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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema "Neuer Tarifweg bei Metall":

Geschrieben am 08-02-2010

Bielefeld (ots) - 2010 ist alles anders. Zu einem Zeitpunkt, da
die IG Metall etwa ein Vierteljahr vor Auslaufen des Tarifvertrages
sonst mit hohen Forderungen und Warnstreiks ihre Kampfeslust
demonstriert, sucht der Vorsitzende Berthold Huber stattdessen den
friedlichen Ausgleich mit Arbeitgeberpräsident Martin Kannegiesser.
Verwunderlich ist dies allerdings angesichts der Lage der Branche
nicht. Die Produktion der Metall- und Elektroindustrie ist im
Krisenjahr 2009 zeitweise um fast die Hälfte eingebrochen. Unterm
Strich stand am 31. Dezember ein Minus von fast 35 Prozent. Dagegen
blieb die Beschäftigtenzahl dank staatlich subventionierter
Kurzarbeit mit minus fünf Prozent fast stabil. Unter den Umständen
wäre jede Stunde Warnstreik nur eine Fortsetzung der
Arbeitszeitverkürzung zu Lasten der Gewerkschaftskasse.
Hohe Lohnforderungen von Seiten der IG Metall, niedrige Gegenangebote
der Arbeitgeber, Warnstreiks, Abstimmung, »echte« Streiks verbunden
mit der Frage nach Aussperrung, parallel wochenlange Verhandlungen,
zuletzt stets bis weit in die Nacht: Der Vlothoer Unternehmer
Kannegiesser hat den Verzicht auf diese traditionellen Tarifrituale
mit Rücksicht auf die innerbetrieblichen Verhältnisse stets
gefordert. Man darf aber davon ausgehen, dass er sich die Umsetzung
nicht unter so schwierigen Rahmenbedingungen gewünscht hat.
Auch vor dem Hintergrund des derzeitigen Tarifkonflikts im
Öffentlichen Dienst muss man annehmen, dass die neuen Töne bei der IG
Metall der Not und nicht einem neuen Versöhnungstrieb folgen. Am Ende
kann das den Beschäftigten, der Wirtschaft und der Gesellschaft
jedoch egal sein. Hauptsache, das Ergebnis ist so, dass nicht nur
kurz-, sondern auch langfristig möglichst viele Arbeitsplätze
gerettet werden. Schließlich ist die Metall- und Elektroindustrie
nach wie vor das Rückrat der deutschen Exportwirtschaft.
Wenn zwei sich in einer Sache überraschend einig sind, muss immer ein
Dritter aufpassen, dass er nicht zum Leidtragenden wird. In diesem
Fall wollen Huber und wohl auch Kannegiesser die Bundesagentur für
Arbeit und damit letztendlich den Abgaben- und Steuerzahler mit in
die Haftung nehmen. Die Kurzarbeit soll verlängert, ja sogar noch auf
bis zu 26 Wochenstunden abgesenkt werden. Wer für die Differenz von
drei Stunden, für die der Lohn nicht noch weiter reduziert werden
soll, aufkommen wird, ist noch unklar.
Die Betriebe können dies aufgrund ihrer prekären Situation kaum
leisten. Die Beschäftigten würden bei einer Absenkung ebenfalls an
den Rand der persönlichen Insolvenz gedrängt. Bleiben also die
Bundesagentur für Arbeit und der Staat. Beide sind knapp bei Kasse.
Doch kann, wer gerade die Hotels mit einem Steuergeschenk von
jährlich rund einer Milliarde Euro beglückt hat, in dieser ungleich
brenzligeren Situation wirklich »Nein« sagen?

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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