(Registrieren)

Deutsche Marine - Pressemeldung (Feature): Altes Seemannshandwerk immer noch unverzichtbar - Wie eine Wolgasterin auf See mit anderen Schiffen kommuniziert

Geschrieben am 27-01-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Wilhelmshaven - Bunte Flaggen wehen an den Rahen - also an den
Masten - der Boote und Schiffe der Deutschen Marine. Nur wenige
wissen, was sie bedeuten - selbst innerhalb der seefahrenden
Teilstreitkraft ist dieses alte Seemannshandwerk ein Buch mit sieben
Siegeln. Wer sind die Leute, die heute noch fähig sind, nach alter
Art mit Licht zu Morsen oder sich über Flaggensignale zu
verständigen? Wer kann auch moderne Kommunikationstechnik bedienen
und damit die Sprechverbindungen zu anderen Schiffen oder Landstellen
aufrechterhalten? Eine von diesen Spezialisten ist Maat Bianca Kruse.
Die 22-Jährige ist Signälerin auf dem größten Schiff der Marine - dem
Einsatzgruppenversorger "Berlin". Sie steht stellvertretend für alle
ihre Kameraden des sogenannten Signalbetriebs der Marine. Zurzeit
befindet sich die Soldatin mit der "Berlin" auf See - im Nato-Einsatz
im Mittelmeer. Erst in fünf Monaten wird das Schiff zurück in ihren
Heimathafen Wilhelmshaven einlaufen. Bis dahin wird sie ihre Arbeit
tun - mit Wimpeln und Flaggen oder mit Signalscheinwerfern. Die
Wolgasterin sagt: "Ein Schiff ohne Flaggen ist wie ein Fisch ohne
Gräten." Sie erzählt von den Aufgaben der Signäler an Bord. Ihr
Aufgabenspektrum sei vielseitig bunt, so wie die Signalflaggen am
Mast. Die Männer und Frauen der Verwendung Signalbetrieb benutzen oft
allein diesen Fahnenschmuck, um wichtige Nachrichten von Schiff zu
Schiff zu übermitteln. Das ist lautlos - kann nicht unbemerkt
abgehört werden. Dazu brauchen die Männer und Frauen der
Verwendungsreihe 27 - wie der Signalbetrieb bei der Marine offiziell
heißt - vor allem eins: Eine schnelle Auffassungsgabe.

Seit der Antike werden Flaggen genutzt

Bei den Signälern handelt es sich innerhalb der Marine noch um
durchweg echte Seefahrer. Nur die Kameraden vom sogenannten
Decksdienst und von der Navigation sind ebenfalls fast ausschließlich
an Bord von Schiffen und Booten tätig. Wer bei der Marine unbedingt
zur See fahren will, sollte zu einer dieser Verwendungsreihen gehen.
Dabei hat der Signäler eine lange Tradition. Schon in der Antike
nutzten Seefahrer Flaggen zur Befehlsübermittlung oder Verständigung
auf See. Aber auch das ist für Außenstehende ein typisches
Marinebild: In der Dunkelheit leuchten auf dem Meer lange und kurze
Lichtblitze auf. Das Lichtmorsen ersetzt die Flaggen-Kommunikation
zwischen Booten und Schiffen bei Nacht. Nicht mehr im Gebrauch ist
das Flaggenwinken, bei dem ein geübter Soldat mit zwei Flaggen in
seinen Händen sehr schnell alle Buchstaben des Alphabets zu einem
Nachbarschiff übermitteln kann. "Das geht heute mit
Tastfunk-Morsezeichen oder Lichtmorsen wesentlich schneller", so
Kruse.

