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Börsen-Zeitung: Ein Exempel für 2010, Börsenkommntar "Marktplatz" von Thorsten Kramer

Geschrieben am 27-11-2009

Frankfurt (ots) - Die Folgen der schweren Finanzkrise sind noch
lange nicht überwunden. Dies haben die akuten Geldnöte der
Investmentholding Dubai World allen Anlegern eindrucksvoll in
Erinnerung gerufen. Von einer Jahresendrally an den Aktienmärkten ist
deshalb - zumindest vorerst - keine Rede mehr. Stattdessen fürchten
viele Anleger, die ohnehin seit Wochen mit einer scharfen
Korrekturbewegung rechnen, nun einen Kurseinbruch-auch wenn sich die
Notierungen am Freitag im späten Handel wieder etwas erholten.

Wie stark die Verunsicherung angestiegen ist, zeigt ein kurzer
Blick auf den Volatilitätsindex VDax, der die Risikobereitschaft der
Anleger misst und deshalb gerne als Angstbarometer bezeichnet wird.
Der Index schoss binnen zwei Tagen von 23,5 auf mehr als 31% in die
Höhe und erreichte damit am Freitag den höchsten Stand seit fast
einem Monat. Einen so steilen Anstieg verzeichnete der Indikator
zuletzt im Oktober des vergangenen Jahres.

Hinter dem rasanten Anstieg der Schwankungsbreite stehen
zuallererst die Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Investoren,
die am steilen Anstieg der europäischen Aktienindizes seit März
maßgeblich beteiligt waren. Sie ziehen nun Mittel ab und setzen damit
die Notierungen unter Druck. Aktuell treffen sie allerdings auf
ermäßigtem Niveau auf ausreichendes Interesse anderer Anlegergruppen,
die fest mit einer weiteren Erholung der Konjunktur in den kommenden
Quartalen rechnen. Sie nutzen daher die günstige Gelegenheit, um sich
am Aktienmarkt zu positionieren.

Die Gewinnmitnahmen betreffen allerdings nicht nur die
Aktienmärkte, sondern sämtliche risikoreiche Anlageklassen. In
anderen Segmenten waren die Auswirkungen daher zum Teil noch
heftiger. Der russische Rubel und der südkoreanische Won
beispielsweise gaben am Freitag so deutlich nach wie zuletzt vor vier
Monaten, weil Anleger in diesen Ländern Mittel abzogen. Die Preise
für Rohstoffe und Edelmetalle gerieten ebenfalls unter Druck: Der S&P
GSCI-Index, der die Preisentwicklung von 24 Rohstoffen misst, fiel so
stark wie zuletzt Ende Juli.

Anleger sollten sich das Muster dieser durch die Lage in Dubai
ausgelösten Korrekturbewegung gut einprägen. Es dürfte nicht das
letzte Mal sein, dass sie ihm begegnen. Denn glaubt man den Prognosen
der Bankanalysten und Strategen, die derzeit den Blick schon auf das
neue Jahr richten, so wird es wahrscheinlich schon in den folgenden
Monaten, spätestens aber im zweiten Halbjahr 2010, immer wieder
Hiobsbotschaften von Konjunktur- oder Unternehmensseite geben, die
Ängste vor einer erneuten wirtschaftlichen Abkühlung schüren.
Aktienstrategen stimmen Anleger deshalb bereits jetzt auf einen
deutlichen Anstieg der Volatilität im neuen Börsenjahr ein. Die
Entwicklung in Dubai und die Reaktionen der Märkte dürften hier also
durchaus als Exempel dienen.

Bleibt die Frage, zu welchem Zeitpunkt es an den Finanzmärkten im
neuen Jahr 2010 richtig volatil werden dürfte. Die Prognosen der
Anlagestrategen liefern hier keine eindeutigen Hinweise. So stehen
die Chancen günstig, dass die nun zur Veröffentlichung anstehenden
Wirtschaftsdaten zunächst bestätigen, dass sich die Konjunktur
stabilisiert. Nicht zuletzt der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex
lieferte in der nun abgelaufenen Woche einen neuen Beleg dafür.
Behält dann auch noch die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud,
Recht mit ihrer Prognose, dass am US-Arbeitsmarkt nun die Trendwende
bevorsteht, so dürfte das die Stimmung an den Finanzmärkten zunächst
weiter aufhellen - und den Dax und andere Indizes sowie die übrigen
risikoreichen Anlageklassen antreiben.

Dies dürfte allerdings nur so lange anhalten, bis neue
Negativbotschaften die Runde machen. Sei es, dass es Anzeichen für
eine schwächere Gewinnentwicklung der Konzerne gibt, sei es, dass den
Banken neue Kreditausfallrisiken drohen - oder sei es, dass die
Notenbanken die Investoren auf den Ausstieg aus der expansiven
Geldpolitik vorbereiten: Die Anleger werden immerzu aufs Neue um die
Stabilität der konjunkturellen Erholung fürchten, die Notierungen
werden fallen und die Volatilität steigen. Dubai lässt grüßen!

(Börsen-Zeitung, 28.11.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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