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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Konjunktur/EZB/Leitzins

Geschrieben am 04-12-2008

Bielefeld (ots) - Die Auffassungen darüber, wie sehr die drohende
Rezession Deutschland im nächsten Jahr ins Schlingern bringt, gehen
auseinander. Die einen malen schwarz, sehen die Wirtschaft am Rand
des Abgrundes und tausende Arbeitsplätze in Gefahr.
Andere warnen, die Krise werde herbeigeredet. Wechselseitig würden
sich die Diskussionen über düstere Konjunkturaussichten, die
Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe und die
Konsumzurückhaltung verstärken. Es ist viel Psychologie im Spiel.
Oder besser gesagt: Angst.
Der berechtigte Hinweis, dass es gerade in Ostwestfalen-Lippe nach
wie vor (noch) viele Unternehmen gibt, die zufrieden sind, auch wenn
ihre Auftragsbücher dünner werden, verkennt indes den Ernst der Lage.
OWL ist keine Insel, ebenso wenig kann sich Deutschland dem Sog der
weltweit sinkenden Produktnachfrage entziehen.
Die ökonomischen Verflechtungen sind ohnehin schon komplex genug. Die
Finanzkrise hat das labile Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage
vollends aus dem Lot gebracht. Eines der größten Probleme ist der
Geldfluss, der die Wirtschaft wie Adern eines Blutkreislaufes am
Leben hält.
Wohl auch aus diesem Grund hat die Europäische Zentralbank gestern
den Leitzins massiv gesenkt. Das Geld soll billiger werden, weil
niedrige Zinsen Kredite für Firmen und Verbraucher verbilligen und
die Wirtschaft anschieben können. Allerdings: Ein niedriger Leitzins
allein kann das Problem nicht lösen, wenn sich die Banken weiterhin
gegenseitig aus Sorge vor Verlust kein Geld leihen. Hinzu kommt, dass
viele Kreditinstitute derzeit wegen ihrer zu geringen
Eigenkapitalausstattung Probleme haben, neue Kreditmittel in größerem
Umfang zur Verfügung zu stellen. Das führt zur Kreditklemme. Experten
sehen seit Monaten eine nachlassende Dynamik im Kreditgeschäft.
»Die Finanzierungsbedingungen für die Firmen in Deutschland sind im
dritten Quartal noch einmal schwieriger geworden und eine weitere
Verschärfung ist zu erwarten«, sagt der Chefvolkswirt der Förderbank
KfW, Norbert Irsch. Spätestens zu Beginn des neuen Jahres werde die
Wachstumsrate im Kreditneugeschäft sogar auf Null oder ins Negative
fallen.
Die Situation ist ernst, flankierende Maßnahmen der Bundesregierung
zur Stabilisierung der Wirtschaft daher wichtig. Ob und, falls ja,
wann das gestern auf den Weg gebrachte, aber noch nicht endgültig
beschlossene milliardenschwere Konjunkturpaket greift, ist schwer
vorherzusagen. Verbesserte Abschreibung für Unternehmen,
Steuervorteile für Handwerkerleistungen, und die Aufstockung des
CO2-Gebäudesanierungsprogramms sind gleichwohl sinnvolle Maßnahmen.
Der befristete Erlass der Kfz-Steuer greift dagegen viel zu kurz. So
wird der Autokauf nicht angekurbelt. Nötig wäre eine schnelle
Entscheidung über die künftige Regelung der Kfz-Steuer. Unsinn ist
auch die Debatte über 500-Euro-Einkaufsgutscheine. Diese Geldspritze
würde ein Strohfeuer entfachen, mehr nicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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