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Basler Zeitung: WM-Presseschau - "Am Ende blieben bittere Tränen" (Ausgabe vom 27.6.06)

Geschrieben am 27-06-2006

Basel (ots) - Schweiz scheitert im WM-Achtelfinal an der Ukraine
und scheidet aus

MARCEL ROHR, Köln

Weil es nach 120 Minuten immer noch 0:0 gestanden hatte, musste
ein Penaltyschiessen entscheiden. Doch Marco Streller, Tranquillo
Barnetta und Ricardo Cabanas versagten die Nerven. Die Ukraine gewann
mit 3:0 und trifft nun im Viertelfinal auf Italien.

Um 23.37 Uhr war der Schweizer Viertelfinal-Traum vorbei. Geknickt
stand Keeper Pascal Zuberbühler einen Meter vor der Torlinie und
starrte nur noch traurig in die Luft. Oleg Gussew hatte Sekunden
zuvor eben den entscheidenden Penalty zum 3:0 für die Ukraine
verwandelt. Während sich die Osteuropäer in der einen Ecke des Kölner
Stadions feiern liessen, flossen bei den Schweizer Spielern schon auf
dem Rasen die Tränen der Enttäuschung.
So nahe waren sie dran, so dicht vor dem grössten Triumph der
Geschichte und dann zerstörten ein paar Penalties sämtliche
rot-weissen Träume.

Dass es überhaupt zum Showdown vom Elfmeterpunkt kam, hatte sich
ab Mitte zweiter Halbzeit abgezeichnet. Als die Schritte der Spieler
immer schwerer, der Atem kürzer wurde. Nur drei Tage nach dem
aufwühlenden Sieg über Südkorea wirkten die Schweizer von Beginn an
müde. Nicht die Beine streikten, eher der Kopf. Doch da auch die
Ukraine nur eine kurze Erholungsphase hatte, neutralisierten sich die
Mannschaften weitestgehend im Mittelfeld. «Nur ein Tor hat uns
gefehlt», sinnierte am Ende Köbi Kuhn, «aber das nützt uns jetzt
nichts mehr.» Es war kein fussballerischer Leckerbissen, kein
Spektakel. Dafür ein dramatischer Abnützungskampf, hochspannend,
elektrisierend. Denn das grosse Ziel, der erstmalige Vorstoss in
einen WM-Viertelfinal seit 1954, war zum Greifen nah, obwohl der
Match für Kuhn und seine Mannschaft nicht wie gewünscht begonnen
hatte.

Früher Wechsel. Wie schon in Hannover musste der Coach früh seine
Zentralabwehr umstellen: Johan Djourou, der Ersatz für den an der
Schulter verletzten Philippe Senderos, signalisierte nach einem
Zweikampf Probleme im Adduktorenbereich. Für den 19-Jährigen kam
Stéphane Grichting zu seinem WM-Debüt.
Trotz der Widrigkeiten hatten die Schweizer vor der Pause die
Möglichkeit, die schweren Beine lockerer zu machen Alex Frei traf
mit seinem Freistoss aus über 20 Metern aber nur die Latte. Dass es
auch den Osteuropäern nicht nach Wunsch lief, wurde an Andrej
Schewtschenkos Verhalten deutlich. Immer wieder verwarf der
ukrainische Captain die Hände und stauchte seine Nebenleute lautstark
zusammen. Der schillernde Angreifer, nach einer Knieverletzung längst
noch nicht wieder in Topform, wurde selten bis nie wie gewünscht
lanciert; ein Indiz auch, wie gekonnt die Schweizer unter der Regie
von Patrick Müller verteidigten.

Schweizer Übermacht. Die Mehrheit der 45 000 Zuschauer war erneut
rot-weiss gekleidet, die Unterstützung brillant. Aber der Funken von
den Rängen trieb die Spieler nicht wunschgemäss an. Es war die Elf
von Oleg Blochin, die die besseren Chancen hatte, aber ebenfalls
nicht das Ziel traf.
Null zu null die Dramatik stieg von Minute zu Minute. Noch immer
stand Pascal Zuberbühler ohne Gegentor da, noch immer war der
FCB-Keeper der einzige unbezwungene Schlussmann des Turniers.
Und selbst im Penaltyschiessen wuchs Zuberbühler noch einmal über
sich hinaus. Den ersten Versuch von Andrej Schewtschenko parierte er
souverän.

Vorteil Schweiz. Doch dann klappte gar nichts mehr. Den Schuss von
Marco Streller hielt Ukraines Keeper Schowkowski ebenso wie jenen von
Ricardo Cabanas; dazwischen hatte Barnetta den Ball an die Latte
gedonnert.

«Noch am Morgen», verriet Kuhn, «haben alle drei getroffen in die
andere Ecke. Doch im entscheidenden Moment waren sie wohl etwas zu
nervös.» Unverständlich blieb, warum Kuhn mit Alex Frei ausgerechnet
seinen besten Elfmeterschützen ausgewechselt hatte, und dies erst
noch vier Minuten vor dem Abpfiff.

Doch aus Schweizer Sicht gibt es keinen Grund, traurig zu sein.
Mit den Erfolgen über Togo und Südkorea hat die junge Mannschaft ihre
Pflicht souverän erledigt. Sie hat, wie an der WM 1994 in den USA,
den Sprung in die Achtelfinals geschafft, ehe ganz am Ende die Nerven
versagten. Und sie hat bereits zwei Jahre vor dem grossen Ziel, der
Euro 2008 im eigenen Land, die Vorfreude geweckt. Dafür gebührt ihr
Lob.

Mehr: www.baz.ch/epaper

Originaltext: Basler Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62558
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62558.rss2

Rückfragen bitte an:
Basler Zeitung
Peter Schibli
peter.schibli@baz.ch


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