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Berliner Morgenpost: Die S-Bahn - ein Fall für den Staatsanwalt - Leitartikel

Geschrieben am 08-09-2009

Berlin (ots) - Was also soll man der Bahn AG, diesem - zumindest
aus Berliner Sicht - Master of Desaster, vorschlagen nach dem dritten
S-Bahn-Debakel? Tabula rasa in der Führungsetage? Längst geschehen,
da steht ja schon kein Stein mehr auf dem anderen. Freie Fahrt für
alle, um den Imageschaden ein klein wenig zu begrenzen? Ruinös,
vermutlich auch eine Verlängerung der Berliner Chaos-Tage ins
Unendliche - was auch für den Vorschlag gilt, der Senat möge doch
jetzt mal, hopplahopp, den Vertrag mit der S-Bahn fristlos kündigen.
Bei allem Respekt vor den diversen privaten Bahnunternehmen, die
einen ganz guten Job machen im Lande: Den Hauptstadtverkehr mal eben
aus dem Stand zu übernehmen und verlässlich am Laufen zu halten,
würde vermutlich jedes von ihnen auf Jahre überfordern.
Nein. Wir werden wohl noch ein Weilchen leben müssen mit unserem
Staatsunternehmen, das ausgerechnet in Berlin, ausgerechnet an seinem
Firmensitz und auf Steuerzahlers Kosten einen irrsinnigen Schaden
angerichtet hat. Für die Stadt, die international an Renommee
einbüßt, sich zum Gespött macht landauf landab; für ihre Bewohner,
die sich zu Ölsardinen degradieren lassen müssen, um mit dem
öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit zu gelangen, über Monate und jetzt
noch viel länger. Erst recht aber für das eigentlich ja ausgesprochen
zukunftsträchtige Unternehmen Bahn, dessen Ruf ohnehin nicht der
allerbeste war, dem aber nun ein Totalschaden zu attestieren ist.
Würde eigentlich irgendjemand diesem Konzern noch guten Gewissens den
Betrieb einer ländlichen Buslinie anvertrauen? Das wird ein langer,
langer Weg, bis das repariert ist.
Die Bahn hat sich in der Ära Mehdorn und unter Duldung durch die
verschiedenen Bundesregierungen auf ein äußerst schiefes Gleis
begeben. Sie hat aus Gründen der Kostensenkung die Gesundheit ihrer
Berliner Kunden aufs Spiel gesetzt. Das ist eigentlich ein
Todesurteil für ein Unternehmen, das täglich Millionen Menschen
transportiert, das täglich Verantwortung übernimmt für deren
Sicherheit und körperliche Unversehrtheit. Die Wartung ausgerechnet
an den Bremsen eines Massentransportmittels wie der S-Bahn schleifen
zu lassen - das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Mehr noch: Wenn man das Berliner Beispiel überträgt auf den
Regionalverkehr bundesweit, auch auf den Fernverkehr, auf die
S-Bahnen anderer großer Städte, dann müsste dort eigentlich
Alarmstimmung herrschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser sich
hier in der Hauptstadt öffnende Abgrund an Verantwortungslosigkeit
ausschließlich auf den Standort Berlin begrenzt ist, dürfte gering
sein. Und, wenn es so wäre, dürfte man sich auch Gedanken machen,
warum und weshalb.
Im Prinzip aber müssen jetzt bundesweit alle von der Bahn
eingesetzten Fahrzeuge einem strengen Sicherheitscheck unterzogen
werden, bei dem auch geprüft wird, ob das Unternehmen alle
geforderten Wartungsintervalle eingehalten hat. Das dürfte sehr teuer
werden und sehr nervig. Aber darf man darauf verzichten?

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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