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Börsen-Zeitung: Prognosen auf dem Prüfstand, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Geschrieben am 14-11-2008

Frankfurt (ots) - Man kann den ernüchternden Konjunkturdaten der
europäischen Statistikbehörde Eurostat, die Deutschland, Italien und
Spanien am Freitag nach vorläufigen Berechnungen eine Rezession
bescheinigt hat, wenigstens einen positiven Aspekt abgewinnen: Es
herrscht jetzt mehr Klarheit. Somit dürfte die neue Handelswoche
zeigen, ob an Europas Aktienmärkten tatsächlich schon eine Rezession
in die Kurse eingearbeitet worden ist, so wie von vielen
Marktanalysten seit längerem prognostiziert, oder ob sich längst noch
nicht alle Anleger entsprechend positioniert haben. Zumindest die
erste Reaktion auf die vor dem Wochenende veröffentlichten Daten gibt
den Experten recht. Denn: Es gab keine spürbare Reaktion. Dies dürfte
die erhitzten Gemüter an der Börse ein wenig abkühlen.

Welche Signale gehen von dieser moderaten Reaktion der
Aktienmärkte auf diese Zahlen außerdem aus? Leider keine. Dies liegt
vor allem daran, dass Investoren dem Markt so lange fern bleiben
werden, bis eine halbwegs verlässliche Orientierung gegeben ist. Dazu
wird es aber erst kommen können, wenn sich abzeichnet, wie schwer
diese Rezession ausfallen und wie lange sie voraussichtlich andauern
wird.

Anhaltende Verunsicherung

Mit Blick auf die extrem negativen Nachrichten zu
Auftragseingängen und Stimmungsindikatoren sowie die extrem
zurückhaltenden Ausblicke vieler Unternehmen im Laufe der vergangenen
Wochen ist damit in den nächsten Monaten kaum zu rechnen. So hoffen
Marktteilnehmer auch erst für das Frühjahr auf richtungsgebende
Signale. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Erwartungen und
Prognosen der jüngeren Vergangenheit wegen der fortwährenden
Verwerfungen im Zuge der Finanzkrise mit größter Vorsicht zu genießen
waren. Ob die im Frühjahr getroffenen Aussagen also verlässlich sind,
bleibt fraglich. Das wird darüber hinaus für Verunsicherung sorgen.
Aktuell scheinen die Aussichten der Aktienkurse in jedem Fall stark
von den Nöten großer Anleger und dabei vor allem den Hedgefonds
abzuhängen. So setzten seit der Wochenmitte im späten europäischen
Handel stets umfangreiche Verkäufe von US-Anlegern ein, die wohl zu
Recht als Zwangsliquidationen einzuordnen sind. Die Anlagevehikel
haben mit immensen Mittelabflüssen zu kämpfen. Allein im Oktober, als
die Aktienmärkte weltweit unter extremen Abgabedruck geraten sind,
zogen Anleger aus Hedgefonds rund 100 Mrd. Dollar ab, zeigen die
Statistiken des Branchendienstes Eurekahedge. Die Manager dieser
Fonds müssen deshalb nicht selten wahllos Positionen verkleinern oder
sogar schließen. Und davon scheinen nun zunehmend auch Europas
Aktienmärkte betroffen zu sein, nachdem diese Investorengruppe
zunächst vor allem von den Märkten der Schwellenländer Mittel
abgezogen hatte. Nicht umsonst gelten am Markt die Transaktionen der
Hedgefonds zurzeit als besonders großes Risiko, zumal sie aufgrund
der Intransparenz in dieser Branche kaum abzuschätzen sind.

Hohe Volatilität

Denjenigen, die inzwischen mehr Chancen als Risiken erkennen,
spielt diese Entwicklung in die Karten. Speziell an sehr schwachen
Börsentagen wollen diese Anleger, die auf lange Sicht in jedem Fall
höhere Notierungen erwarten, Stücke einsammeln, um sich dann in einem
oder in zwei Jahren über eine ansehnliche Rendite zu freuen. Und so
werden die Indizes in der nahen Zukunft weiterhin so stark auf- und
abwärts schwanken wie in den zurückliegenden Tagen, als dieses
Phänomen bereits zu beobachten war.

Berücksichtigen müssen die optimistisch eingestellten Adressen nun
allerdings, dass Unternehmen zunehmend auf Aktienrückkäufe
verzichten, beziehungsweise bereits laufende Aktienrückkaufprogramme
aussetzen oder stoppen, um das Eigenkapital zu schonen. Zu diesen
Unternehmen zählten zuletzt Zurich Financial Services und die London
Stock Exchange. Für den Gesamtmarkt ist das ein schlechtes Signal. Er
verliert damit einen weiteren Impulsgeber, nachdem zuvor schon die
Zahl und das Volumen der Übernahmen und Fusionen eingebrochen war,
und viele an Wert orientierte Investoren ihre Vermögen lieber in
Festgelder umgeschichtet hatten.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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