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Börsen-Zeitung: Pferdewechsel, Kommentar zu den Finanzmärkten von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 19-06-2009

Frankfurt (ots) - Die Hoffnungen, dass der Dax seine
Geländegewinne ausbaut und noch deutlicher über die Schwelle von 5000
steigt, ehe eine Konsolidierung folgt, haben sich zerschlagen. Der
Rücksetzer ist früher gekommen und hat den Index in der Spitze um
mehr als 400 Punkte gedrückt. Allerdings steht nicht der gesamte
Markt unter Druck. Gefallen sind die in den vergangenen Wochen stark
gestiegenen zyklischen Werte vor allem aus dem Bergbau- und
Stahlbereich sowie die Finanztitel. Defensive Bereiche ziehen jedoch
gegen die Gesamtmarkttendenz an. Das galt in der gerade beendeten
Handelswoche insbesondere für die Telekommunikations-, die
Nahrungsmittel- und Getränke- sowie die Healthcare-Titel. Außerdem
haben die Versorger weniger stark nachgegeben als der Gesamtmarkt.

Nach der spektakulären Eindeckungsrally bei den Finanztiteln und
der anschließenden Hausse der frühzyklischen Werte wechseln die
Investoren nun die Pferde, und das ist wahrscheinlich keine schlechte
Entscheidung. Nicht nur aufgrund der starken Kurssteigerungen ist die
Luft für die Finanz- und die zyklischen Werte nach der rund drei
Monate alten Rally dünn geworden. Die Aktienmärkte bewegen sich auch
in einem Umfeld, das für die konjunkturanfälligeren Segmente nicht
unbedingt günstig ist. Zwar mehren sich die Anzeichen dafür, dass es
zum Worst Case, einer Depression wie zu Beginn der dreißiger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts, nicht kommen wird. Diese Ängste hatten
gerade die zyklischen Bereiche im März auf zu tiefe Niveaus gedrückt,
sodass die Rally unausweichlich wurde. Die Tatsache, dass die ganz
große Katastrophe ausbleibt, bedeutet aber noch lange nicht, dass nun
eine schwunghafte konjunkturelle Erholung bevorsteht.

Voreilige Rally

Im Gegenteil: Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Rally der
konjunktursensiblen Titel und Finanzwerte in ihrem Ausmaß doch ein
wenig voreilig war. Die Weltwirtschaft befindet sich nach wie vor im
Abschwung, nur sein Tempo hat sich verlangsamt. Die
Stimmungsindikatoren haben sich weltweit zwar erholt, sie liegen aber
immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Experten sind sich zudem
einig, dass die konjunkturelle Erholung nur sehr zögerlich einsetzen
und außerdem zaghaft ausfallen wird. Damit sind Enttäuschungen für
diejenigen, die mit einer schnellen Wende zum Besseren rechnen,
programmiert.

Die Rezession und von ihr erneut ausgehende Anfälle von
Verunsicherung an den Märkten sind ein Umfeld eben für defensive
Titel, die sich durch weniger konjunktursensible, dafür aber stetige
Erträge und Cash-flows auszeichnen. In Europa bieten sie vielfach
auch noch eine relativ geringe Verschuldung und hohe
Dividendenrenditen.

Nachholpotenzial

Für eine stärkere Beachtung defensiver Branchen spricht darüber
hinaus, dass sie stark vernachlässigt worden sind. Das gilt
insbesondere für die Rally seit dem Markttief vom 9.März. Banken- und
Finanzwerte haben 100% bzw. 63% gewonnen, Grundstoffeproduzenten
(Bergbau und Stahl) 55%. Dagegen fallen die Avancen beispielsweise
der Telekommunikations-, Healthcare- und Versorgertitel mit Gewinnen
von 8%, 15% und 17% mager aus, sie sind auch im Vergleich zum
Gesamtmarkt (32%) unterdurchschnittlich, was ebenfalls auf
Nachholpotenzial hindeutet.

Entscheidend für die kommenden Wochen wird die Berichtssaison zum
zweiten Quartal sein. Einige Experten glauben, dass dies den
Zyklikern noch einmal einen Schub bringen wird, weil sie davon
ausgehen, dass die Resultate weniger schlimm ausfallen als
befürchtet. Nach dieser Lesart soll erst die Berichterstattung zum
dritten Quartal, bei der die Unternehmen dann auch verstärkt zum
nächsten Jahr Stellung nehmen, die nachhaltige Wende hin zu den
defensiven Segmenten des Aktienmarktes auslösen. Einige Mitteilungen
konjunktursensibler Unternehmen aus der gerade beendeten Woche
sprechen jedoch eher dafür, bereits jetzt mit der Umschichtung in
defensive Bereiche zu beginnen. So haben der amerikanische Paket- und
Briefzusteller FedEx und die Schweizer Adecco, die größte
Zeitarbeitsfirma der Welt, erklärt, dass das Umfeld für ihre Branchen
in den nächsten Quartalen bzw. bis ins nächste Jahre hinein schwierig
bleiben wird.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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