Signäler werden oft "Blinkis" genannt

Aufgrund der Tätigkeit am Signalscheinwerfer werden die Signäler
an Bord oft "Blinkis" genannt. Das klingt nicht herablassend sondern
eher liebevoll anerkennend - denn kaum jemand versteht diese
scheinbare Geheimsprache. Seit 1. Juli 2007 ist Bianca Kruse eine von
diesen Blinkis. Sie erzählt, wie sie es wurde: "Die dreimonatige
Grundausbildung fand in Bremerhaven an der Marineoperationsschule
statt. Etwa die Hälfte der Zeit verbrachten wir mit der grünen
Ausbildung - also dem militärischen Teil. Die andere Hälfte bestand
aus fachlichem und praktischem Lehrstoff des Signalbetriebs." Direkt
nach der Grundausbildung folgte für die Zeitsoldatin der dreimonatige
fachliche Maatenlehrgang. Maate sind die Unteroffiziere der Marine -
also Fachleute auf Gesellenebene. Rückblickend sagt Kruse: "Es war
eine harte Zeit. Denn wir mussten in allen drei üblichen Verfahren,
also sowohl mit den beiden optischen Mitteln als auch mit dem
Sprechfunk arbeiten. Hinzu kam das Tastenmorsen. Im Gegensatz zur
Grundausbildung waren auf dem Maatenlehrgang statt sechs, acht Wörter
pro Minute zu meistern." Dank der guten Ausbilder sei das aber zu
schaffen gewesen. Das Geschwindigkeitsmessverfahren WPM - das heißt
Wörter pro Minute - basiert auf einem einzigen Wort: Paris.

Wolken ermöglichen Lichtzeichen über den Horizont hinaus

Während dieser Ausbildung hat Kruse für sie vollkommen neue
Erfahrungen gemacht. Sie sagt: "Wer denkt, dass man nur bis zum
Horizont morsen kann, der irrt sich. Wenn die Bedingungen gut sind
und nachts nur eine einzige Wolke in der richtigen Richtung am Himmel
steht, dann können wir gegen diese Wolke leuchten. Wie über ein
Dreieck können dann auch Schiffe hinter dem Horizont noch lesen, was
wir ihnen zu sagen haben". Seit die Mecklenburgerin auf der "Berlin"
ist, verrichtet sie ihren Dienst auf der Brücke und auf dem
Signaldeck, welches auf dem Einsatzgruppenversorger über der Brücke
liegt. "Auf anderen Schiffen, wie zum Beispiel unseren Fregatten,
haben wir in besonderen Fällen auch noch einen Platz in der
Operationszentrale (OPZ), um von dort aus den Sprechfunkverkehr
aufrecht zu erhalten. "Dann führen wir auch das sogenannte
Betriebsbuch. Dort zeichnen wir jeden einkommenden und hinausgehenden
Spruch separat auf - sortiert nach den einzelnen Verfahren. So können
wir auch später noch genau nachvollziehen, was alles kommuniziert
wurde."

Ausgefüllte Arbeitstage an Bord

Ist das Übermitteln von Nachrichten via Flaggen oder Lichtmorsen
noch zeitgemäß? Darauf antwortet Kruse mit einem: "Aber natürlich!",
und weiter, "wenn einmal die Geräte ausfallen sollten, sind die
Einheiten auf die optische Kommunikation angewiesen, um weiterhin im
Verband agieren zu können. Oft geht es auch schneller in Manövern,
wie zum Beispiel während einer Versorgung in See. Müssten wir dann
die ganze Zeit immer wieder in die Brücke rennen, um ans
Sprechfunkgerät zu gelangen, würde dies im Ernstfall viel zu lange
dauern." An Bord hat die junge Frau auch noch ein wichtiges Nebenamt
angenommen. Sie wurde von ihren Kameraden zur Vertrauensperson
gewählt. Das ist ein Zeichen für Anerkennung ihrer Person. Außerdem
ist sie Überstundenbearbeiterin und ist für die Wäschelast auf der
"Berlin" verantwortlich. Da vergeht die Zeit auf See schnell. Doch
auch in den Häfen gibt es für die Signälerin eine Menge zu tun. "Dort
sind wir für die ordnungsgemäße Beflaggung des Schiffs zuständig und
auch für die richtige Beleuchtung." An besonderen Festtagen wird der
große Flaggenkasten komplett geplündert. "In einer genau festgelegten
Reihenfolge werden die Flaggen von vorn nach achtern aufgespannt,
dass nichts reißt und alles gut aussieht. Diese Arbeit kann durchaus
zu einem echten Kraftakt werden", sagt die zierliche Frau.

Bei wichtigen Ereignissen ist Familie da

Ihre Familie ist stolz auf den Beruf Kruses. Besonders ihre
Schwester Sandra unterstützt die Marinesoldatin mit Anteilnahme zu
wichtigen Ereignissen, wie zum Beispiel der Vereidigung. "Sie
studiert in Schwerin. Deshalb freue ich mich immer riesig, wenn sie
mal wieder zum Auslaufen des Schiffs kommt, um zu winken. Ich bin mal
gespannt, wer bei der Rückkehr am Einlauftag an der Pier in
Wilhelmshaven stehen wird."

Autor: Alexander Gatzsche, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Alexander Gatzsche, Presse- und Informationszentrum Marine

Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 00
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

182982

weitere Artikel:
  • Paramount Pictures und Sony Pictures Entertainment geben Start der Dreharbeiten zum 3D Motion Capture Film "Tim und Struppi: Das Geheimnis der 'Einhorn'" am 26. Januar unter der Regie von Steven Spiel Hollywood, Kalifornien (ots/PRNewswire) - - Spielberg produziert mit Peter Jackson und Kathleen Kennedy Paramount Pictures und Sony Pictures Entertainment haben den Start der Dreharbeiten in Los Angeles zum 3D Motion Capture Film "Tim und Struppi: Das Geheimnis der 'Einhorn'" ("The Adventures of Tintin: Secret of the Unicorn") unter der Regie von Steven Spielberg bekannt gegeben. Jamie Bell ("Billy Elliot", "Defiance") verkörpert darin Tim, den unerschrockenen jungen Reporter, dessen unnachgiebige Verfolgung einer guten Story ihn in mehr...

  • Personaldienstleister Randstad erweitert Services für Unternehmen / Innovative und unkomplizierte Mitarbeitersuche auf www.randstad.de Eschborn (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Randstad, Deutschlands führender Personaldienstleister, erweitert zum Jahresbeginn 2009 den Internetauftritt unter der Adresse www.randstad.de mit neuen Services speziell für Unternehmen. Erst im Juli vergangenen Jahres wurde die Randstad Homepage komplett relauncht. Im Mittelpunkt steht seitdem die Online-Jobbörse mit vielen Web 2.0 Elementen (z.B. Videoeinbindung, dynamische Kartenanzeige, etc.) und einer neuen, mehr...

  • Was Venen wirklich wollen / Neu: Kostenloser Ratgeber Bayreuth (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - 22 Millionen Menschen in Deutschland sind von der Volkskrankheit Venenleiden betroffen. Die Erkrankung ist keine Bagatelle. Sie schreitet unbehandelt schleichend fort und erhöht das Risiko, an einer Thrombose oder an einem offenen Bein (Ulcus cruris) zu erkranken. Venenleiden sind nicht heilbar. Sind die Venenklappen einmal defekt und die Venen erweitert, gibt es kein Zurück. Jeder mehr...

  • Das Erste: "Der Dicke" hat seine Arbeit wieder aufgenommen Die Dreharbeiten zu weiteren sieben Episoden der Hauptabendserie im Ersten mit Dieter Pfaff und Sabine Postel begannen am Dienstag in Hamburg München (ots) - Gregor Ehrenberg (Dieter Pfaff) nimmt gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Isabel von Brede (Sabine Postel) die Arbeit wieder auf. Die großen und kleinen Fälle aus der Altonaer Nachbarschaft befremden Isa zwar noch, sie kann aber nicht bestreiten, dass diese neue Herausforderung ihr Spaß macht und etwas anderes ist, als in einer Wirtschaftskanzlei Verträge auszuhandeln. Yasmin (Sophie Dal), Ehrenbergs Assistentin, verliert ihr Herz an einen Mann, der erst noch beweisen muss, dass er ihre Liebe verdient hat. Und Gudrun (Katrin mehr...

  • Internet-Generation schleppt eigene Programme und Handys in Unternehmen ein / Accenture-Studie: Junge Leute erwarten im Büro die Anwendungen und Geräte ihrer Wahl / Der E-Mail blüht die Brief-Zukunft Kronberg im Taunus (ots) - 14- bis 32-Jährige wollen im Beruf über Instant Messaging und Social Network-Plattformen wie Facebook kommunizieren. Mindestens jeder dritte Berufstätige in dem Alter nutzt diese Kanäle für seine Arbeit. Etwa jeder zweite davon tut es ohne Wissen seines Arbeitgebers. Das zeigt eine Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture. Die Hälfte der jungen Berufstätigen arbeitet mit Handys und Smartphones (51 Prozent). Vier von zehn dieser Geräte werden jedoch nicht von mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht