Börsen-Zeitung: Silberstreif am Horizont, Börsenkommentar "Marktplatz" von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 30-01-2009 |   
 
    Frankfurt (ots) - Die jüngsten globalen Konjunkturdaten sehen gar  nicht gut aus. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, ist das  amerikanische Bruttoinlandsprodukt gemäß der ersten Schätzung  gegenüber Vorjahr um annualisierte 3,8% zurückgegangen. Dass an Wall  Street ein noch schlechterer Wert von -5,4% erwartet worden war, ist  nur ein schwacher Trost. Es ist nämlich schon eine ganze Weile her,  dass der Einbruch der Wirtschaftsleistung der bedeutendsten  Volkswirtschaft der Welt so drastisch ausgefallen ist. Zuletzt war es Anfang 1982 so schlimm gekommen wie aktuell. Zudem ist die Lücke  zwischen dem in der Schätzung ausgewiesenen Wert und den  Analystenerwartungen auf den Lageraufbau zurückzuführen. Amerikas  Unternehmen waren offenbar nicht in der Lage, die Produktion so  schnell wie eigentlich erforderlich herunterzufahren. Rechnet man den Lageraufbau heraus, so ergibt sich ein Rückgang des um diesen Posten  verminderten Bruttoinlandsprodukts von 5,1%, was ziemlich genau den  düsteren Analystenerwartungen entspricht. Bedenklich stimmt auch,  dass der Konsum in den USA im Quartal nun schon zum zweiten Mal in  Folge nachgegeben hat. So etwas hat es zuletzt vor zwanzig Jahren  gegeben.
     Wenig erfreulich sieht es auch in Japan aus. Die  Industrieproduktion ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat um fast 10% eingebrochen, nach dem im November bereits ein Rückgang um 8,5%  verzeichnet worden war. Viele japanische Ökonomen und Analysten  zeigten sich angesichts dieser Zahlen regelrecht erschüttert.
     Auch in der Eurozone ist die Lage alles andere als gut. Spanien  und Griechenland haben bereits ihr Triple-A-Rating verloren, nun  könnte es ein weiteres Land erwischen. Moody's hat gewarnt, dass  Irland den "AAA"-Status einbüßen könnte. Am Markt für Credit Default  Swaps (CDS) wird die Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall irischer  Staatsanleihen inzwischen mit rund 20% angenommen - vor der Krise war dies ein Niveau, das in der Regel nur bei Dritte-Welt-Ländern zu  beobachten war. Gleichwohl sind die Aktienmärkte nicht in einen  steilen Sinkflug übergegangen. Wall Street hatte am Freitag einen  recht freundlichen Start, der Dax pendelte lange um die Nulllinie,  bevor er ins Minus drehte.
     Dass die Wall Street zunächst freundlich reagierte, lag nicht nur  daran, dass sich die Lage etwas besser darstellt als erwartet. Was  die volkswirtschaftlichen Daten betrifft, handelt es sich wohl eher  um einen anderen Effekt: Es ist eine Reihe von Frühindikatoren  hereingekommen, die den Eindruck erwecken, als zeichne sich der erste Silberstreif am Horizont ab. So ist auf US-Seite der Index der  Frühindikatoren des Conference Boards unerwartet gestiegen.
     Zudem gab es erstmals seit längerer Zeit wieder einmal eine  positive Tendenz auf dem US-Häusermarkt. Die Zahl der Verkäufe  bereits bestehender Eigenheime ist im Dezember um 6,5% gestiegen. In  Europa fielen der Ifo-Geschäftsklimaindex, die ZEW-Umfrageergebnisse  und das Geschäftsklima in Frankreich und Belgien recht freundlich  aus. Nach Einschätzung von Analysten ist insbesondere der deutliche  und breit gefasste Anstieg des Ifo-Index positiv zu bewerten, weil  dieser historisch eine hohe Korrelation zum Aktienmarkt aufweise.  Analysten spekulieren, dass die Dividendentitel zur Bodenbildung  ansetzen könnten, da der Aktienmarkt einen konjunkturellen  Aufwärtstrend meist um sechs bis neun Monate vorweg nimmt.
     Allerdings gibt es für dieses hoffnungsvoll stimmende  Marktszenario noch erhebliche Risiken. In den USA könnte eine durch  die gegenwärtigen Massenentlassungen steigende Arbeitslosigkeit noch  deutlich stärker auf den Konsum und damit die Konjunktur  durchschlagen. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind zudem die im  Markt eingepreisten Gewinnschätzungen immer noch zu hoch. Zumindest  in Europa könnten ferner toxische Assets bei den Banken die Staaten  in einem Maß auf den Plan rufen, dass sie mit Blick auf die bereits  hohe Verschuldung überfordert sind. Die meisten Anleger dürften sich  daher noch zurückhalten. Es ist nämlich denkbar, dass es sich nur um  eine Verschnaufpause handelt, bevor sich die Krise verschlimmert und  Konjunktur und Märkte zu einer neuen Talfahrt ansetzen.
     (Börsen-Zeitung, 31.1.2009)
  Originaltext:         Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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