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Börsen-Zeitung: Murks & Abenteuer, Kommentar von Walther Becker zum sich wieder belebenden Geschäft mit Fusionen und Übernahmen

Geschrieben am 24-09-2009

Frankfurt (ots) - Voll durchfinanziert soll das Angebot sein, dass
der von Private Equity gehaltene Arzneimittelhersteller Nycomed für
die Pharma-sparte des belgischen Konzerns Solvay abgegeben hat. So
wird jedenfalls aus Finanzkreisen kolportiert. Dabei geht es immerhin
um mehr als 4 Mrd. Euro. Sollte Nycomed den Zuschlag erhalten, wäre
dies die erste Übernahme seit Ausbruch der Finanzkrise, die zu einem
erheblichen Teil über Ramschanleihen (Junkbonds) finanziert würde.
Und schon entspinnt sich ein Bieterrennen. Denn auch der US-Konzern
Abbott findet offenbar wieder Geschmack an dem Pharmageschäft.
Gleichzeitig läuft der "feindliche" Versuch des
US-Nahrungsmittel-Multis Kraft, die britische Cadbury zu schlucken.
Hier geht es um knapp 17 Mrd. Dollar in einem Angebot aus Aktien und
Cash, das die Amerikaner wohl noch um einiges versüßen müssen.

Die beiden Prozesse zeigen: Im Geschäft mit Fusionen und
Übernahmen (Mergers & Acquisitions, kurz M&A) gibt es Lichtblicke.
Jedenfalls aus Sicht der Investmentbanker, die sich auf ein Comeback
der Gebühren freuen. Die großen Deals kommen zurück, die Pipeline
füllt sich, die Finanzierung auch großer Deals wird möglich, und
niedrige Zinsen vergrößern den Appetit der Investoren. Banker
springen doch nur allzu gerne auf den Zug auf, dem die seit März
steigenden Börsenbewertungen Dampf machen. Zwar haben die
Investmentbanken im dritten Quartal rund 13Mrd. Dollar an Gebühren
eingestrichen, doch bedeutet dies im Jahresvergleich einen Rückgang
von knapp einem Viertel - das lässt die Banker nicht ruhen,
schließlich bemessen sich danach ihre Boni.

Für Industrie-Manager ist entscheidend, sich nicht von der
Euphorie anstecken zu lassen. Investoren stürzen sich auf Anleihen
und Aktien, als hätte es nie eine Finanzkrise gegeben. Für Zweifel
ist offenbar kein Platz. Dabei lehrt schon ein Blick in die
Vergangenheit, dass ein Großteil der Übernahmen und Fusionen nicht
Werte geschaffen, sondern sie im Gegenteil vernichtet hat: Murks
eben. Wenn Aktienkurse steigen und Anleiherenditen sinken, ist dies
ein klares Zeichen dafür, dass zu viel Cash im Umlauf ist. Und die
Zentralbanken pumpen fleißig zu historisch günstigen Konditionen in
den Markt. Eigentlich sollen die Mittel über günstige Kredite die
Konjunktur ankurbeln. Doch wächst die Gefahr dass sie bei steigenden
Bewertungen in riskantere Anlagen fließen. Und in neuen
M&A-Abenteuern verbrannt werden.

(Börsen-Zeitung, 25.9.2009)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Redaktion

Telefon: 069--2732-0
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de


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