(Registrieren)

WAZ: Ackermanns Milliarden-Gewinn - Trügerische Normalität. Leitartikel von Ulf Meinke

Geschrieben am 28-07-2009

Essen (ots) - Und die Gewinner der Bankenkrise sind: die Banken.
Jedenfalls verdient das größte deutsche Institut wieder richtig Geld.
Von April bis Juni verbuchte die Deutsche Bank einen
Milliarden-Gewinn - auch dank glänzender Geschäfte im
Investment-Banking. Profitieren also ausgerechnet die Verursacher der
Krise, während sich die Bürger angesichts der Wirtschaftsflaute auf
stagnierende Löhne, steigende Steuern und höhere Arbeitslosigkeit
einstellen müssen? Vor diesem Hintergrund darf Bankchef Josef
Ackermann nicht auf uneingeschränkte Bewunderung hoffen. Doch was
wäre die Alternative? Es ist absurd, der Deutschen Bank vorzuwerfen,
dass sie Gewinne verzeichnet. Ebenso verfehlt wäre allerdings eine
Politik nach der Maßgabe: Alles, was gut ist für die Deutsche Bank,
ist auch gut für Deutschland.

Die scheinbare Normalität auf den Finanzmärkten ist trügerisch.
Das billige Geld der Notenbanken macht es den Instituten leicht, gut
zu verdienen. Damit ist die Gefahr groß, dass alles so weitergeht wie
bisher. Bislang haben die Staaten lediglich die Feuer an den
Finanzmärkten gelöscht. Die Rettungsaktionen haben die Steuerzahler
auch in Deutschland Milliarden gekostet. Mittelständische Unternehmer
sind zu Recht sauer auf die Politik, die Banken mit Milliardensummen
hilft, aber kaum grundsätzliche Korrekturen im Finanzsystem vornimmt.
Besonders heikel ist der Grundsatz, dass angeblich systemrelevante
Banken nicht pleite gehen dürfen. Dieses Prinzip ist nichts anderes
als eine staatliche Einladung an Bankmanager, hohe Risiken einzugehen
oder - böse formuliert - munter zu zocken. Denn im Notfall springt
der Steuerzahler ein. Das Spiel im Casino läuft - und die Bank
gewinnt immer? So jedenfalls darf es nicht sein.

Wohlgemerkt: Nicht Josef Ackermann beschließt die Regelwerke für
den Finanzsektor, sondern Parlamente weltweit. Zunächst einmal ist
also die Politik gefordert, Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise zu
ziehen. Das ist bisher nur unzureichend geschehen. Im Fall Deutsche
Bank führt ein einfaches Schwarz-Weiß-Denken in die Irre. Die
aktuellen Bilanzzahlen stellen einmal mehr unter Beweis, dass
Ackermann als Marktteilnehmer erfolgreich agiert. Die Deutsche Bank
war - anders als viele ihrer Konkurrenten - nicht auf
Milliarden-Staatshilfen angewiesen. Außerdem hat das Institut gerade
seine Risikovorsorge versiebenfacht - und damit auch Enttäuschung an
den Börsen in Kauf genommen. Kurzum: Ein zügelloser Zocker ist Josef
Ackermann gewiss nicht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

216345

weitere Artikel:
  • WAZ: (Un)gefühlte Gerechtigkeit. Kommentar von Frank Meßing Essen (ots) - Sicher: Der Pfandbon eines Kunden gehört nicht in das Portmonee einer Kassiererin, und die zwei trockenen Brötchen haben nichts im Spind der Küchenhelferin zu suchen. Dennoch: Solche Bagatell-Delikte gehören nicht vor die Arbeitsgerichte. Es würde von der Größe eines Unternehmens zeugen, wenn es auffällig gewordene Mitarbeiter abmahnt und nicht gleich die juristische Keule auspackt. Manager fahren Unternehmen vor die Wand und kassieren dafür noch eine hohe Abfindung. Nur weil sie rechtlich nicht zu packen sind, kommen sie mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Ackermann / Deutsche Bank Osnabrück (ots) - Er hat gelernt Die Aktionäre sind enttäuscht - aber der Kurssturz von gestern ist nicht relevant, um die Bilanz der Deutschen Bank zu bewerten. Denn Josef Ackermann hat erneut belegt, dass er sein Haus trotz Krise zumindest derzeit im Griff hat. Die drastisch erhöhte Vorsorge für den Fall, dass Kredite platzen und nicht zurückgezahlt werden, ist richtig. Denn auch, wenn dies den aktuellen Gewinn schmälert: So sieht verantwortungsvolles Handeln aus - zumindest dann, wenn die wackeligen Darlehen bereits in der Welt mehr...

  • Rheinische Post: Die Arbeitslosenzahl steigt in NRW um mehr als 15.000 Düsseldorf (ots) - Die Wirtschaftskrise treibt die Arbeitslosigkeit in die Höhe. In Nordrhein-Westfalen stieg im Juli die Arbeitslosenzahl um mehr als 15.000, nachdem sie im Juni auf 811.000 gefallen war. Das erfuhr die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe) aus Regierungskreisen. Der Anstieg ist höher als sonst um diese Jahreszeit üblich. Wegen der Krise übernehmen immer mehr Betriebe ihre Auszubildenden nicht und stellen auch keine neuen Arbeitnehmer ein. Bundesweit erhöhte sich die Arbeitslosenzahl von Juni mehr...

  • Kölnische Rundschau: zur Deutschen Bank Köln (ots) - Die Deutsche Bank kann sich glücklich schätzen, dass sie das Investmentbanking nicht aufgegeben hat. Zu diesem Schluss könnte man mit Blick auf die Quartalsbilanz gelangen. Denn in dieser Sparte erwirtschaftete die Bank fast eine Milliarde Euro, während es im Privatkundengeschäft nur magere 55 Millionen Euro waren und das Kreditgeschäft vor bangen Zeiten steht - schließlich befürchtet das Institut in den nächsten Monaten weitere Belastungen. Beim Investmentbanking sind zudem wichtige Konkurrenten auf diesem Gebiet geschwächt. mehr...

  • TimberWest Announces Intention to Sell Approximately 46,500 Acres of Select Timberland Assets on Vancouver Island Vancouver, Canada (ots/PRNewswire) - TimberWest Forest Corp. ("TimberWest") announced today that it intends to divest up to four discrete timberland properties located on Vancouver Island in the Province of British Columbia, Canada. These timberland assets include the Beauforts, China Creek, Parksville and Trent properties, which comprise a total area of approximately 46,487 acres (or 18,813 hectares) and have a combined timber inventory of over 4.0 million cubic meters. These four properties represent small, isolated parcels of timberlands, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht