(Registrieren)

Frühchen: Je kleiner, desto lukrativer / Falsches Anreizsystem verringert die Überlebenschance von Frühgeborenen

Geschrieben am 18-12-2009

Berlin (ots) - Die Zahl der Frühgeburten ist in den vergangenen
Jahren deutlich gestiegen. Aktuell kommen in Deutschland jährlich
über 50.000 Kinder zu früh zur Welt, also vor Vollendung der 37.
Schwangerschaftswoche. Für die unter ständigem Wettbewerbs- und
Kostendruck stehenden Kliniken ist dies eine sichere und wichtige
Einnahmequelle. Pro Frühchen zahlen Krankenkassen bis zu 130.000
Euro. Je kleiner und leichter, desto ertragreicher. Dass bei dieser
Logik die Gesundheit der Kinder eine nachrangige Rolle spielt,
kritisiert die Initiative für moderne Wehenhemmung "Jeder Tag zählt".
Denn für die Geburtsverzögerung, die die Lebens- und
Überlebenschancen des Kindes verbessert, erhalten die deutschen
Kliniken kaum Geld. Jährlich könnten bis zu 30.000 Frühgeburten
wirksam verzögert werden, wenn man Schwangere bei vorzeitigen
zervixwirksamen Wehen mit den modernsten Mitteln behandeln würde.
Trotz der schwerwiegenden Konsequenzen einer Frühgeburt kommen aus
Kostengründen auch Mittel zum Einsatz, die für diese Behandlung nicht
zugelassen sind oder starke Nebenwirkungen haben und zum
Therapieabbruch führen können.

"Bei Frühgeburten setzt das aktuelle Vergütungssystem falsche
Anreize", urteilt Silke Mader, Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende
von EFCNI (European Foundation for the Care of Newborn Infants). "Je
früher das Kind da ist, desto größer der Ertrag für die Kliniken.
Dabei besteht die größte Überlebenschance für die Kinder im
Mutterleib. Hier muss dringend nachgesteuert werden."
Besorgniserregend sei, so Mader, vor allem die steigende Zahl der
Frühgeborenen mit extrem niedrigem Geburtsgewicht. Von 2000 bis 2007
stieg diese nach Daten des Statistischen Bundesamtes um 73 Prozent.
Um Frühgeburten zu verhindern, müsse außerdem mehr in die Forschung
und Aufklärung von Schwangeren investiert werden.

Zustimmung erhält Silke Mader auch aus der geburtsmedizinischen
Praxis von Univ.-Prof. Dr. med. Werner H. Rath von der Medizinischen
Fakultät des Universitätsklinikums Aachen: "Es kann nicht sein, dass
Schwangere mit vorzeitigen Wehen aus Budgetzwängen nicht optimal
versorgt werden. Für die Verzögerung und Verhinderung von
Frühgeburten steht beispielsweise seit dem Jahr 2000 mit Atosiban ein
Wirkstoff zur Verfügung, mit dem zervixwirksame Wehen effektiv und
besonders nebenwirkungsarm gehemmt werden können. Zum Einsatz kommen
jedoch zumeist Medikamente, die vom Arzneimittelpreis zwar günstiger
sind, aber unter Einbeziehung ihrer Nebenwirkungen und Komplikationen
teurer sind und zudem Mutter und Kind nachweislich mehr belasten.
Dies sollte sowohl den Geburtshelfern als auch den administrativen
Entscheidungsträgern bekannt sein", kritisiert Rath.

Unter dem Motto "Jeder Tag zählt" setzen sich Betroffene,
Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfe, der klinischen Praxis
und der Geburtshilfe in einer Initiative für eine verbesserte Hemmung
vorzeitiger Wehen in Deutschland ein. Ziel der Initiative ist es, bei
vorzeitigen zervixwirksamen Wehen allen Frauen den Zugang zu einer
dem neuesten Kenntnisstand entsprechenden Behandlung zu ermöglichen.
Erste notwendige Schritte dazu sind die Etablierung einer
langfristigen und ganzheitlichen Kostenbetrachtung von
Tokolyse-Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen und eine
Anpassung der derzeitigen Vergütungsrichtlinien an aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse. Darüber hinaus soll durch die
Initiative in der Öffentlichkeit das Verständnis für die
medizinischen Herausforderungen der Frühgeburt und für innovative
Behandlungsmöglichkeiten der Perinatalmedizin gestärkt werden.

Service für Redaktionen:

Das Pressebüro "Jeder Tag zählt" vermittelt gerne Kontakte zu
Unterstützern der Initiative: zu Geburtsmedizinern, Hebammen und
Betroffenen.

