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Berliner Morgenpost: Der Kampf gegen Doping muss fortgesetzt werden - Leitartikel

Geschrieben am 14-08-2009

Berlin (ots) - Wie gern würde sich der Sportkonsument ab heute
neun Tage lang mit einer kühlen Molle vor den Flachbildschirm hocken,
die Gabel ins frisch gegrillte Nackensteak jagen und voll naiven
Glücks zuschauen, wie junge drahtige Menschen um die Wette laufen,
springen, werfen. Die Leichtathletik liefert die besten, weil simple
Drehbücher für große Gefühle. Helden, Versager, Diven, Kämpfer,
Weicheier liefern zuverlässig großes Kino. Das ist die schillernde
Oberfläche, die die Berliner Weltmeisterschaft unvergleichlich
unterhaltsam machen wird.
Doch selbst der schlichteste Sportfan ist kaum in der Lage, nur diese
Oberfläche zu betrachten. Wo Profi-Sport tobt und mithin großes Geld,
da wird geschummelt, pharmazeutisch, aber auch auf jede andere Art:
Der eine trägt Wunderschuhe, der andere feilt seinen Speer, tritt mit
Psycho-Guru an oder einem Spritzenplan, den kein Labor der Welt
nachweisen kann.
Es ist wie in Politik, Wirtschaft und überall sonst: Immer wieder
erliegen Menschen der Versuchung, sich einen Vorteil zu verschaffen
oder hellen einfach nur den harten Alltag mit Tabletten, Injektionen
oder einer Ladung Nasenpulver auf. Auf unsere Sieger stoßen wir ja
auch gerne an - Prösterchen. Unsere Leute sind natürlich sauber.
Wie auch im richtigen Leben lautet die entscheidende Frage: Wie gehen
wir mit dem Betrug um? Wollen wir den Kampf auf- und Doping einfach
freigeben? Völlig undenkbar. Denn wo ist die Altersgrenze? Bei 18
Jahren? Oder vielleicht doch besser bei 16? Bei 14-Jährigen
allerdings schlägt das Zeug am allerbesten an. Nein: Der Kampf gegen
Doping muss fortgesetzt werden, ebenso wie die Jagd nach
Steuersündern.
Wie weit aber darf die Macht der Dopingjäger reichen? Überall
kontrollieren? Nicht nur Athletinnen weisen auf die unwürdigen
Prozeduren bei der Urinabgabe hin. Wie gerecht ist es, wenn Sportler
in Ballungsgebieten dutzendfach, an den Rändern der Welt aber gar
nicht kontrolliert werden? Sperren beim leisesten Verdacht? Der Fall
Pechstein hat gerade erst gezeigt, dass der Indizienbeweis zu
erschüttern ist. Wie aber begegnet man der Gefahr von
Falsch-Anschuldigungen, die ein Athletenleben ruinieren?
Persönlichkeitsrechte gelten auch für Sportler.
Am unfairsten wäre es, Athleten generell zu kriminalisieren. Leistung
um jeden Preis ist ein Menschheitsmerkmal. Wer sein Leben auf
wackelige Grundlagen wie Sporthilfe, Sponsoren, Trainingspläne und
die eigene Gesundheit stellt, darf Anerkennung und Verständnis
erwarten, muss aber auch mit harten Strafen rechnen, wenn er
Vertrauen missbraucht.
Fakt ist: Leichtathleten sind nicht besser oder schlechter als ihre
Fans. Sie führen nur gleichsam unter einem Brennglas vor, was diese
Welt bisweilen bewegt - große Fairness ebenso wie niederste
Hinterlist. Der Fernseher ist nicht mehr und nicht weniger als ein
großer Spiegel. Und die Fans müssen mit dem Widerspruch leben, dass
eine WM aus Weltrekord und Doping-Enthüllung besteht.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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