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Börsen-Zeitung: Schnapsidee, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Forderung des Versicherungskonzerns Talanx nach einem Girokonto bei der Bundesbank

Geschrieben am 20-01-2010

Frankfurt (ots) - Auf den ersten Blick möchte man es für einen
schlechten Scherz halten, was der Versicherungsriese Talanx da
treibt. Der drittgrößte deutsche Assekuranzkonzern will seinen
Zahlungsverkehr über ein Girokonto der Bundesbank abwickeln und zerrt
die abwinkenden Währungshüter vor den Kadi. Das ist absurd, denn die
Forderung von Talanx entbehrt jedweder Grundlage. Zwar ist es
richtig, dass Kreditinstitute bei der Bundesbank Konten unterhalten.
Dies ist aber kein Privileg, sondern eine Pflicht, damit die Banken
ihrer Funktion der Kreditvergabe nachgehen können. Sie multiplizieren
das Geld der Notenbank und kanalisieren es in die Gesamtwirtschaft.
Private oder Unternehmen wie Versicherungen können diese Aufgabe
nicht übernehmen.

Dass es Ausnahmefälle für die Mitarbeiter der Bundesbank oder
Geldtransporteure gibt, hat ausschließlich Kostengründe. Sollten
Gerichte diese Ausnahmen als problematisch ansehen, müssten sie
fallen - als Argument für "Bundesbank-Konten für jedermann" wären sie
mindestens bedenklich.

Mag sein, dass die Versicherer nur ein bisschen stänkern wollen,
um zu verhindern, dass sie unter die Aufsicht der Bundesbank kommen,
wie Berlin es offenbar plant. Die losgetretene öffentliche Debatte
macht deutlich, warum es vielleicht sinnvoll ist, die Bankenaufsicht
bei der Bundesbank anzusiedeln, aber damit nicht automatisch die über
die Versicherer.

Das eigentliche Problem ist aber der Vertrauensverlust in das
private Bankensystem Deutschlands. Wenn die Einlagen von Kunden
tatsächlich hohe Risiken bergen, wie Talanx unterstellt, ist die
Politik gefordert, entsprechende Sicherheitsmängel zu beseitigen.
Auch eine Reform des Einlagensicherungsfonds erscheint nicht abwegig.
Die Erfahrungen der Finanzkrise liefern genügend Beispiele für eine
konstruktive Debatte.

Es bleibt aber eine Schnapsidee, den kompletten Zahlungsverkehr an
die Bundesbank zu geben. Entweder würde die Notenbank auf diesem Weg
zu einer ordinären Geschäftsbank degradiert - mit den naheliegenden
Interessenkonflikten zwischen Profitstreben und hoheitlicher Aufgabe.
Oder es kommt zu einer kompletten Verstaatlichung des Kreditsektors.
Denn wie wollte man dem Handwerksbetrieb verwehren, was man
Versicherern gewährt? Auch bei dieser Variante bleibt einem das
Lachen im Halse stecken.

(Börsen-Zeitung, 21.1.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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