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Leipziger Medienpreis 2009 an Roberto Saviano, Dusan Miljus und Ahmet Altan

Geschrieben am 04-09-2009

Leipzig (ots) - Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte "Preis für
die Freiheit und Zukunft der Medien" der Medienstiftung der Sparkasse
Leipzig geht im Jahr 2009 zu gleichen Teilen an den italienischen
Journalisten und Schriftsteller Roberto Saviano, den kroatischen
Redakteur Dusan Miljus und den türkischen Chefredakteur und Autoren
Ahmet Altan.

Roberto Saviano, in einer Kleinstadt nahe der Camorra-Hochburg
Neapel geboren, setzt sich seit Jahren durch seine journalistische
und schriftstellerische Arbeit über diese Verbrecher-Organisation für
die Freiheit der Presse ein. 2006 veröffentlichte er "Gomorrha", eine
Mischung aus Roman und Reportage, der auch verfilmt wurde. Darin
beschreibt er detailliert die Praktiken der Mafiosi, ihre
Verstrickung in Wirtschaft und Politik und nennt die Tätern und deren
Geschäfte beim Namen. Ein Clan der Camorra setzte ihn deswegen auf
seine Todesliste, schickte ihm mehrere Morddrohungen. Nachdem sich
Schriftsteller Umberto Eco und sogar das Nobel-Komitee für seine
Sicherheit einsetzten, steht Saviano ständig unter Polizeischutz und
wechselt im Zwei-Tages-Rhythmus seine Verstecke.

Polizeischutz rund um die Uhr - das kennzeichnet auch das Leben
von Dusan Miljus, leitender Redakteur der kroatischen Tageszeitung
"Jutarnji List", nachdem er im Juni 2008 von zwei Unbekannten vor
seinem Haus mit Baseballschlägern verprügelt wurde. Die Täter brachen
ihm den Arm, er erlitt zudem eine Gehirnerschütterung. Schon vor dem
Überfall hatte er Drohbriefe erhalten, in einer Konkurrenzzeitung war
seine Todesanzeige erschienen. Vermutlicher Anlass für die Drohungen
und den Überfall: Artikel über Waffenschmuggel zwischen der
Europäischen Union und ehemaligen jugoslawischen Staaten sowie über
die Mafia im städtischen Baugewerbe. Auch Dusan Miljus nannte die
Täter beim Namen. Sein Fall ist zum Symbol für mutigen Journalismus
in Kroatien geworden. Seit dem Überfall veröffentlicht seine Zeitung
immer wieder das Foto ihres leitenden Redakteurs - bis das Verbrechen
lückenlos aufgeklärt sein wird.

"Man muss verrückt sein, um so etwas zu machen", sagt Ahmet Altan
über seine Arbeit. Er ist Chefredakteur der 2007 gegründeten
Tageszeitung "Taraf", zu Deutsch "Standpunkt", die mit etlichen
Enthüllungsgeschichten Aufsehen in der Türkei erregte. Altan begann
seine Karriere als Journalist, war Kolumnist renommierter Zeitungen
wie "Hürriyet" oder "Milliyet", geriet dabei jedoch mehrmals mit der
Staatsmacht in Konflikt. "Milliyet" entließ ihn, als er den fiktiven
Staat Kurday skizzierte, in dem mehrheitlich Kurden leben. Er war
gezwungen, sich auf das Schreiben von Romanen zu verlegen, bis er für
"Taraf" wieder journalistisch tätig wurde. Im September 2008 widmete
er den Opfern des Genozids an den Armeniern einen Beitrag und wurde
angeklagt, das Türkentum zu spalten. Auch danach machte sich "Taraf"
mit couragierten Berichten Feinde bei der Regierung und beim Militär,
insbesondere durch einen Artikel über einen Anschlag der kurdischen
Partei PKK, bei dem 17 Soldaten starben. In dem Bericht hieß es, die
Armee habe von der Aktion gewusst, aber nichts dagegen unternommen.
Anzeigenkunden meiden "Taraf", Behörden verklagen das Blatt
regelmäßig, so dass es unter extremen wirtschaftlichen Problemen
leidet. Die von ausländischen Korrespondenten in der Türkei als
idealistisch und kompromisslos eingeschätzte Zeitung hält unter
Chefredakteur Altan trotz dieser Probleme und Bedrohungen unbeirrt an
ihrem Kurs fest.

Der Preis wird bereits zum neunten Mal vergeben. Wie in den
Vorjahren findet die festliche Verleihung am 8. Oktober statt, dem
Vorabend des Jahrstages der für das Gelingen der friedlichen
Revolution in der damaligen DDR entscheidenden Leipziger
Großdemonstration vom 9. Oktober 1989. Mit dem Datum 8. Oktober
betont die Medienstiftung die ideelle Verbindung des Preises zur
89-er Wende, war doch der Wunsch nach Pressefreiheit eine der
Triebfedern der Demonstranten. Diesen Zusammenhang symbolisiert zudem
eine bronzene Nachbildung der Säule auf dem Leipziger
Nikolaikirchhof, die den Preisträgern beim Festakt überreicht wird.
Seinerzeit hatte die friedliche Revolution mit

Friedensgebeten in der Nikolaikirche im Herzen Leipzigs begonnen.
Der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" wird an
Journalistinnen, Journalisten, Verlegerinnen und Verleger sowie an
Medieninstitutionen verliehen, die sich mit Risikobereitschaft,
Engagement und Mut für die Pressefreiheit einsetzen. Die Preisträger
wurden, wie in den acht Jahren zuvor, von dem unter anderem mit
Chefredakteuren, TV-Korrespondenten und Schriftstellern besetzten
Stiftungsrat nach Vorschlägen aus der nationalen und internationalen
Medienszene ausgewählt.

Weitere Informationen zu den Preisträgern erhalten Sie auf unserer
Website unter www.leipziger-medienstiftung.de .

Vorschläge zur Verleihung des Leipziger "Preises für die Freiheit
und Zukunft der Medien 2010" erbittet die Stiftung bis zum 28.
Februar 2010.

Originaltext: Stiftungen der Sparkasse Leipzig
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/75870
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_75870.rss2

Pressekontakt:
Medienstiftung der Sparkasse Leipzig
Ansprechpartner: Mathias Lauke
Menckestraße 27
4155 Leipzig

Tel.: 0 341- 562 96 61
Fax: 0 341-562 96 63
E-Mail: info@leipziger-medienstiftung.de
Internet: http://www.leipziger-medienstiftung.de

Vorstand:
Dr. Harald Langenfeld (Vors.), Hartwig Hochstein, Stephan Seeger
Vorsitzender des Stiftungsrates:
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig


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