschaftskrise genutzt, um weitreichende strategische Maßnahmen zu
ergreifen: Anzeigen-, Vertriebs- und Herstellungsabteilungen wurden
zentralisiert oder ausgelagert. Entscheidender noch: die
betriebswirtschaftlichen Maßnahmen haben die Struktur vieler
Redaktionen erfasst.

Wie diese neuen Redaktionsformen aussehen und welche Auswirkungen
sie auf die journalistische Qualität haben, wurde nun in einer
umfangreichen Studie untersucht. Das Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin führte diese
im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes mit finanziellen
Mitteln seiner Vorgängerorganisation durch.

Ergebnisse

Drei Trends stellt die Studie heraus: Auslagerungen,
Redaktionsfusionen und Redaktionskooperationen sind die zentralen
Maßnahmen, durch die Verlage ihre Redaktionen in der Wirtschaftskrise
umgebaut haben. Zudem die Erkenntnis, dass es der Branche bislang
nicht gelungen ist, ein funktionierendes Geschäftsmodell für
Qualitätsjournalismus im Internet zu etablieren.

Beim Outsourcing umgehen Verlage die Tarifbindung, indem sie Teile
der Redaktion als selbstständiges Tochterunternehmen auslagern.
Redaktionszusammenlegungen, wie bei der Fusion dreier
Regionalzeitungen der WAZ und bei den Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien,
sollen Kosten sparen, indem die Arbeit auf weniger Köpfe verteilt
wird. Artikelsyndizierung und Autorenpools bieten bei der Welt-Gruppe
der Axel Springer AG und beim Berliner Verlag/M. DuMont Schauberg
neue Möglichkeiten des Austauschs und der Mehrfachverwertung von
Artikeln.

Mit diesen Maßnahmen werden zunächst zwar einzelne Titel,
Standorte und die lokale Vielfalt gesichert. In der Folge aber dürfte
die nationale Vielfalt der Berichterstattung abnehmen, während
Agenturabhängigkeit und Selbstreferentialität der Medien zunehmen.
Die Verdichtung redaktioneller Arbeit könnte systematisch zu Lasten
journalistischer Qualitätsroutinen und Recherche gehen.

Studiendesign

Die Studie des Instituts für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft rekonstruiert die Branchenstrategien der
letzten zwei Jahre. Dabei wurden zwei Fälle genauer empirisch
untersucht: die Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien sowie der Berliner
Verlag/M. DuMont Schauberg. Hierzu führte man zehn Experteninterviews
mit führenden Medienmanagern der beiden Verlagshäuser und ihrer
Wettbewerber durch. Zur Beurteilung der publizistischen Auswirkungen
erfolgten zehn Interviews mit professionellen Mediennutzern und
PR-Managern.

Expertenbewertung

Die Verlagsmanager rechneten aufgrund der schlechten Lage der
deutschen Presse mit einer weiteren Marktkonzentration. Als Mittel
des Kostenmanagements bewerteten sie die geschilderten Strategien
insgesamt positiv. Bedenken äußerten sie hinsichtlich der
journalistischen Herausforderung, künftig unterschiedlichen Profilen
stilistisch gerecht zu werden.

Professionelle Leser, die als PR-Manager Printmedien beruflich
nutzen, zeigten Verständnis für die Probleme der Pressekrise und die
Maßnahmen der Verlage. Befürchtet wird aber, dass sich die
ökonomischen Zwänge mittelfristig negativ auf die journalistische
Qualität auswirken. Bereits heute wird eine zu starke Orientierung an
vordergründiger Aktualität und vermeintlicher Exklusivität moniert,
die zu Lasten gründlicher Recherche und Themenaufbereitung gehe.
Wichtig sei, dass auch in Zukunft die Einzelprofile der Blätter
erkennbar bleiben und kein "Einheitsbrei" serviert wird.

Die komplette Studie kann ab sofort als PDF-Download unter
www.journalistenspiegel.de abgerufen werden.

Über den DFJV:

Der Deutsche Fachjournalisten-Verband ist ein Berufsverband für
Journalisten, die sich auf ein Ressort oder Themengebiet
spezialisiert haben. Als moderner Full-Service-Dienstleister bietet
er seinen über 10.000 Mitgliedern u.a. Leistungen wie Beratung,
Presseausweis, Networking und Weiterbildung an. Zudem veranstaltet er
den jährlich stattfindenden Deutschen Fachjournalisten-Kongress, gibt
die Publikation "Fachjournalist" sowie Studien und Fachbücher zum
Fachjournalismus heraus.

Mehr Informationen unter: www.dfjv.de

Originaltext: DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/50854
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_50854.rss2

Pressekontakt:
Lars von Hugo
DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband AG
Hegelplatz 1
10117 Berlin
Telefon 030 / 81 00 36 880
Telefax 030 / 81 00 36 889
E-Mail: l.vonhugo@dfjv.de
Internet: www.dfjv.de


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