Originaltext: Jeder Tag zählt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/77605
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_77605.rss2

Pressekontakt:
Pressebüro "Jeder Tag zählt"
c/o Weber Shandwick
Bärbel Hestert-Vecoli
Schönhauser Allee 37, Geb. P
10435 Berlin
Tel.: +49 (0)30 203 51-27
bhestert@webershandwick.com


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

243416

weitere Artikel:
  • Das Erste / "Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 22. Dezember 2009, 23.00 Uhr im Ersten München (ots) - Das Thema: Himmel, Hölle und Nirwana - wozu brauche ich Gott? Zu Gast: Nina Hagen (frisch getaufte Christin) Schwester Mechtild (Katholische Nonne) Gelongma Lama Palmo (Buddhistische Priesterin) Elisabeth von Thurn und Taxis (Autorin) Emina Corbo-Mesic (Muslima) Assunta Tammelleo (Atheistin) Nina Hagen Es war eine der Meldungen dieses Sommers: Die Ikone der Punkbewegung lässt sich in Schüttorf, einem kleinen Ort in Niedersachsen, evangelisch taufen - mit 54 Jahren. Einst hatte Nina Hagen das spirituelle Heil in der mehr...

  • "Beckmann" am Montag, 21. Dezember 2009, um 23.00 Uhr München (ots) - Die Gäste: Boris Becker (Tennis-Legende) Sarah Wiener (Star-Köchin) Ilse Aigner (Bundesverbraucherministerin, CSU) Stella Deetjen (kämpft für Leprakranke und Straßenkinder in Indien und Nepal) Boris Becker, Sarah Wiener und Ilse Aigner Deutschlands Kinder sind zu dick. Sie essen zu fett, zu ungesund und bewegen sich zu wenig, besagt eine aktuelle OECD-Studie. Aus dicken Kindern werden häufig dicke Erwachsene - mit dramatischen Folgen: Fettleibigkeit ist laut WHO das größte chronische Gesundheitsproblem, in Deutschland mehr...

  • Das wollen Kids im Netz: die Top 100 der meistgesuchten Begriffe / Aktueller Norton Report zeigt: Michael Jackson, Popstar Tyler Swift und Twilight-Stars sind top München (ots) - Kinder und Teens interessieren sich im Internet vor allem für Social Networks sowie aktuelle Film- und Musikstars. So finden sich Miley Cyrus, Taylor Swift und auch Michael Jackson ganz weit oben auf der Liste der meistgesuchten Begriffe. Die populäre Twilight Saga ist sogar mehrfach vertreten. Das zeigt der Norton Report Top 100 Kids` Online Searches 2009 von Symantec. Aber auch die Stichworte "Sex" und "Porno" stehen mit den Plätzen vier und fünf ganz oben auf der Liste - und sogar die Jüngsten suchen auffällig häufig mehr...

  • KORREKTUR ZAHL IN ÜBERSCHRIFT, Meldung von 12.32 Uhr: WDR Fernsehen: WDR-Lokalzeit-Zuschauer spenden 68.000 (und nicht 68.0000) Weihnachtspäckchen Aktion "Schöne Weihnachten für alle" mit Rekordbeteil Düsseldorf (ots) - Die Zuschauer der WDR-Lokalzeiten haben in diesem Jahr so viel gepackt wie nie zuvor: Rund 68.000 Weihnachtspäckchen für hilfsbedürftige Familien stapeln sich bei den Tafeln in Nordrhein-Westfalen und in einigen Orten wird immer noch gesammelt. Diesmal haben rund 170 Tafeln mit dem WDR für den guten Zweck getrommelt. Heute ist in vielen Städten Nordrhein-Westfalens bereits der erste Abgabetermin für die Päckchen mit den Lebensmitteln, Spielzeug und Weihnachtsleckereien. Im ganzen Land haben die elf Lokalzeiten ihre mehr...

  • Deutschland bedeutendste Apotheken-Notdienstnummer ist 22 8 / 33Service an Weihnachten und Silvester Berlin (ots) - Die 22 8 33 ist Deutschlands bedeutendste Apotheken-Notdienstnummer. Über die Feiertage zum Jahresende werden voraussichtlich 150.000 Apothekenkunden diesen bundeseinheitlichen Service der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände nutzen. Über die Nacht- und Notdienstpläne der 21.600 Apotheken können sich Patienten rund um die Uhr über mehrere Wege informieren: Über das Festnetz bei der kostenlosen Rufnummer 0800 00 22 8 33. Vom Handy aus per Telefonat ohne Vorwahl an die 22 8 33 (69 ct/Min). Vom Handy mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht