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Claude Chabrol: "Ich wäre gern das Opfer meiner eigenen Schwächen" // 'Hühnchen in Essig' am 05. Juli, 09.25 Uhr

Geschrieben am 01-07-2009

München (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Zum Auftakt einer vierteiligen Claude-Chabrol-Filmreihe:
Der französische Meisterregisseur (79 - kommt mit 'Kommissar Bellamy'
ab 09. Juli ins Kino) im Tele 5-Interview über die Faszination des
Bösen, seine drei Ehen und die beste Art zu sterben.

Tele 5: In Ihren Filmen beleuchten Sie gern das Böse in der
Gesellschaft. Wie hat sich das Böse gewandelt?

Claude Chabrol: Das Interesse am Bösen ist seit Jahrhunderten so
groß, weil dahinter eine Verführung steckt. Und in den letzten 50
Jahren ist das Böse noch verführerischer geworden. Einerseits haben
sich Sitten und Gebräuche liberalisiert, andererseits ist der Wahn
weiter gewachsen, dass Geld glücklich macht. Was wir gerade mit der
Wirtschaftskrise erleben, finde ich total spannend, denn wir mussten
einsehen, dass die Idee des Geldes ein Misserfolg ist. Manchmal habe
ich den Eindruck, wir leben am Ende einer Zivilisation, die sich
etwas Neues aufzubauen versucht, mehr ökologischer denkt und weniger
an Profit. Dennoch wird es immer welche geben, die das nicht ernst
nehmen und ihr eigenes Süppchen kochen.

Wenn nun Claude Chabrol einem Verbrechen zum Opfer fiele, wie
würden Sie das inszenieren?

Ich würde gern das Opfer meiner eigenen Schwächen werden (lacht).
Wein, Essen oder Rauchen! Warum nicht 24 Stunden Zigarren rauchen,
dann wäre es nach spätestens 15 Tagen geschafft. Was ich vermeiden
würde: In Stücke geschnitten zu werden, das ist unappetitlich!
Aufgehängt werden soll weh tun, deshalb würde ich das ebenso
vermeiden wie die Guillotine. Und Gift ist genauso unangenehm. Also
bleibt es beim Essen. Und da bin ich sowieso etwas ungeschickt: Ich
bekleckere mich regelmäßig, weshalb ich übrigens gern bunte Krawatten
trage, auch wenn sie schon längst aus der Mode sind. Aber jeder
Speisefleck bleibt darauf unsichtbar.

Braucht man eine dunkle Seite, um so viele Jahre im harten
Filmbusiness überleben zu können?

Man muss nicht unbedingt kriminelle Energien haben, sollte aber
schlau sein, um mit nur wenigen Misserfolgen auszukommen. Als ich
anfing und etliche Erfolge hintereinander hatte, wurde ich über den
grünen Klee gelobt, dann kam der erste Flop und es folgten drei
weitere. Ich konnte mich nur retten, indem ich keine Angst mehr davor
hatte und bereit war, schmutzige Dinge anzufassen.

Man hat bei Ihnen sowieso den Eindruck, dass Sie ein richtiger
Workaholic sind...

Ich stelle mir jemanden vor, der nur alle fünf Jahre einen neuen
Film liefert. Mein Gott, wenn der dann daneben liegt, und das
vielleicht zweimal hintereinander, hat er schon sein halbes Leben
verloren. Ich drehe lieber viel und gestatte mir es, dass manchmal
auch schlechte Filme darunter sind.

Würden Sie Ihre Filme noch einmal drehen, wenn es möglich wäre?

Ich komme auf ungefähr 55 Filme, wovon ich zehn ganz gern nochmals
drehen würde. Drei kämen überhaupt nicht mehr in Frage, aber fragen
Sie jetzt bitte nicht, welche. Die würde ich noch nicht mal unter
Folter gestehen.

Und bereuen Sie eine Ihrer Ehen?

Man muss eine Ehe wie einen Vertrag sehen: Wenn ihn einer auflösen
möchte, ist die Sache damit zu Ende. Mit meinen Gattinnen hatte ich
stets Glück: Die ersten beiden waren so froh, mich los zu sein, dass
sie nicht mal Unterhaltszahlungen von mir gefordert haben. Insofern
kenne ich keine schmerzhaften Trennungen. Selbst mit meinen Kindern
ist es gut gelaufen. Sie stammen aus drei Ehen, fühlen sich
untereinander aber wie richtige Geschwister. Mit jeder Ehe gab es
auch eine Überraschung: Meine erste Frau hatte viel Geld, was ich
vorher nicht wusste. Die zweite erwies sich plötzlich als begnadete
Schauspielerin. Und die dritte hat sich als wunderbarste Gattin
herausgestellt, die auch noch wunderbar kocht - und das ist das
größte Glück meines Lebens.

Interview: Markus Tschiedert für Tele 5

Claude Chabrol jeweils sonntags in der Meisterwerke Matinée auf
Tele 5:

'Hühnchen in Essig' am 05. Juli, 09.25 Uhr
'Masken' am 12. Juli, 09.35 Uhr
'Madame Bovary' am 19. Juli, 08.40 Uhr
'Chabrols süßes Gift' am 26. Juli, 09.30 Uhr

Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung (auch auszugsweise)
honorarfrei nur bei aktuellem Programmhinweis auf Tele 5 und bei
Nennung der Quelle.

Wir lieben Kino.
Tele 5. Der Spielfilmsender

Originaltext: Tele 5
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/43455
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_43455.rss2

Pressekontakt:
Steffen Wulf, Tel. 089-649568-174, Fax. -119,
E-Mail: presse@tele5.de


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