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Börsen-Zeitung: Verhängnisvolle US-Strategie, Kommentar von Stefan Kroneck zur verschärften Ertragskrise bei BMW

Geschrieben am 04-11-2008

Frankfurt (ots) - Die verschärfte Ertragskrise von BMW hat die
Schwächen des Konzerns deutlich vor Augen geführt. Manager neigen
dazu, die zunehmenden Probleme im eigenen Haus auf die eskalierten
Finanzmarktturbulenzen zurückzuführen, um von eigenen Versäumnissen
abzulenken. BMW bildet hier keine Ausnahme. Auch Vorstandschef
Norbert Reithofer macht die Bankenkrise zum großen Teil für die
Misere verantwortlich.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. BMW bezahlt heute einen hohen
Preis für verhängnisvolle Fehler der Vergangenheit. Die Münchener
schoben in den vergangenen Jahren vor allem in den USA den Absatz
aggressiv über günstige Leasingraten an, wobei die Restwerte der
zurücklaufenden Gebrauchtwagen sehr hoch angesetzt wurden. Zu hoch,
wie sich jetzt im zusammenbrechenden US-Markt herausstellt. Zu den
ohnehin hohen Dollar-Risiken gesellen sich nun operative
Unwägbarkeiten, die sich in einer steigenden Risikovorsorge spiegeln.
Die Folge sind Mehrbelastungen von bisher 1 Mrd. Euro, die große
Löcher in die Bilanz reißen.

Hält die Flaute an, werden auf den Autobauer weitere
Abschreibungen in ungeahntem Ausmaß zukommen. BMW trifft die Krise
besonders hart, weil die USA zum größten Absatzmarkt vor Deutschland
ausgebaut wurden. Die Münchener kommen dort im Verhältnis zum
gesamten Verkaufsvolumen mit 23% auf eine höhere Absatzquote als die
Wettbewerber Audi (9%) und Daimler (20%).

Reithofer hatte als früherer Produktionsvorstand den
US-Expansionskurs seines Amtsvorgängers Helmut Panke mitgetragen. Nun
ist er gezwungen, rascher als geplant gegenzusteuern, um Schlimmeres
zu verhindern. Da operativ wegen des Abschwungs auch 2009 nichts zu
holen ist, muss er stärker an der Kostenschraube drehen. Ein weiterer
Stellenabbau ist unvermeidbar.

Ungemach droht auch von anderer Seite. Wegen der Finanzkrise ist
BMW künftig höheren Refinanzierungskosten ausgesetzt. Reithofer
vertraut zwar auf die Stärke des Konzerns, jedoch schlummern in der
Bilanz aufgrund von Finanzschulden über 28 Mrd. Euro zusätzliche
Risiken, die Sprengkraft besitzen. Schließlich refinanziert BMW knapp
die Hälfte der verkauften Fahrzeuge. Angesichts der prekären Lage
muss BMW aufpassen, neun Jahre nach dem Ende des Rover-Debakels nicht
wieder ein Restrukturierungsfall zu werden.

(Börsen-Zeitung, 5.11.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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