 WAZ: Aufstieg mit Augenmaß. Kommentar von Reinhard Schüssler
Geschrieben am 05-10-2009 |
Essen (ots) - Früher war eh alles besser? Ja, was denn sonst!
Wer von den guten alten Zeiten schwärmt, gerät schnell in den
Verdacht, ein Romantiker zu sein, anders ausgedrückt: ein
hoffnungsloser Fall. Dabei macht in diesen Tagen das Beispiel
Rot-Weiß Oberhausen Hoffnung, dass Erfolg im Fußball - wenn auch im
begrenzten Umfang - noch mit längst verschüttet geglaubten Tugenden
und mit einer Spielstätte möglich ist, die als nicht mehr zeitgemäß
gilt.
Ohne modernes Stadion, so die gängige Formel, geht im Profifußball
nichts mehr. Nachzufragen in Essen, wo sich die Ursachenforschung für
die beispiellose Talfahrt des Deutschen Meisters von 1955 weniger auf
die unsägliche Personalpolitik der vergangenen Jahre denn auf eine
marode Spielstätte stützt. Dass diese Argumentation zu kurz greift,
zeigt sich in Duisburg, wo eine hochmoderne Arena sich keineswegs als
Garantie für Höhenflüge erweist.
In Oberhausen dagegen hat sich in den vergangenen Jahren eine
Fußballkultur entwickelt, die an die Wurzeln dieses Spiels erinnert
und die den Charme einer Traditions-Arena mit einbezieht. Als nach
der Ära Hermann Schulz viele den Verein totsagten, haben sich
Menschen gefunden, die das taten, was in dieser Region immer noch am
besten ankommt: Sie packten an. Wichtiger noch: Während in
unmittelbarer Nachbarschaft stets hochfliegende Pläne geschmiedet
wurden, konzentrierten sie sich in Oberhausen auf das Machbare und
machten aus der Not eine Tugend. Wohl wissend: Mittelfristig kommt
auch RWO nicht um eine modernere Arena herum. Bis es soweit ist, darf
das, was derzeit im Oberhausener Fußball abläuft, als ermutigendes
Zeichen mit hohem Sympathiefaktor gewertet werden, zu allen Zeiten
übrigens.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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