(Registrieren)

"Ich bin vor jeder Aufführung nervös" - Klaus Maria Brandauer im Exklusiv-Interview mit Tele 5 // Free-TV-Premiere auf Tele 5: 'Die Geschichte der Dorothy Dandridge, So., 16. November, 20.15 Uhr.

Geschrieben am 11-11-2008

München (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Der Theater-Star (65) spricht im Exklusiv-Interview mit Tele 5
über Halle Berrys Oscar-Triumph, Nervosität im Beruf und
Kopfhautmassagen am Filmset.

Tele 5: Sie spielen in 'Die Geschichte der Dorothy Dandridge' den
in die USA immigrierten österreichischen Regisseur Otto Preminger.
Haben Sie diesen mal kennen gelernt?

Klaus Maria Brandauer: Nein, leider nie persönlich. Aber sein
Bruder Ingo Preminger hat den ersten Film produziert, in dem ich
mitgespielt habe, das war 'The Salzburg Connection' im Jahr 1972.

Hat Ihnen Ingo von seinem berühmten Bruder erzählt?

Er hat erzählt, dass sein Bruder Otto Haarausfall hatte und dass
er ihm vorgeschlagen hat, er solle sich doch eine Glatze schneiden
lassen, dann würden die Haare wieder wachsen. Dem war dann nicht so
und es gab ein längeres Zerwürfnis zwischen den Brüdern.

Haben Sie sich denn für 'Dorothy Dandridge' eine Glatze schneiden
lassen?

Nein, mir wurde deshalb jeden Morgen vor Drehbeginn eine fast
fünfstündige Massage-Kopfbehandlung zuteil, wo man mir über meine
Haare einen ganz feinen Hautersatz legte. Das war furchtbar, weil ich
so früh aufstehen musste, aber auch großartig, weil ich dadurch in
eine fast tranceartige Konzentration hineinkam.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Wenn ich eine reale Person spielen soll, dann weiß ich natürlich
schon im Vorfeld über deren Biografie Bescheid, aber im Grunde läuft
das anders. Als Schauspieler muss ich jede Figur, die ich spiele -
egal ob historisch oder literarisch - nicht nachbilden, sondern neu
kreieren, also auf meine Weise neu schaffen. Dafür muss ich auf mein
eigenes Leben, auf meine eigenen Erfahrungen zurück greifen. Wenn Sie
so wollen, habe ich mich also immer schon mein ganzes Leben auf die
Rollen vorbereitet, die ich gerade spiele. Es war natürlich toll,
sich auf diese Weise einem Menschen wie Otto Preminger anzunähern.
Ich glaube, dass er mit 'Carmen Jones' großen Anteil daran hat, dass
heute ein amerikanischer Politiker von dunkler Hautfarbe
Präsidentschaftskandidat werden konnte. Vor 50 Jahren war es eine
Sensation, dass jemand einen Film macht, bei dem in den Hauptrollen
nur Farbige spielen.

Preminger hat Dandridge später wie eine heiße Kartoffel fallen
gelassen...

In der Tat, so war es. Ein Mensch wie viele andere auch. Er hat
sich erst verknallt in eine fantastisch aussehende und begabte Person
und sich dann zurückgezogen, weil er verheiratet war.

Was braucht es, um ein guter Filmschauspieler zu sein?

Wenn Sie einen Journalisten zu spielen haben, der ein Interview
macht und ich einen Schauspieler, der das Interview gibt, und wir
beide können so reden, wie wir das tun, obwohl die Kamera läuft, sind
wir beide gute Filmschauspieler. Mehr braucht es dazu gar nicht. Film
hat viel mit einer großen Selbstverständlichkeit zu tun und die
wichtigste Aufgabe ist es, diese angesichts des umfangreichen
Apparates immer wieder herzustellen.

Hatten Sie als gestandener Schauspieler bei der Entstehung des
Films der damals recht unbekannten Halle Berry gegenüber Vorurteile?

Ich kannte sie vorher nicht und habe schnell bemerkt, dass sie
eine fantastische Kraft besitzt und auch hervorragend singen und
tanzen kann. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit ihr zu spielen und
mich in sie zu verlieben, nur im Film natürlich!

Halle Berry hat für den Film den Golden Globe bekommen. Haben Sie
ihre Karriere weiter verfolgt?

Sie hat später für 'Monster's Ball' den Oscar bekommen, das hat
mich gefreut. Auch, weil sich so in gewisser Weise der Film 'Dorothy
Dandridge' erfüllt hat und Halle Berry einen Oscar gewonnen hat, was
ja der Dandridge Jahrzehnte zuvor noch verwehrt worden ist.

Wie wichtig sind Ihnen denn Preise?

Es freut mich, weil Preise ja von Interesse und von Respekt zeugen
und es freut natürlich auch die Leute, die mich kennen. Meine
inzwischen verstorbenen Eltern hat es eigentlich immer mehr gefreut
als mich.

Es gibt also keinen Preis, den Sie ablehnen würden?

Das kommt darauf an. Ich war bisher noch nie in der Situation,
über eine solche Ablehnung ernsthaft nachzudenken.

Kürzlich lief wieder der James-Bond-Film 'Sag niemals nie' im
Fernsehen Schauen Sie sich so was noch an?

Es passiert eher zufällig, im Fernsehen oder im Flugzeug, dann
schaue ich auch mit Freude hin. Ich arbeite ja gern und viel und bin
deswegen eher mit den Dingen befasst, die mich gerade beschäftigen.

Können Sie sich denn vorstellen, dass Sie dem Schauspielberuf
irgendwann Adieu sagen?

Ich weiß gar nicht, dass ich ihn habe und wie ich dazu kam. Das
ist eine Parallelerscheinung meines Lebens.

Welche Art von Film käme für Sie niemals in Frage?

Ich würde es lieber andersrum formulieren, ich muss eine Haltung
zu den Dingen, einen gesellschaftlichen Beweggrund spüren, dann bin
ich gern dabei. Das ist die grundsätzliche Voraussetzung für eine
Arbeit.

Zum Beispiel?

Bei den drei Filmen, die ich zusammen mit István Szabó gemacht
habe, ist das so - "Mephisto", "Oberst Redl" und "Hanussen". Ich bin
überhaupt nicht gegen Unterhaltung, im Gegenteil, darauf hat der
Zuschauer natürlich ein Anrecht. Aber die Haltung der Leute, die
einen Film machen, muss im Endprodukt zu spüren sein.

Generell scheinen Sie der Filmschauspielerei nicht so viel
abgewinnen zu können.

Film ist so eine wunderbare Möglichkeit - aber ich habe das Medium
nie als meine Hauptsache begriffen. Ich habe diese Situation auf der
Theaterbühne irrsinnig gern: drei Wände um mich herum sind stumm und
die vierte Wand atmet. Dennoch: als Don Karlos oder Hamlet können sie
vielleicht tausend Leute erreichen, im Film bestenfalls Millionen,
das hat schon eine große Faszination.

Ich habe gelesen, dass Sie gerne mit Kubrick gearbeitet hätten?

Kontakte gab es immer wieder. In einer Zeitung war zu lesen, das
hätte die Krönung meiner Laufbahn sein können. Mit Verlaub, von
Sydney Pollack bis Istvan Szabó, das ist ja auch was. Man kann ja das
Leben nicht an dem messen, was nicht stattgefunden hat, sondern nur
an dem, was war! Andernfalls würden ja wir alle ziemlich schlecht
abschneiden, oder?

Warum haben Sie Ihre Schauspielausbildung nach nur zwei Semestern
abgebrochen?

Ich habe nicht wirklich abgebrochen, sondern eines Tages war ein
Intendant da, der nach einem Darsteller für ein Shakespeare-Stück
suchte. Einer der Schauspielschüler sprach vor, ich musste als Eleve
sein Dialogpartner sein, woraufhin der Intendant sagte: "Den nehme
ich!" Der Schüler kam runter, doch der Intendant winkte ab. "Nicht
Sie, ich meine den Kleinen da!" Damit meinte er mich. Weil ich gerade
Vater wurde, habe ich gedacht, es ist nicht schlecht, etwas Geld zu
verdienen. Also habe ich im Alter von 19 Jahren am Geburtstag meines
Sohnes Christian meinen ersten Theatervertrag unterschrieben. Und
seit dieser Zeit bin ich dabei.

Zurzeit spielen Sie in 'Der zerbrochene Krug' den Dorfrichter
Adam. Was zieht Sie auch heute wieder auf die Bühne?

Ich glaube, dass Theater heute noch genau so wichtig ist wie
früher und vielleicht steigt seine Bedeutung sogar wieder. Wir leben
in einer Zeit der absoluten Reizüberflutung auf allen Ebenen. Dagegen
setzt Theater einen völlig anderen Entwurf. Zwei Stunden
Konzentration auf eine Geschichte, die wenn sie gut erzählt wird,
Unterhaltung und Belehrung bietet. Daran mitzuwirken bedeutet mir
wirklich sehr viel.

Schalten Sie auch bewusst ab vor einer Theater-Aufführung?

