(Registrieren)

AOK Schleswig-Holstein lenkt im Streit um die Packungsgröße ein

Geschrieben am 05-03-2010

Berlin (ots) - Anfang Februar 2010 hat sich die AOK
Schleswig-Holstein mit der Bitte an niedergelassene Ärzte gewandt,
ihren Patienten die unter Rabattvertrag stehenden Omeprazol-Generika
der Firma KSK zu verordnen. Dem einzelnen Arzt wird in diesem
Schreiben eine Aufstellung übermittelt, die die von ihm im 3. Quartal
2009 verursachten Kosten von Omeprazol-Verordnungen auflistet, wobei
die Verordnungswerte der rabattbegünstigten und der nicht
rabattbegünstigten Omeprazol-Präparate gegenübergestellt werden. Er
wird sodann darüber informiert, dass die rabattierten
Omeprazol-Produkte nur dann abgegeben werden, wenn das Rezept die
Stückzahlen 15, 28, 56 oder 98 ausweist. Ansonsten sei ein Austausch
in der Apotheke nicht möglich. Anschließend wird dem Arzt unter
Hinweis auf Besserstellungen bei etwaigen Arzneimittelregressen nahe
gelegt, das "erhebliche Wirtschaftlichkeitspotential" bei seinen
Verordnungen zu nutzen.

Dazu erklärt Peter Schmidt, Geschäftsführer des Branchenverbandes
Pro Generika: "Ich begrüße den Kurswechsel, den die AOK
Schleswig-Holstein in Sachen "identische Packungsgröße" vollzogen
hat, uneingeschränkt. Nunmehr geht nämlich auch sie davon aus, dass
die Substitution von Omeprazol-Produkten unter anderem lediglich dann
zulässig ist, wenn die Stückzahlen der betreffenden Arzneimittel
übereinstimmen. Sie hat also ihren anderweitigen Standpunkt
aufgegeben, es reiche für den Austausch aus, wenn die in Betracht
kommenden Arzneimittel dieselbe Packungsgrößenkennzeichnung (N1, N2
oder N3) aufweisen. So darf eine vom Arzt verordnete 100er Packung
mithin auch nach der aktuellen Interpretation der AOK
Schleswig-Holstein einzig und allein durch eine andere 100er Packung
ersetzt werden. Diese Voraussetzung gilt selbstverständlich auch für
alle anderen generikafähigen Medikamente. Damit ist die
Rechtssicherheit in puncto Packungsgröße in Schleswig-Holstein wieder
hergestellt. Ich hoffe sehr, dass dieses gute Beispiel Schule macht.

Gar nicht einverstanden bin ich hingegen mit der Aufforderung an
die Ärzte, ihren Patienten aus Kostengründen die unter Rabattvertrag
stehenden Omeprazol-Präparate zu verordnen. Denn damit wird einmal
mehr Kostengesichtspunkten Vorrang vor der Therapiesicherheit und der
Patientengesundheit eingeräumt. Ärzte und Apotheker wissen ein Lied
davon zu singen, dass Patienten zu "ihrem" Arzneimittel eine
Einstellung haben, die zu einem ganz erheblichen Teil emotional
geprägt ist. Die therapeutische Wirkung eines Medikaments hängt nun
einmal nicht nur von seinem Wirkstoff, sondern auch von der
gefühlsmäßigen Einstellung des Patienten zum Arzneimittel ab. Es
liegt auf der Hand, dass ein Wechsel des Arzneimittels, der nicht von
den Vertrauenspersonen Arzt oder Apotheker ausgeht, sondern einem
Rabattvertrag geschuldet ist, die Beziehung des Patienten zu seinem
Medikament beeinträchtigt. Diese "Störung" kann dazu führen, dass
chronisch kranke Patienten rabattbegünstigte Arzneimittel entweder
nicht nach Maßgabe ihres Therapieplans oder sogar überhaupt nicht
anwenden. Dies gilt insbesondere für ältere Menschen, die häufig an
mehreren chronischen Erkrankungen leiden und deshalb viele
Medikamente einnehmen müssen. Gerade ihnen fällt es erfahrungsgemäß
sehr schwer, sich an ein anders aussehendes Produkt zu gewöhnen.

Die Therapietreue (Compliance) vieler chronisch Kranker ist indes
schon jetzt unzulänglich. Dadurch verschlimmert sich ihre Krankheit,
Folgeerkrankungen treten ein. Diese Patienten schaden zunächst sich
selbst, denn sie verschlechtern ihre Lebensqualität weiter. Patienten
mit Compliancedefiziten sind wegen des steigenden Versorgungsbedarfs
in anderen Leistungssektoren (Beispiel: Krankenhauseinweisungen) aber
auch besonders teure Patienten. Nach Schätzungen der
Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA) gehen
jährlich vermeidbare Mehrausgaben von etwa 10 Milliarden Euro auf das
Konto mangelhafter Therapietreue.

Ein Medikament, das Arzt und Patient gemeinsam ausgewählt haben
und dem der Patient vertraut, kann - anders als viele Krankenkassen
behaupten - eben nicht problemlos jederzeit gegen ein anderes
Präparat mit demselben Wirkstoff ausgetauscht werden, das der
Kostenträger qua Rabattvertrag ausgewählt hat. Die bisherige,
wissenschaftlich durchaus ausbaufähige Studienlage bestätigt diesen
Befund. Es gibt derzeit jedenfalls allen Anlass zu der
Schlussfolgerung, dass Medikationsumstellungen, die durch
Arzneimittelrabattverträge erzwungen werden, die Therapietreue der
Patienten beeinträchtigen und damit das Ausmaß der ohnehin
vorhandenen Non-Compliance und ihrer finanziellen Folgen noch
verstärken. Im November 2009 bzw. im Februar 2010 veröffentlichte
Studien der Fresenius-Hochschule bzw. von IMS HEALTH legen dies
jedenfalls ebenso nahe wie die Erfahrungen, die viele Ärzte und
Apotheker im Kontext mit dem rabattvertragsinduzierten
Medikationswechsel ihrer Patienten gemacht haben.

