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Deutscher Ethikrat veranstaltete Forum zur Ethik der Synthetischen Biologie

Geschrieben am 25-02-2010

Berlin (ots) - Erschafft der Mensch bald künstliches "Leben aus
dem Baukasten", mit Konsequenzen für unser Menschenbild? Mit dieser
Frage beschäftigte sich der Deutsche Ethikrat am 24. Februar 2010 im
Rahmen einer öffentlichen Abendveranstaltung der Reihe "Forum
Bioethik".

Das noch junge Forschungsfeld der Synthetischen Biologie wird
immer öfter mit Schlagzeilen wie "lebendige Maschinen",
"BioBausteine" und "künstliche Zellen" in Verbindung gebracht.
Forscher wollen mithilfe standardisierter Genmodule und auf der
Grundlage ingenieurswissenschaftlicher Prinzipien Lebewesen
maßgeschneidert zusammensetzen.

Aufbauend auf den Errungenschaften in DNA-Sequenzierung und
-Synthese, sei es möglich, komplexe Genmodule im Labor zügig zu
analysieren, zu manipulieren und von Grund auf neu zu kreieren,
erklärte Bärbel Friedrich in ihrem einführenden Vortrag. Ziel der
Synthetischen Biologie sei die Erschaffung nützlicher
Mikroorganismen, die zum Beispiel pharmazeutische Wirkstoffe oder
Biotreibstoffe zuverlässig und überschaubar herstellten. Die
bestehenden Sicherheitsrisiken seien durch das Gentechnikgesetz
abgedeckt; außerdem ließen sich Sicherheitsmechanismen installieren,
um eine Vermehrung in freier Wildbahn zu verhindern.

Thema des anschließenden Podiumsgespräch waren die ethischen und
anthropologischen Aspekte der Synthetischen Biologie. Unter der
Moderation von Ethikratsmitglied Wolf-Michael Catenhusen diskutierten
der Philosoph Andreas Brenner und der Theologe Peter Dabrock mit den
Ratsmitgliedern Volker Gerhardt und Eberhard Schockenhoff darüber, ob
die Synthetische Biologie mit ihrem Anspruch, völlig neuartiges Leben
zu erschaffen, unser Verhältnis zum Leben selbst verändern und zu
einem Verständnis des Menschen als "homo creator" mit neuen Aspekten
des Selbstverhältnisses führen könnte.

Andreas Brenner nannte als wesentliche Herausforderungen der
Synthetischen Biologie Fragen der Risikoabschätzung, der globalen
Gerechtigkeit und des Verständnisses von "Leben". Wenn Leben nicht
mehr als das Gewordene, als das Geschöpfte, sondern als das Gemachte
angesehen werde, sei die Würde der Natur betroffen. Daraus ergebe
sich die Notwendigkeit einer ethischen und einer kulturellen Debatte.

Volker Gerhardt sieht die Synthetische Biologie nicht allein in
der Tradition der Naturwissenschaften, die nach kausal-analytischen
Methoden die Natur untersucht, sondern auch in der Tradition der
Philosophie, die aus dem Interesse an einer Einheit der Natur heraus
diese Natur nach einem einheitlichen Verfahren untersucht. Wenngleich
dies auch auf die Synthetische Biologie zutreffe, so bedeute sie
einen stärkeren und tieferen Eingriff in die Selbststeuerungsprozesse
des Lebens. In der Konsequenz steige die Verantwortung nicht nur des
Individuums, sondern in diesem Fall besonders der Gesellschaft.

Peter Dabrock interessiert sich besonders dafür, wie in der
öffentlichen Debatte zur Synthetischen Biologie - stärker als bei
anderen Verfahren der neueren Biotechnologien - das Motiv des
"playing God" aufgegriffen werde. Es habe sich gezeigt, dass vielen
Menschen die Erschaffung von Leben unheimlich sei, weil die Grenze
von Leben und Nicht-Leben verschwimme. Hier sieht Dabrock dringenden
Diskussionsbedarf sowohl aufseiten der Wissenschaften zu
Möglichkeiten und Grenzen der Synthetischen Biologie als auch seitens
der Öffentlichkeit zur Frage, welche Forschungswege sie für nicht
akzeptabel hält.

Für Eberhard Schockenhoff ist die Verwendung der "playing
God"-Metapher eine deutliche Dramatisierung, denn die Synthetische
Biologie erreiche nur insofern neue Dimensionen, als Prozesse der
Natur nachgestellt, d. h. in konstruktiver Absicht verwendet werden.
Lebendiges als Verfügungsmasse für unsere Bedürfnisse zu erschaffen,
ohne diese selbst in ethischer Verantwortung zu regulieren, sei eine
Verarmung unseres Naturbezuges.

Im Mittelpunkt der abschließenden Diskussionsrunde mit dem
Publikum standen Fragen nach der Risikoforschung bzw.
Technikfolgenabschätzung und möglichen Regulierungsmechanismen im
Bereich der Synthetischen Biologie, aber auch nach der Relevanz des
Menschenwürde-Begriffs in der Diskussion um die Synthetische
Biologie.

Der Deutsche Ethikrat wird prüfen, wie er den ethischen Diskurs
zur Synthetischen Biologie weiter begleiten kann.

Weitere Informationen sind unter www.ethikrat.org abrufbar.

Originaltext: Deutscher Ethikrat
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/42978
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_42978.rss2

Pressekontakt:
Ulrike Florian
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Ethikrat
Jägerstrasse 22/23
D-10117 Berlin

Tel: +49 +30 203 70-246
Fax:+49 +30 203 70-252
E-Mail: florian@ethikrat.org
URL: http://www.ethikrat.org


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