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Börsen-Zeitung: Rückkehr der alten Zeiten, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 05-06-2009

Frankfurt (ots) - Das waren noch Zeiten, mag sich so mancher
Hedgefondsmanager und
US-Investmentbanker sagen, als man am Ölmarkt noch so richtig viel
verdienen konnte. Als der Ölpreis mit den Fundamentaldaten von
Angebot und Nachfrage rein gar nichts mehr zu tun hatte und nur noch
Spielball spekulativer Gelder war, die zuhauf in den Markt strömten.
Als der Ölpreis eigentlich nur den Weg nach oben kannte und bis auf
ein Allzeithoch von 147,27 Dollar je Barrel der US-Sorte West Texas
Intermediate emporschoss.

In den guten alten Zeiten reichte es für kräftige
Preissteigerungen in der Regel schon aus, wenn Analysten einer
renommierten Bank eine neue Studie streuten, die noch höhere Ölpreise
als unvermeidlich darstellte. Wobei die stetige Verteuerung andere
Analysten unter Druck setzte, ebenfalls ihre Prognosen nach oben
anzupassen. Bis zu 200 Dollar wurden damals vorausgesagt - diese
Prognose stammte übrigens von dem US-Institut Goldman Sachs.
Unterstützt von den spekulativen Geldern hatte sich die Rally selbst
immer weiter angeheizt - bis dann der Absturz erfolgte.

Wie es scheint, kehren genau diese Zeiten zum Frohlocken der
Investoren an den Ölmarkt zurück. Am Donnerstag hat Goldman Sachs die
Ölpreisprognose erneut kräftig angehoben, und prompt reagierte die
Notierung mit einem Kurssprung von 5%. Am Freitag ist sie dann auf
ein Siebenmonatshoch von 70,32 Dollar geklettert. Vergessen ist damit
das durch die Krise bedingte Intermezzo, als sich der Ölpreis am 21.
Dezember 2008 bis auf 33,87 Dollar zurückbildete. Seither, also in
nur fünf Monaten, hat sich der Ölpreis mehr als verdoppelt.
Dieses Preisniveau von rund 34 Dollar ist übrigens ein äußerst
interessantes, war es doch von der fast vollständigen Abwesenheit
spekulativer Engagements gekennzeichnet. Die großen Finanzinvestoren
an den Rohstoffmärkten - darunter auch Goldman Sachs - hatten
im Herbst und Winter 2008, also unmittelbar nach der Pleite von
Lehman Brothers im September, ganz andere Sorgen und vor allem keine
freie Liquidität für einen umfangreichen Eigenhandeln in zahlreichen
Assetklassen. Viele Banken kündigten damals sogar an, man werde den
Eigenhandel generell stark herunterfahren. Davon ist aktuell nicht
mehr viel zu hören.

Zugegebenermaßen kam bei dem sehr niedrigen Preisniveau auch eine
bereits absackende Nachfrage hinzu. Gleichwohl lassen die Fakten den
Schluss zu, dass ein allein von Angebot und Nachfrage und nicht von
spekulativen Engagements geprägter Ölpreis nicht sehr weit oberhalb
von 34 Dollar liegen dürfte. Das aktuelle Niveau ist also im
Wesentlichen das Ergebnis einer erneut umfangreichen Spekulation.
Wenn es nach den Analysten von Goldman Sachs geht, setzt sich der
Preisanstieg weiter fort. Bis Ende 2009 könnten 85 Dollar je Barrel
erreicht werden, bis Ende 2010 gar 95 Dollar. Zur Begründung
verweisen die Experten der US-Bank auf eine aus ihrer Sicht
wahrscheinliche Rückkehr der Energieknappheit aufgrund steigender
Nachfrage.

Selbst die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec), der
man als Kartell der Förderländer sicherlich kein Interesse an
sinkenden Preisen nachsagen kann, ist da deutlich zurückhaltender.
Ihr Generalsekretär Abdullah El-Badri hat unlängst ein Niveau von 70
bis 75 Dollar per Ende dieses Jahres als vernünftig bezeichnet. Die
meisten anderen Analysten verweisen zudem auf den nach wie vor sehr
niedrigen Verbrauch, was weitere Preisanstiege aus fundamentaler
Sicht eng begrenzen sollte.

Geflutete Finanzmärkte

Letztlich sind die Chancen aber doch recht hoch, dass das von
Goldman beschriebene Szenario Realität wird. Das hängt aber weniger
von fundamentalen Gegebenheiten ab, als vielmehr davon, ob die
spekulativen Gelder den Markt weiter beherrschen. Danach sieht es
gegenwärtig aus, weil die Finanzmärkte von den Notenbanken in einem
noch nie dagewesenen Maße mit Liquidität geflutet wurden. Es gibt
eigentlich nur eine Unbekannte in dem Spiel: Die
US-Rohstoffbörsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission hat
sich eine stärkere Kontrolle auch des außerbörslichen Derivatehandels
vorgenommen. Ob dies aber zu der von der CFTC gewünschten Eindämmung
exzessiver Spekulation führt, ist fraglich.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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