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Deutsche Reeder zwischen Piraten und Wirtschaftskrise

Geschrieben am 09-07-2009

Frankfurt am Main (ots) - PwC-Umfrage: Piraterie belastet
Reedereien zusätzlich / Mit Bordkanonen und Stacheldraht gegen
Seeräuber / Mehrheit der Branche befürchtet fortgesetzte
Konjunkturflaute

Die fortgesetzten Piratenüberfälle am Horn von Afrika und auf
anderen wichtigen Schifffahrtsrouten belasten die deutschen
Reedereien stark. Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge wurde
bislang jede fünfte Reederei Opfer mindestens eines Angriffs. "Hinzu
kommen die indirekten Folgekosten der Piraterie, die in der ohnehin
schwierigen Wirtschaftslage zusätzlich belasten. Nur zwei von zehn
Reedern sind der Ansicht, dass sie ihre Mehrausgaben durch
Preiserhöhungen wenigstens teilweise ausgleichen können", kommentiert
Claus Brandt, Partner und Leiter des maritimen Kompetenzcenters bei
PwC.

Die Schifffahrtsunternehmen zahlen wegen des gestiegenen Risikos
höhere Versicherungsprämien. Einige Reedereien schließen auch
zusätzliche Lösegeld-Policen ab, um auf Entführungen vorbereitet zu
sein. Hinzu kommen höhere operative Kosten. So fährt gut jeder fünfte
Reeder längere und damit teurere Ausweichrouten, um Piratenangriffen
zu entgehen. Ebenfalls jedes fünfte Unternehmen hat Probleme,
Seeleute für gefährliche Passagen zu finden.

Kostspielig sind auch die Vorkehrungen gegen Überfälle auf den
Schiffen. Bei jeder achten Reederei sind in Risikogebieten
Sicherheitskräfte mit an Bord, jedes fünfte Unternehmen hat weitere
Abwehrmaßnahmen getroffen. "Das Spektrum der Sicherheitsvorkehrungen
ist breit und reicht von allgemeinen Verhaltensregeln für die
Mannschaft bis hin zur Installation von Bordkanonen und der
Einrichtung eines abgeschotteten 'Panic Rooms', der im Fall einer
Kaperung als sichere Zuflucht dienen soll", so Brandt. Einige
Reedereien umbauen die Bordwände ihrer Schiffe auch mit Stacheldraht,
um Seeräuber abzuwehren.

Allerdings sind sich 98 Prozent der befragten Reedereien einig,
dass weder diese Maßnahmen noch der Schutz durch die Marinen
einzelner Länder das Piraterie-Problem aus der Welt schaffen können.
Sie fordern vielmehr ein abgestimmtes Vorgehen der internationalen
Staatengemeinschaft.

An der Umfrage beteiligten sich 101 Reedereien. Sie decken mit
zusammen rund 3.000 Hochseeschiffen und ca. 70.000 Mitarbeitern an
Land und an See einen großen Teil des deutschen Schifffahrtsmarktes
ab.

Finanzkrise verteuert Schiffskredite

Nicht so spektakulär wie die Piratenangriffe, aber wirtschaftlich
mindestens ebenso gravierend sind die Folgen der Wirtschaftskrise für
die Branche. Zwei von drei Reedereien sind nach eigener Aussage von
der weltweiten Rezession betroffen, knapp 40 Prozent spüren die
Folgen sogar "ausgesprochen stark". Gut jedes dritte Unternehmen hat
wegen der Krise Schiffe aufgelegt, also vorübergehend außer Dienst
gestellt. 30 Prozent der Unternehmen haben Aufträge für den Bau neuer
Frachter oder Passagierschiffe verschoben oder ganz storniert, und
fast jedes fünfte (18 Prozent) musste Mitarbeiter entlassen.

Deutlich bemerkbar macht sich auch die Zurückhaltung der Banken
bei der Kreditvergabe. Über 80 Prozent der Reedereien mussten ihr
Finanzierungskonzept insgesamt ändern. Für Schiffsfinanzierungen
zahlen 41 Prozent der Unternehmen höhere Zinsen als vor Beginn der
Krise, und von jeder fünften Reederei verlangten Kreditinstitute
nachträglich zusätzliche Sicherheiten. Bei 15 Prozent der Befragten
haben Banken ihre Kreditzusage zurückgezogen.

Insgesamt sind neun von zehn Reedereien der Ansicht, dass die
Banken bei der Bewertung von Schiffen "übertrieben vorsichtig"
geworden sind. Gleichzeitig stimmen allerdings drei von vier
Befragten der Aussage zu, dass die in früheren Jahren zu großzügige
Kreditvergabe der Banken einen maßgeblichen Anteil an der
gegenwärtigen Schifffahrtskrise hat.

Mehrheit befürchtet längere Flaute

Die Mehrheit (55 Prozent) der befragten Reeder geht nicht davon
aus, dass die Schifffahrtsbranche in naher Zukunft wieder Fahrt
aufnimmt. Daher rechnen 19 Prozent mit weiteren Stellenkürzungen auf
Sicht der kommenden zwölf Monate. "Ein Silberstreif am Horizont ist
allerdings die erwartete Erholung der Fracht- und Charterraten.
Möglicherweise hat die Branche den stärksten Nachfrageeinbruch hinter
sich", kommentiert Brandt.

So rechnen 37 Prozent der Unternehmen mit steigenden Charterraten,
während nur 21 Prozent von eher sinkenden Tagesmieten für Schiffe
ausgehen. Bei den Frachtraten gehen 42 Prozent der Befragten von
einem Anstieg aus, 20 Prozent befürchten einen weiteren Preisverfall.
Im Passagiergeschäft dürfte sich die Lage allerdings weiter
verschlechtern. Von neun befragten Reedereien, die Passagierschiffe
oder Fähren betreiben, rechnet keine mit einem Anstieg der Preise,
zwei erwarten eher sinkende Erlöse.

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Karim Schäfer
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) 95 85 - 5435
E-Mail: karim.schaefer@de.pwc.com


Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in
Deutschland mit 8.870 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund
1,47 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Deals und Consulting (Advisory).


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