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Westdeutsche Zeitung: Angeschlagene Postbank bittet die Aktionäre zur Kasse - Schutzschirm hat Konstruktionsfehler = Von Ingo Faust

Geschrieben am 27-10-2008

Düsseldorf (ots) - Überraschend stand gestern die Postbank am
Abgrund. Sie offenbarte erstmals, einen großen Posten Papiere der
US-Pleitebank Lehman im Portefeuille zu haben und meldete fast eine
halbe Milliarde Euro Verluste. Doch statt unter den staatlichen
Schutzschirm zu schlüpfen, den der Bund für solche Fälle aufgespannt
hat, bittet sie zur Lösung des Problems ihre Aktionäre zur Kasse. Das
ist verwunderlich, denn über ihren Großaktionär Deutsche Post ist
diese Bank noch zu großen Teilen staatlich. Also selbst staatsnahe
Banken meiden wie bisher der Privatsektor die Staatsknete.

Ganz auf der Linie seines künftigen Chefs Josef Ackermann - die
Deutsche Bank will ab 2009 das Bonner Institut sukzessive übernehmen
- plädierte Postbank-Chef Wolfgang Klein für privatwirtschaftliche
Lösungen. Auch im Falle der Zuspitzung der Krise lehnte er
Staatshilfe ab.

Der Fall zeigt erneut, dass Merkels eilig zusammengezimmerter
Schutzschirm Konstruktionsfehler hat. Der größte dürfte sein, dass
Deutschland anders als das Ausland auf absolute Freiwilligkeit setzt.
Die Banken können Hilfe annehmen, oder es lassen.

Die Amerikaner sind da rigoroser. Sie verordnen ihren Banken
zwangsweise Staatskapital, damit ihr Finanzmarkt wieder rund läuft
und keine Kreditklemme für Privatleute und Industrie auftaucht. Die
Briten sind das Problem sachlicher angegangen. An allen Banken, die
eine Kernkapitalquote von unter neun Prozent aufweisen, beteiligt
sich automatisch der Staat. Das Kernkapital ist quasi das
Eigenkapital einer Bank und zeigt an wie viel Prozent der
herausgelegten Kredite mit Eigenmitteln gedeckt sind. Nach dieser
Definition wären praktisch alle deutschen Banken bereits unter dem
Schutzschirm - höchsten die Deutsche Bank mit 9,3 Prozent noch nicht.
Die Postbank dagegen mit 5,5 Prozent erreicht eine Quote, bei der
bald die Finanzaufsicht einschreiten sollte.

Angesichts der sich verschärfenden Finanzkrise sollten die
Privatbanken ihre Scheu ablegen, sich mit der Annahme der Hilfen als
schwächelnd zu outen. Der Bankensektor sollte gemeinsam die
angebotenen Milliarden abrufen, denn auch international werden die
Plätze unter "gepäppelten" Banken neu verteilt. Falls das weiter
nicht geschieht, muss bald die "Zwangsbeglückung" folgen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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