Eine am 6. Mai 2009 publizierte Umfrage des Wissenschaftlichen
Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) geht letztlich in dieselbe
Richtung. Denn immerhin 25 Prozent der in dieser Untersuchung
befragten Versicherten empfanden die Medikationsumstellung als
problematisch. 20 Prozent gaben sogar an, sie wüssten nicht, ob sie
die unter Rabattvertrag stehenden Arzneimittel einnehmen würden. Hohe
Akzeptanz und uneingeschränkte Therapietreue sehen anders aus.

Ich bin daher felsenfest davon überzeugt, dass Rabattverträge die
Therapietreue weiter verschlechtern und dadurch zusätzliche
Versorgungsbedarfe in anderen Leistungssektoren auslösen, die die
Entlastungen aus Rabattverträgen zumindest zu einem beträchtlichen
Teil wieder aufzehren.

Die Therapiehoheit gehört deshalb ohne Wenn und Aber wieder allein
und uneingeschränkt in die Hände der Ärzte. Das bedingt zwingend die
Abschaffung der Rabattverträge. Rabattverträge müssen weg, und zwar
so schnell wie möglich!"

Originaltext: Pro Generika e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54604
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54604.rss2

Pressekontakt:
Thomas Porstner, Pressesprecher, Tel.: (030) 81 61 60 9-40,
info@progenerika.de, www.progenerika.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

255425

weitere Artikel:
  • analytica Executive Round Table 2010 / Personalisierte Medizin - Hype oder Zukunft der Medizin? München (ots) - Mit dem diesjährigen Executive Round Table nimmt sich die analytica 2010 eines für Wissenschaft und Industrie hochaktuellen Themas an: der Personalisierten Medizin. Ist sie nur ein Hype oder tatsächlich eine Option für die Zukunft? Dieser Fragestellung gehen am Mittwoch, den 24. März 2010 von 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr im Forum Biotech in Halle A3 Experten aus Industrie und Forschung nach: darunter Experten des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), der Abteilung Klinische Forschung und Entwicklung mehr...

  • "handwerk magazin": Die "Top-Gründer im Handwerk 2010" sind die Orthopädietechniker Andreas Kempa & Wolfgang Beu, Schreinermeister Johannes Lange und Malermeister Thomas Rodens Gräfelfing (ots) - Verleihung auf der Messe IHM / Insgesamt 10.000 Euro Preisgelder / Würth und Signal Iduna unterstützen den Wettbewerb / Umfrage unter Handwerkskammern weist die "zunehmend schwierigere Finanzierung" als größtes Gründer-Hemmnis aus München/Gräfelfing, 5. März 2010 - Die besten Unternehmensgründer wurden heute auf der Internationalen Handwerks Messe (IHM) in München als "Top-Gründer im Handwerk 2010" ausgezeichnet. Das Wirtschaftsmagazin für Handwerksunternehmer "handwerk magazin" verleiht diesen renommierten Gründerpreis mehr...

  • Der Handel: Karstadt will in die Fläche investieren Frankfurt/Main (ots) - Der Warenhausbetreiber Karstadt hat nach Informationen des Wirtschaftsmagazins Der Handel (Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main) einen Investitionsplan für die Zeit nach dem Verkauf des Unternehmens ausgearbeitet. Derzeit schauen sich einige potenzielle Käufer im Datenraum von Karstadt die Zahlen des Unternehmens an, darunter sollen auch ausländische Gruppen sein. Wenn der Verkaufsprozess des insolventen Unternehmens abgeschlossen und einen Investor gefunden wurde, soll zügig in die Filialen investiert werden. mehr...

  • Fannie Mae Einlösung Washington, March 5, 2010 (ots/PRNewswire) - Fannie Mae wird den Kapitalbetrag der folgenden Wertpapieremissionen am unten angegebenen Einlösungstermin zu einem Einlösungspreis einlösen, der 100 Prozent der eingelösten Kapitalsumme zzgl. von darauf bis zum Tag der Einlösung aufgelaufenen Zinsen entspricht: Kapital- Wertpapier- Zins- Fälligkeits- CUSIP Einlösungs- summe art satz termin termin 3.250.000 USD FINP 5,750 % 9. Feb. 2022 3135A0H85 15. März 2010 3.203.000 mehr...

  • Stahlindustrie erwartet höhere Stahlpreise TED-Ergebnisse der 14. Handelsblatt Jahrestagung "Stahlmarkt 2010" (3. und 4. März 2010, Hilton Düsseldorf Hotel, Düsseldorf) Düsseldorf (ots) - Die Stahlpreise werden nach Einschätzung der rund 250 Teilnehmer der diesjährigen 14. Handelsblatt Jahrestagung "Stahlmarkt 2010" steigen. Rund 70 Prozent der Vertreter aus der Stahlindustrie gaben in der erstmalig im Rahmen der Tagung durchgeführten TED-Umfrage an, 2010 mit steigenden Preisen zu rechnen. Traditionell lebt die Stahlindustrie mit Zyklen. Besondere Herausforderungen bergen die Zyklen nach Einschätzung von rund 40 Prozent der Teilnehmer für die Stahlproduzenten. Die Auswirkungen der Höhen und Tiefen der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht