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Olympiagold mit Weltrekord, das ist in Vancouver bestimmt nicht drin / Eissprinterin Jenny Wolf will erste olympischen Medaille in Vancouver

Geschrieben am 25-08-2009

Frankfurt am Main (ots) - Im Vorfeld der Winterspiele 2010 in
Vancouver darf sich der Schützling von Trainer Thomas Schubert mit
dem schönen Titel "weltweit schnellste Frau auf Eis" schmücken. Jenny
Wolf geht als Favoritin in die olympische Saison und könnte die erste
Eisschnellläuferin überhaupt sein, die den halben Kilometer unter 37
Sekunden bleibt. Im Interview mit Andreas Müller von der Stiftung
Deutsche Sporthilfe gibt sie Einblick in ihre nächste Ziele und die
Vorbereitung auf die nächsten olympischen Winterspiele.
(REDAKTIONSHINWEIS: Aktuelles Bildmaterial zu diesem Interview finden
Sie bei der Bildagentur picture alliance unter nachfolgendem Link:

http://www.presseportal.de/go2/portal.picture-alliance

Frage: Erschrecken Sie manchmal ein bisschen darüber, weltweit die
schnellste Frau auf Kufen zu sein?

Darüber mache ich mir weniger Gedanken. Ich will die Beste sein,
das ist der Anspruch und der würde genau so gelten, wenn ich
Leichtathletin oder Schwimmerin wäre. Es ist einfach eine tolle
Sache, wenn man eine Disziplin international dominieren kann.

Frage: Sie sind zuletzt drei Mal hintereinander Weltmeisterin über
500 Meter geworden und verbesserten im November 2007 in Calgary in
Kanada Ihren eigenen und bis heute aktuellen Weltrekord auf 37,02
Sekunden. Was ist Ihnen lieber, Olympiagold in Vancouver oder als
erste Frau in der Geschichte des Eisschnelllaufs den halben Kilometer
unter 37 Sekunden zu laufen?

Beides zugleich, Olympiagold mit Weltrekord, das ist bei den
Olympischen Spielen in Vancouver bestimmt nicht drin. Die
Olympiaplatzierung ist für mich wichtiger als der Rekord. Auf der
Olympiabahn in Richmond kann das Eis noch so gut sein, man läuft dort
trotzdem rund eine halbe Sekunde langsamer als in der Höhe. Vor den
Spielen habe ich im Rahmen des Weltcups immerhin mehrere Chancen,
einen Weltrekord zu laufen. Aber das ist mir jetzt nicht das
Wichtigste. Obwohl es schon toll wäre, diese Marke, von der viele
Leute reden, irgendwann zu knacken und dabei einen Lauf hinzulegen,
bei dem ich alles gezeigt habe, was ich wirklich kann.

Frage: Das hört sich an, als ob es selbst für Sie auf dem Eis noch
"Problemzonen" gäbe?

Das ist eindeutig der Bereich bei rund 300 Metern eingangs der
zweiten Kurve, wo man mit der Höchstgeschwindigkeit im Rennen
ankommt. In diese Kurve läuft man schätzungsweise mit einem Tempo um
die 55 Stundenkilometern rein. Die Kunst ist, den Druck in die Kurve
zu leiten und den Speed auf die Gerade mitzunehmen, so dass die
Fliehkräfte so weit wie möglich zurück gedrängt werden. Ehrlich
gesagt, habe ich vor dieser Kurve immer noch Respekt, obwohl ich
jetzt schon so lange aktiv bin. Dort optimal durchzukommen, ist bei
mir Kopfsache. Man muss sich an dieser Stelle genau darauf
konzentrieren, alles richtig zu machen, zum Beispiel die Hüfte und
den Oberkörper in der richtigen Position zu halten. Das ist immer
noch eine schwierige Sache.

Frage: Bei den diesjährigen Einzelstrecken-Weltmeisterschaften auf
der Olympiabahn hatten Sie die Eisqualität bemängelt. Ist das ein
Unsicherheitsfaktor?

Es stimmt, anfangs war das Verhältnis zwischen mir und dem Eis
dort keinesfalls besonders freundschaftlich. Die Halle selbst und das
Umfeld sind großartig. Aber das Eis war zu brüchig und instabil. Bei
kräftigem Abdruck mit den Kufen brachen immer wieder kleine Eisstücke
heraus. Ich hatte viele Fehlschritte drin und keinen optimalen
Abdruck, den man ja braucht, um schnelle Zeiten zu laufen. Die
Eismeister wissen um die Kritik, auch wenn ich nicht persönlich mit
ihnen gesprochen habe. Das Problem liegt meines Erachtens im
Zusammenspiel zwischen Eistemperatur, Hallentemperatur und
Luftfeuchtigkeit. Es wird bestimmt ein schweres Stück Arbeit, das
hinzukriegen. Im Februar werden wir sehen, ob es geklappt hat. Vor
den Olympischen Spielen findet dort kein Wettkampf mehr statt.

Frage: Wie verläuft Ihre Saisonvorbereitung - härter als vor einem
nicht-olympischen Winter?

In den vergangenen drei Jahren ist es mir immer gelungen, zum
Saisonhöhepunkt hin eine gute Form aufzubauen. Da hat man eine
gewisse Sicherheit. Ich möchte jetzt nichts übertreiben und nichts
riskieren. Der anstrengendste Teil in der Vorbereitung ist sicher
wieder das dreiwöchige Höhentrainingslager bis zum 2. September in
Font Romeu in Südfrankreich. Dort bewegt man sich an der Hantel und
auf dem Fahrrad ständig im hohen Laktatbereich. Das ist schon sehr
belastend und härter als das Camp im Juni, als wir zum
Grundlagentraining in den italienischen Alpen in Livigno gewesen
sind. Zwischendurch gab es in Berlin "Sommereis" und mach dem Camp in
Font Romeu werden wir dann hoffentlich so schnell wie möglich wieder
aufs Eis gehen, um uns auf die ersten Weltcups im November in Berlin
und Heerenveen vorzubereiten.

Frage: Zwischendurch wollen Sie sich noch eine Auszeit beim
Treffen der "Champion des Jahres" der Stiftung Deutsche Sporthilfe
nehmen. Die Stiftung hat erfolgreiche deutsche Athleten diesmal vom
21. bis 28. September in den Robinson-Club nach Sarigerme Park in die
Türkei eingeladen...

Ich war schon in den vergangenen beiden Jahren dabei und es hat
immer gut funktioniert. Man kann eigentlich sagen, immer wenn ich zu
Saisonbeginn im Club "Champion des Jahres" war, bin ich anschließend
Weltmeisterin geworden. Ich habe meinen Trainer Thomas Schubert
überzeugt, dass eine Pause zu diesem Zeitpunkt eine gute Möglichkeit
zur Regeneration und zur Motivation für die olympische Saison ist.
Ohne Trainingspläne werde ich natürlich nicht in den Robinson-Club
fahren.

Frage: Welche Erfahrung haben Sie darüber hinaus mit der
Sporthilfe?

Schon sehr früh, als noch weitgehend meine Eltern mit einspringen
mussten, erhielt ich Beihilfen für die Internatskosten. Ich hatte
Glück, dass ich zu jenen Jahrgängen gehörte, die von der Sporthilfe
durchgängig eine Grundförderung bekamen. Zum Glück ist die Sporthilfe
jetzt wieder dahin zurückgekehrt, auch die B- und Anschlusskader
stärker zu fördern. Gerade für junge Sportler, die noch nicht oben
angekommen sind, ist es ganz wichtig, jemanden an der Seite zu haben.
Seit drei Jahren bekomme ich Eliteförderung, doch diese frühe Hilfe
zuvor war für mich besonders wertvoll. Es geht dabei nicht nur um den
materiellen Wert, sondern auch um das Gefühl, dass man beachtet und
begleitet wird. Das ist eine tolle Motivation.

Frage: In die absolute Weltspitze sind Sie erst spät im Alter von
27 Jahren vorgestoßen. Ihr Literaturstudium haben Sie 1999 begonnen
und im vorigen Jahr beendet. Sie scheinen ein sehr zäher Typ zu
sein...

So könnte man das sagen. Es hat lange gedauert, bis sich der ganz
große Erfolg einstellte. In der Phase zuvor hatte ich aber jedes Jahr
kleine Verbesserungen und wusste außerdem genau, wo es Reserven gibt.
Darum gab es für mich keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen.
Vielleicht half beim Durchbruch in der Saison 2006/07 ein bisschen
mit, dass ich damals auf viel leichtere Kufen aus Karbon umstellte.
Es gibt einem ein sehr gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man mit
erstklassigem Material unterwegs ist.

Frage: Werden Sie nach Ihrem Literaturstudium später ins
Verlagswesen einsteigen oder verspüren Sie womöglich selbst
literarische Neigungen?

Dieses Studium auf Magisterbasis hatte ich damals aus reinem
Interesse an dem Fach und ohne konkrete berufliche Vorstellungen
aufgenommen. Neben dem Sport alles andere auf Null herunterzufahren,
das fände ich nicht gut. Ich war schon immer sehr an Literatur
interessiert. Außerdem musste ich bei diesem Studium nicht ständig in
ein Labor gehen, sondern viele Hausarbeiten schreiben. Da kann man
sich die Zeit gut einteilen. Kürzlich habe ich mich an der
Technischen Fachhochschule in Berlin-Wedding im Fach
Betriebswirtschaft eingeschrieben. Das geht es eher praktisch zu, das
ist eine ganz andere Welt. Dieses Handfeste hat mir im
Literaturstudium gefehlt.

Frage: Inwieweit denken Sie bereits über Vancouver hinaus?

In meinem neuen Studiengang habe ich schon ein paar Kurse besucht,
ernsthaft werde ich das Studium erst nach Olympia in Angriff nehmen.
Ich schaue schon jetzt über Vancouver hinaus, obwohl ich keine
konkrete Planung für die weitere sportliche Karriere habe. Nur soviel
steht fest: Ob ich weitermache, das wird nichts mit dem Abschneiden
bei den Winterspielen zu tun haben und es ist auch nicht so, dass ich
mich jetzt aus Livigno so verabschiedet hätte, als wäre das dort mein
letztes Trainingslager gewesen.

Frage: Verfolgen Sie die Entwicklungen um die Dopingvorwürfe gegen
Claudia Pechstein?

An dem, was da passiert, bin ich schon sehr interessiert. Das
strahlt natürlich auf unsere ganze Sportart aus, auch wenn es sich um
einen einzelnen Fall handelt. Die Sponsoren werden nun bestimmt
genauer hinsehen. Eisschnelllaufen, werden sicher welche sagen, da
war doch was...

Originaltext: Stiftung Deutsche Sporthilfe
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51413
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51413.rss2

Für Rückfragen:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Martina Roß / Referentin Kommunikation
Burnitzstraße 42
60596 Frankfurt am Main

Tel.: 069/67803-43
Fax: 069/67803-80
E-Mail: martina.ross@sporthilfe.de


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