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Börsen-Zeitung: Zur Unzeit, Kommentar von Bernd Weber zur Großrazzia bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)

Geschrieben am 07-12-2009

Frankfurt (ots) - Mit 240 Beamten im Einsatz dürfte die Razzia bei
der LBBW am gestrigen Montag zu den bisher größten im deutschen
Bankgewerbe gezählt werden. Ob das Ergebnis im Nachhinein diesen
Aufwand rechtfertigen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn
so richtig es ist, die Verantwortlichen der Finanzkrise zur
Rechenschaft ziehen zu wollen, so schwierig wird es werden, den
Verdächtigen Untreue und Vermögensgefährdung nachzuweisen. Es ist
kaum vorstellbar, dass die Vorstände Geschäfte durchgewinkt oder
initiiert haben, von denen die Herren wussten, dass sie zu Verlusten
führen würden.

Hinzu kommt, dass in dem von der Staatsanwaltschaft untersuchten
Zeitraum ab Ende 2006 vielleicht mit Ausnahme einiger weniger
Experten wirklich niemand vorhersah, dass die mit Ramschhypotheken
aufgepumpte Immobilienblase in den USA platzen würde. Subprime
bedeutete damals nur, dass die Bonität des Kreditnehmers nicht
allererster Güte war. Das gab und gibt es auch in anderen Ländern, in
denen Hypothekenkredite vergeben werden.

Für die Bank kommt die Eskalation zu einem denkbar ungünstigen
Zeitpunkt. Gerade erst musste der unschöne Neunmonatsverlust von 620
Mill. Euro veröffentlicht werden, und nun gibt es Schlagzeilen mit
den Reizwörtern Razzia, Staatsanwaltschaft, Untreue. Zwar ist nicht
zu erwarten, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft die
Entscheidung der EU-Kommission bezüglich des Restrukturierungsplans
der LBBW beeinflussen, ausschließen kann man es aber nicht.
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes ist bekanntlich keine Freundin
der Landesbanken in Deutschland.

Irritierend ist, dass die Stuttgarter Staatsanwaltschaft den
gesamten ehemaligen Vorstand der LBBW ins Visier genommen hat. Zwar
kann dem operativen Spitzengremium eine Gesamtverantwortung für die
Bank unterstellt werden, ob Geschäfte mit US-Hypothekenkrediten aber
tatsächlich auch über den Tisch des Privatkunden- oder des für das
Sparkassengeschäft verantwortlichen Vorstands gingen, darf in Zweifel
gezogen werden. Der Gremienverdacht der Justiz wird die
Zusammenarbeit der sechs beschuldigten und noch aktiven Vorstände
belasten, aber auch das Verhältnis der Bank zu ihren Kunden
schwieriger gestalten. Der LBBW hilft beides nicht.

(Börsen-Zeitung, 8.12.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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