Es gibt Kollegen, die kennen kein Lampenfieber. Bei mir ist das
nicht so. Ich bin ziemlich nervös vor jeder Aufführung. Wäre ich das
nicht, würde ich nicht in die nötige Konzentration gelangen. Es kommt
so viel zusammen, was stimmen muss. Man darf sich nicht belügen, denn
dann hat man keine Chance beim Publikum. Wer sich mit wenig zufrieden
gibt, bekommt auch wenig zurück.

Interview: Steffen Wulf, Tele 5

Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung (auch auszugsweise)
honorarfrei nur bei aktuellem Programmhinweis auf Tele 5 und bei
Nennung der Quelle.

Wir lieben Kino.
Tele 5. Der Spielfilmsender

Originaltext: Tele 5
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/43455
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_43455.rss2

Pressekontakt:
Bei Rückfragen:
Steffen Wulf, Jochem Becker
Tel. 089-649568-174, -176, Fax. -119,
E-Mail: presse@tele5.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

169864

weitere Artikel:
  • Ruth Maria Kubitschek exklusiv in Schöne WOCHE: "Ich bewundere Hausfrauen" Hamburg (ots) - Im Interview mit Schöne WOCHE spricht die Schauspielerin über ihr Leben, ihre Bewunderung für Hausfrauen und über Inka Bause. Ruth Maria Kubitschek (77) spielt in ihrem neuen Film "Mamas Flitterwochen" (14.11.2008; ARD) eine Frau, die im Herbst ihres Lebens noch einmal vor den Traualtar tritt. Trotz Langzeitbeziehung mit Traumschiff-Produzent Wolfgang Rademann (73) und Spaß an der Rolle als Braut sagt sie in Schöne WOCHE: "Es war schön. Aber nur, weil ich das Brautkleid trug, habe ich nicht den Wunsch, zu heiraten. mehr...

  • Programmvorstand Hans Seger verlässt Premiere zum 31. Januar 2009 München (ots) - 11. November 2008. Programmvorstand Hans Seger verlässt Premiere auf eigenen Wunsch zum 31. Januar 2009. Der Aufsichtsrat hat der Bitte von Hans Seger entsprochen. Hans Seger: "Ich habe bei Premiere acht aufregende und spannende Jahre erlebt. Ich habe diese Zeit genossen. Es ist für mich persönlich keine leichte Entscheidung das Unternehmen zu verlassen, aber die Zeit ist reif, neue Herausforderungen anzunehmen. Ich wünsche Premiere und seinen Mitarbeitern eine erfolgreiche Zukunft." Mark Williams, Vorstandvorsitzender mehr...

  • obs-Awards 2008: Kindermissionswerk "Die Sternsinger" für bestes PR-Bild des Jahres ausgezeichnet Hamburg (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ist für das beste PR-Bild des Jahres aus Deutschland und der Schweiz ausgezeichnet worden. Mit dem Motiv "Abstieg in die Unterwelt" erzielte das Kinderhilfswerk der katholischen Kirche den ersten Platz des Branchenwettbewerbs obs-Awards 2008 der dpa-Tochter news aktuell. Das Bild zeigt eine obdachlose Mutter mit ihrem Kind in einem Einstiegsloch zum mehr...

  • WDR gewinnt zwei Preise beim obs Award 2008 von news aktuell - Szenenfoto "Contergan" und WDR-Fotomotiv für ARD-Themenwoche "Mehr Zeit zu leben - Chancen einer alternden Gesellschaft" Köln (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Der Westdeutsche Rundfunk hat beim diesjährigen Wettbewerb um den obs-Award 2008 zwei Preise gewonnen. Für den Branchenwettbewerb konnten Pressestellen und PR-Agenturen die besten Bilder einreichen, die sie im Rahmen ihrer Pressearbeit eingesetzt haben. In der Kategorie "Programm- und Zeitschriften-PR" erhielt Willi Webers Szenenfoto zum ARD-Zweiteiler "Contergan" (Das Erste, 7. und 8. mehr...

  • AVG-Pressemitteilung über Probleme nach dem Produkt-Update Amsterdam, Niederlande, November 12 (ots/PRNewswire) - AVG arbeitet zurzeit an der Beseitigung eines Fehlers, der bei bestimmten Windows-Sprachversionen nach dem Installieren des neuesten Updates für AVG 7.5 und AVG 8.0 auftritt. Das Problem betrifft sowohl die im Handel erhältlichen Vollversionen als auch die kostenlosen Versionen des Programms. Einige Nutzer erhielten nach dem Update fälschlicherweise die Mitteilung, dass die Windows-Systemdatei user32.dll (Version 5.1.2600.3099) mit einem Trojaner infiziert sei, und wurden aufgefordert, mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht