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Schriftsteller Dieter Wellershoff wurde von der NSDAP als Mitglied geführt

Geschrieben am 09-06-2009

Hamburg (ots) - Der prominente deutsche Schriftsteller und
Essayist Dieter Wellershoff, 83, wurde von der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) als Mitglied
geführt. Wie das ZEITmagazin vom 10. Juni berichtet, existiert eine
Karteikarte auf den Namen Wellershoff unter der Nummer 10.172.531 in
der NSDAP-Mitgliederkartei im Bundesarchiv. Der Mitgliedskarte
zufolge wurde die Aufnahme am 20.04.1944 beantragt und erfolgte
rückwirkend zum 20.04.1943. Ein unterschriebener Aufnahmeantrag liegt
nicht vor. Allerdings findet sich der am 03.11.1925 in Neuß geborene
Wellershoff auf einer namentlichen Liste von 368
NSDAP-Aufnahmeanträgen, die am 28. Oktober 1944 von der Gauleitung
Düsseldorf bei der Reichsleitung in München eingereicht wurden.

Wellershoff erlebte das Ende des Kriegs als Wehrmachtssoldat in
der Division Hermann Göring. Nach 1945 arbeitete er für den Rundfunk
sowie als Lektor und Herausgeber der Werke Gottfried Benns. Der
profilierte Schriftsteller ("Der Liebeswunsch") und Essayist ist
Mitglied des PEN- Clubs und wurde mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet.

Das Auftauchen von immer mehr NS-Mitgliedskarteikarten prominenter
Deutscher hatte regelmäßig für Diskussionen darüber gesorgt, ob die
Angehörigen der Jahrgänge 1925-1927 vielleicht ohne eigenes Wissen in
die NSDAP aufgenommen wurden. Zu den Betroffenen gehören Martin
Walser, Dieter Hildebrandt, Siegfried Lenz, Horst Ehmke, Hans Werner
Henze und andere führende Intellektuelle und Künstler der
Bundesrepublik. Wellershoff selbst hatte vor zwei Jahren in einem
SPIEGEL-Essay die Diskussion um die NS-Karteikarten als
"journalistisches Sommertheater" bezeichnet und seine
Generationsgenossen in Schutz genommen. Nun äußerte er sich im
ZEIT-magazin zu seinem Verhältnis als Jugendlicher zur NSDAP: "Vor
diesen braunen Leuten habe ich nur Abscheu empfunden ... Ich kann
mich überhaupt nicht erinnern, dass ich irgendetwas unterschrieben
hätte ... Ich war nicht Mitglied der NSDAP! Ich hätte ja verrückt
sein müssen, am Ende des Krieges einzutreten. Wem hätte ich damit
gefallen wollen können? ... Dass ich den Krieg überlebt habe, das
habe ich versucht zurückzuzahlen, indem ich mich aufklärerisch
verhalten habe."

Unter Experten besteht inzwischen weitgehend Einigkeit, dass ohne
eigenhändige Unterschrift der Betroffenen keine Aufnahme in die NSDAP
möglich war. Der Historiker Armin Nolzen resümierte, für
eigenmächtige Anmeldungen durch HJ-Führer gebe es bis heute "keinen
einzigen empirischen Beweis".

Originaltext: DIE ZEIT
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9377
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