Werder Bremen-Presseservice: Interview: "Es ist spannend, wie weit es die EINSTEIGERINNEN schaffen!"

Bremen (ots) - Am Freitag, 03.04.2009, startet in Berlin das
viertägige Fußball-Film-Festival "11 mm". Mittendrin: Werder Bremen!
Neben der Übertragung des historischen Europapokal-Hinspiels zwischen
dem BFC Dynamo Berlin und Werder Bremen (Samstag, 04.04.2009, um 18
Uhr) sind die Grün-Weißen auch mit dem Dokumentarfilm
"Einsteigerinnen - ein Jahr für Werder Bremen" (Samstag, 04.04.2009),
um 14.30 Uhr im Festival-Kino "Babylon" in Berlin-Mitte vertreten.
WERDER.DE sprach mit Filmemacherin Silke Rudolph über diesen Erfolg.

FRAGE: Herzlichen Glückwunsch, nach Kino-Premiere und DVD-Start
steht jetzt mit dem ersten Festival-Auftritt der nächste Höhepunkt
ins Haus. Was ist das für ein Gefühl, dass der Film jetzt auch
überregional Beachtung findet?

SILKE RUDOLPH: Die Freude über die Einladung nach Berlin war
natürlich groß. Das ist eine willkommene Zugabe, die wir genießen
werden. Jetzt liegen genau zwei Jahre Arbeit hinter mir. Im März 2007
ging es ja beim ersten Casting-Termin für die neue Frauenmannschaft
los.

FRAGE: Der Film hat nach seiner Kino-Premiere fast ausschließlich
positive Kritiken bekommen. Wie haben sie das Echo erlebt?

SILKE RUDOLPH: Das stärkste Gefühl bisher war sicher der Moment
vor dem mir fast am meisten gegraut hat. Nämlich die Minuten nach der
Kino-Premiere. Man stellt sich schon die Frage, ob man vielleicht
nach all den Stunden im Schnittstudio nicht doch betriebsblind
geworden ist und das Publikum dann doch nicht involviert wird. Aber
dann wurde es eben doch ein sehr schöner Augenblick.

FRAGE: Wie waren die Reaktionen der Hauptfiguren? Fast keine hatte
einen leichten Stand in diesem ersten Jahr bei Werder Bremen.

SILKE RUDOLPH: Wir hatten noch vor der Premiere einige Gespräche
geführt und sie behutsam auf den Film vorbereitet, keine von ihnen
hatte jedoch schon im Vorfeld alles gesehen. Hinterher gab es aber
viele positive Rückmeldungen. Mir war sehr wichtig, dass sie auch
nach der Veröffentlichung des Films zu uns kamen und bestätigt haben,
dass sie sich "wiedergefunden" haben. Aber ein großes Dankeschön gilt
da der gesamten Mannschaft, die uns in all den Monaten wirklich ans
Herz gewachsen ist. Es gab ja auch einige Spielerinnen, die wir
ebenfalls sehr intensiv begleitet haben, die immer wieder Zeit für
uns geopfert haben, deren Geschichte aber dann doch der Schere zum
Opfer fallen musste. Obwohl uns das sehr schwer fiel.

FRAGE: Wie viele Spielerinnen hatten sie denn in diesem ersten
Jahr begleitet?

SILKE RUDOLPH: Acht Frauen haben wir eigentlich konstant
begleitet, aber acht Geschichten sind für 90 Minuten einfach zu viel.

FRAGE: Zu den "Einsteigerinnen" gehört auch Kaddy, die lange nur
mit einer Augenklappe spielen kann. Wie ist es zu dieser
Zusammenarbeit gekommen?

SILKE RUDOLPH: So etwas kann man natürlich nicht planen und wir
hätten uns sicher auch gefreut, wenn es dazu gar nicht gekommen wäre,
weil sie gesund geblieben wäre. Es war eigentlich schon beim Casting
klar, dass Katharina Hamann zu den besten Spielerinnen des Teams
zählen würde, sie erhielt auch als erste überhaupt die Zusage.
Deswegen hatten wir schon zu Beginn viele Einstellungen mit ihr. Als
sie dann nach dem zweiten Spieltag plötzlich ins Krankenhaus musste,
war es zumindest Dokumentarfilmer-Pflicht nachzufragen, ob wir ihren
Weg diskret verfolgen dürfen. Ihre Offenheit und ihr Vertrauen, das
wir keineswegs als selbstverständlich angesehen haben, hat uns dann
dazu bewogen ihrem Part noch etwas mehr Platz einzuräumen.

