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Börsen-Zeitung: Gnadenfrist, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 08-01-2010

Frankfurt (ots) - Bei den Haltern von Staatsanleihen dürfte sich
am Freitag Erleichterung eingestellt haben. Denn der mögliche Rutsch
auf neue Kurstiefen ist ausgeblieben. Anders als nach den
überraschend starken US-Arbeitsmarktzahlen vom November erwartet
worden war, ist der Stellenabbau in der amerikanischen
Volkswirtschaft im Dezember doch noch nicht zum Stillstand gekommen.
Nach der Bekanntgabe eines Abbaus von 85000 Stellen setzte sich die
Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am Freitag wieder ein Stückchen
von ihrem Drei-Monats-Hoch von 3,43% nach unten ab. Wahrscheinlich
haben die Investoren aber nur eine Gnadenfrist eingeräumt bekommen.
An dem negativen Umfeld, das sich in diesem Jahr für Staatsanleihen
zusammenbraut, ändert sich durch den Bericht nichts. Die Zeichen
stehen eindeutig auf anziehende Renditen, d.h. nachgebende
Notierungen. Zufriedenstellende Anlageerträge werden nicht zu
erzielen sein.

Rekordhohe Emissionen

Erhebliche Belastungen werden u.a. von den fiskalischen Folgen der
Krise ausgehen. In den Industrienationen haben sich die Regierungen
mit ihren gigantischen Stützungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Krise
hoch verschuldet. Gleichzeitig ist aufgrund des wirtschaftlichen
Einbruchs das Steueraufkommen stark eingebrochen. Vor diesem
Hintergrund werden sie den Kapitalmarkt auch in diesem Jahr mit
extrem hohen Volumina beanspruchen. Unicredit schätzt, dass die
Staaten des Euroraums im mittleren bis langfristigen
Laufzeitenbereich Anleihen von rekordhohen knapp 1 Bill. Euro
auflegen werden nach rund 940 Mrd. Euro im gerade beendeten Turnus.
Netto, nach Abzug der Tilgungen, rechnet das Institut mit einem
Volumen von 465 Mrd. Euro, 75 Mrd. Euro mehr als im Jahr 2009.

Damit nicht genug, konkurrieren die Staaten auch noch mit weiteren
Emittenten-Kreisen, die den Kapitalmarkt derzeit in einem bisher noch
nicht da gewesenen Ausmaß beanspruchen. Nach dem Euro-Emissionsrekord
vom Vorjahr werden die Unternehmen angesichts der anhaltenden
Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten, auch in diesem Turnus keine
andere Wahl haben, als den Kapitalmarkt zu beanspruchen. Zum
Jahresauftakt zeigt außerdem noch der Bankensektor eine äußerst rege
Emissionsaktivität. Die Société Générale überschrieb ihren
wöchentlichen Covered-Bond-Marktbericht mit "Turbo Speed into 2010".
Die Bank rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der Emissionen von
130 Mrd. auf 168 Mrd. Euro und hält es für durchaus möglich, dass
dieser Wert noch übertroffen wird. Damit würde auch der bisherige
Rekord des Jahres 2006 von 179 Mrd. Euro in Reichweite geraten.

Ebenso schwer wie die rekordhohe Inanspruchnahme des Kapitalmarkts
wird wiegen, dass das Jahr 2010 von einem für Staatsanleihen alles
andere als zuträglichen Thema geprägt sein wird. Über kurz oder lang
werden die großen Notenbanken unter Führung der amerikanischen Fed
beginnen, den Markt auf die geldpolitische Wende, d.h. das Ende des
Niedrigzins-Umfelds, vorzubereiten. Änderungen in der Rhetorik,
möglicherweise aber auch Wirtschaftsdaten, die auf ein Herannahen der
monetären Wende hindeuten, dürften bereits im Voraus dafür sorgen,
dass die Staatsanleihe-Märkte unter Druck geraten. Auf der anderen
Seite würde aber auch ein Hinauszögern der geldpolitischen Wende
letztlich nicht helfen. Denn dann würde früher oder später eine
Diskussion darüber einsetzen, ob sich die Notenbanken nicht zu viel
Zeit lassen und damit Gefahr laufen, dass die Inflation anzieht.

Aber auch kurzfristig werden die Staatsanleihen Belastungen
ausgesetzt sein. Nach wie vor ist die Stimmung unter den Investoren
sehr gut, was Risiko-Assets zugutekommt. In der neuen Woche wird nun
mit dem Aluminium-Konzern Alcoa das erste Unternehmen des Dow Jones
seine Zahlen für das vierte Quartal 2009 vorlegen. Sollte sich das
Muster der Berichterstattung zum dritten Quartal wiederholen und sich
herausstellen, dass die tatsächliche Ergebnisentwicklung von den
Analysten unterschätzt worden ist, würde dies den Aktien- sowie den
Credit-Märkten zu einem Schub verhelfen - zulasten sicherer Häfen wie
den Staatsanleihen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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