FRAGE: Gab es auch kritische Stimmen über den Film?

SILKE RUDOLPH: Ohne zu viel zu verraten, darf man festhalten, dass
das Ende heiß diskutiert wurde.

FRAGE: Wieso das denn?

SILKE RUDOLPH: Da hätten sicher einige Zuschauer mehr Jubel
erwartet, denn jedem ist im Rückblick ja klar, dass die Mannschaft
ihre Ziele erreicht hatte. Der Aufstieg in die Regionalliga gelang.
Aber wir haben uns für dieses Ende entschieden, weil wir es genau so
empfunden haben. So wie die Mannschaft letztlich aufgestiegen ist,
blieb ihr der ganz große gemeinsame Jubel versagt. Viele Spielerinnen
hatten den Aufstieg abgehakt und plötzlich waren sie doch dabei.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum diese Aufsteigerinnen sofort
eine Liga höher Fuß gefasst haben. Sie wollten von Beginn an zeigen,
dass es kein Glück war, dass sie jetzt in der Regionalliga spielen.
Das haben sie ja eindrucksvoll geschafft. Wenn ich richtig gesehen
habe, dann haben sie sogar gute Chancen den Durchmarsch in die zweite
Bundesliga zu packen.

FRAGE: Verfolgen Sie die Spiele noch regelmäßig?

SILKE RUDOLPH: Natürlich nicht aus der Nähe wie in der letzten
Saison, aber entziehen kann man sich dem Projekt Frauenfußball bei
Werder nicht. Es ist schon spannend, wie weit die "Einsteigerinnen"
es schaffen werden und welche der Spielerinnen den Weg nach oben wie
lange mitgehen können. Denn es ist ja klar, dass nicht alle den
angestrebten Sprung innerhalb von drei, vier Jahren um zwei Ligen
nach oben, mitmachen können. Schon in diesem Jahr sind es ein paar
andere Gesichter, die die Mannschaft prägen. Aber das ist ja normal,
wenn leistungsorientiert Fußball gespielt wird.

FRAGE: Umso schöner ist es für alle "Einsteigerinnen" über ihre
erste Saison ein solches Zeitdokument bekommen zu haben.

SILKE RUDOLPH: Ich denke, dass es für jeden
Fußball-Interessierten, aber auch für jeden, der sich mit den Themen
Teamgeist, Teamführung und soziale Kompetenz beschäftigt, also zum
Beispiel für Trainer aller Mannschaftssportarten ein ganz seltener
Einblick ist. Denn der Film gewährt eine Nähe, die nicht jedem
erlaubt wird.

FRAGE: Wie verkauft sich der Film nach Erscheinen der DVD?

SILKE RUDOLPH: Obwohl wir optimistisch an die Sache rangegangen
sind, läuft der Verkauf doch überraschend gut. Der Werder-Fanshop hat
direkt nach dem Weihnachtsgeschäft noch einmal DVDs nachbestellt.
Dabei dachten wir, dass sie mit dem ersten Paket locker bis ins
Frühjahr hinein auskommen. Das Interesse ist aber auch nicht
verwunderlich. Wenn man mal die Frauenfußball-Meldungen der
vergangenen Monate anschaut, erwacht da einiges vor der WM.
Frauenfußball boomt. Die weiblichen Sparten in den Fußballclubs haben
enormen Zulauf und mit Hertha BSC hat nun auch fast der letzte
Vertreter der Fußball-Bundesliga eine Kooperation mit einem
Frauenfußballverein oder eine eigene Sparte.

FRAGE: Bei so viel Euphorie hat der Film doch vielleicht auch
Chancen im Fernsehen gezeigt zu werden.

SILKE RUDOLPH: Das ist natürlich schon ein Ziel. Die Chance ist
sicher da, gerade weil die Fußball-Weltmeisterschaft 2011 der Frauen
im eigenen Land vor der Tür steht. Es laufen auch erste Gespräche,
aber bisher gibt es noch nichts Konkretes. Ich lasse mich da
überraschen, wie es weitergeht oder ob sich noch weitere
Interessenten melden. Wir werden den Film sicher auch zu dem einen
oder anderen Festival schicken. Mal sehen, was sich so ergibt. Es
wäre einfach schön, wenn ihn möglichst viele Menschen sehen.

Interview: Norman Ibenthal

Originaltext: Werder Bremen GmbH & Co KG aA
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